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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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mit Gabriel – und diesem anderen Kerl, McWhirter oder so ähnlich.»
    Tarrant zuckte die Achseln. «Modesty hat es nicht überrascht, daß sie entwischt sind. Anscheinend ist Gabriel durchaus der Mann, der immer ein höchstpersönliches Hintertürchen für sich offenhält. Haben Sie herausgefunden, was für eine Art Boot es ist, das er unter den Westklippen versteckt hatte?»
    «Ein fünf Meter langes Kabinenboot. Mit einer Menge Treibstoff. Wenn sie bis zur Küste Syriens kommen, ohne aufgegabelt zu werden, würde ich keinen roten Heller darauf verwetten, daß man sie erwischt.»
    Tarrant nickte zustimmend. «Macht sich Modesty Sorgen, daß Gabriel frei ist – ich meine, um ihretwillen?» fragte er.
    «Nein.» Hagan zündete sich eine Zigarette an. «Ich glaube, daß sie sich überhaupt nicht viel Sorgen über das Morgen oder Übermorgen macht. Und jedenfalls sagt sie, Gabriel unternimmt nichts, das nicht Profit bringt. So sei er eben eingestellt.» Sie saßen eine Weile schweigend da, dann sagte Hagan: «Glauben Sie, daß Sie Modesty irgendwann einmal wieder dazu bringen, daß sie für Sie arbeitet?»
    «Irgendwann einmal, ja. Aber eine Zeitlang nicht. Wissen Sie, Modesty ist nicht meine Agentin. Sie gehört niemandem.»
    «Das stimmt. Sie gehört niemandem.» Hagan starrte zu Boden. «Haben Sie viele Agentinnen fix angestellt?»
    «Nur einige. Ein paar sind sehr gut. Aber normalerweise operieren sie in weniger stürmischen Gewässern als diesen hier.» Tarrants Geste umfaßte die Insel und damit alles, was sich hier abgespielt hatte.
    «Das will ich hoffen», sagte Hagan ausdruckslos.
    «Denn das war keine Aufgabe für eine Frau – ja nicht einmal für einen Mann, den ich nennen könnte.»
    «Das wußte ich nicht, als wir sie einsetzten, und als ich versuchte, sie herauszuziehen, wollte sie nicht aufgeben. Sie hatte recht, Hagan. Schließlich funktionierte es ja doch.»
    «Diesmal. Das nächste Mal könnten Sie sie töten.»
    «Es gehört zu meinem Beruf, andere Menschen zu riskieren – es ist der schwerste Teil daran», erwiderte Tarrant. «Aber ich muß die besten verfügbaren Werkzeuge benützen. Ich werde Modesty wieder verwenden, wenn sie es mir erlaubt, weil sie einmalig ist.» Er sah Hagan an. «Sie wissen, warum. Man kann ein Mädchen von der Universität oder aus einem Schreibzimmer holen; wenn es das richtige Potential hat, kann man es die Spionage- und Kampfschulung absolvieren lassen und eine verdammt gute Agentin aus ihr machen. Aber eine Modesty Blaise kann man nicht produzieren. Dazu bedurfte es eines selten vorkommenden Potentials und etlicher zwanzig Jahre unbarmherziger Abhärtung, um sie zu schaffen – es bedurfte ihres ganzen Lebens, so weit sie zurückdenken kann.»
    Modesty kam in den Hof und schob Willie Garvin in einem uralten Rollstuhl vor sich her. Willie war reingescheuert und trug ein langes weißes Krankenhemd, das sich an seinem verwundeten Schenkel über einem dicken Verband wölbte. Auch Modesty war jetzt wieder sauber. Sie trug Kleidung, die sie in einem der Räume von Gabriels Leuten gefunden hatte – ein gelbes, viel zu großes Hemd, graue Baumwollhosen, deren Aufschläge aufgekrempelt waren, und plumpe Sandalen. Das Haar hatte sie lose zurückgebunden, und sie trug keine Spur Make-up.
    Willies Gesicht unter dem feuchten Haargewirr war sehr weiß, aber seine Augen waren klar. Für eine Weile hatten die eben durchgestandenen Schmerzen die Müdigkeit vertrieben.
    «Gerade nur eine halbe Stunde, Prinzessin», bettelte er. «Ich möchte ein bißchen in der Sonne sitzen.»
    «Schön – aber wirklich nur eine halbe Stunde.» Sie blieb mit dem Rollstuhl neben Tarrant und Hagan stehen, die aufgestanden waren. «Dann aber heißt’s schlafen gehen, Willie.»
    «Du auch, Prinzessin.»
    «Ich auch.» Sie sah Tarrant an. «Würden Sie eine halbe Stunde auf Willie aufpassen?»
    «Herzlich gern, meine Liebe.» Er warf einen Blick über den Hof auf die lange Reihe der Toten. «Wir haben eine Menge zu reden. Ihr scheint eine anstrengende Nacht hinter euch zu haben.»
    «Es hat ganz ruhig angefangen», sagte Willie, «aber später kam Tempo in die Sache.» Eine Spur Besorgnis umwölkte sein Gesicht. «Ich hoffe, wir haben diese guten alten Mönche nicht allzusehr aufgeregt, Sir G.»
    «Ich glaube nicht», antwortete Tarrant. «Nicht unter den gegebenen Umständen. Schließlich – ‹Sie haben die Gottlosen in großer Macht und gedeihen gesehen wie einen Lorbeerbaum.› Psalm
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