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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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Tasche seiner Windjacke. Sie trug das Gewehr an dessen Gleichgewichtspunkt in der linken Hand, trat an Willies linke Seite und legte ihren freien Arm um seine Taille.
    «Arm um meine Schultern, Willie. So ist’s recht. Jetzt bestimme das Tempo.»
    Langsam bewegten sie sich auf die ferne Inselspitze zu. In fünf Minuten war Modestys Arm naß von Willies Schweiß, der durch sein Hemd und das leichte Gewebe der Windjacke drang. Sie sprachen nicht. Es gab nichts zu sagen, es galt nur die langsame, mühselige Reise zu machen, den Geist in sich zurückzuziehen, die Phantasie auszuhungern und die Zeit zu vergessen.
    Auf halbem Weg des steinigen Pfades lag eine schattenlose Strecke, hundert Meter lang, die über die ganze verringerte Breite der Insel von Strand zu Strand reichte. Sie war flach, kein Felsblock, keine Bodenerhebung boten Deckung.
    Sie traten in das gleißende Mondlicht hinaus. Hier war weicher Sand, der den hinkenden Schritt noch verlangsamte.
    «Nur mehr diese Strecke, dann rasten wir», keuchte sie.
    «Es geht prima.» Schweiß tropfte von seinem Kinn, und sie spürte, wie er vor quälenden Schmerzen zitterte.
    «Ich glaube, ich muß rasten», sagte sie. «Du bist ein schwerer Brocken, Willie.»
    Etwas ließ den Sand knapp rechts vor ihnen aufsprühen, und einen Bruchteil später kam das Geräusch des fern abgefeuerten Schusses nach.
    «Hetz dich nicht», sagte sie ruhig, als er sich bemühte, schneller zu gehen. «Auf tausend Meter müssen sie schon mächtig Glück haben, wollten sie treffen.» Von hinten kamen vier weitere Schüsse und eine Salve automatischen Feuers, als sie über das letzte Stück Düne und in den Schutz der Felsen stolperten. Die Schüsse waren weit gestreut und das automatische Feuer zu kurz gezielt. Modesty sank hinter einem niedrigen Kamm in die Knie und ließ Willie so sanft, wie sie vermochte, zu Boden gleiten. Mit einem schmierigen Taschentuch wischte sie ihm den Schweiß vom Gesicht.
    Im Westen tanzten verstreute Lichtpünktchen durch die Dunkelheit, als unsichtbare Männer sich den Hang vom Kloster herab bewegten. Sie hob die Lee Enfield auf, nahm das Magazin heraus und drückte auf die Patronen, um die Spannung zu prüfen. Sie gaben wenig nach, und sie schloß daraus, daß das Magazin noch zumindest sieben Schuß enthielt.
    «Du wirst weiterkriechen müssen, Willie», sagte sie und ließ das Magazin zurückschnappen. «Ich kann sie gut zehn Minuten lang auf diesem Bodenstreifen zurückhalten. Wenn ich dich einhole, müßtest du der Barkasse schon ziemlich nahe sein.»
    Sein Gesicht war nachdenklich, als er die Möglichkeiten abschätzte. Dann nickte er. «In Ordnung, Prinzessin.» Sie sah ihm nach, als er in gutem Tempo fortkroch, das verwundete Bein nachziehend. Die Lichter längs des Wegs zum Kloster waren nun näher gekommen und begannen sich in einer Linie zu entfalten. Mindestens dreißig Männer, dachte sie; Gabriel hatte für diesen Job eine Armee aufgebaut. Aber als Einsatz für zehn Millionen Pfund war es das wert. Sie fragte sich, ob Gabriel wohl selbst in der Front der Männer war, die sich auf sie zubewegte.
    Sie legte sich hinter den niedrigen Felskamm hin, die Beine gegrätscht, und brachte das Gewehr in Stellung. Der Kamm hatte eine leichte, V-förmige Einbuchtung und gewährte damit sowohl genügend Seitenrichtung als auch gute Deckung. Sie stellte das Visier auf achtzig Meter ein und befeuchtete das Korn mit dem Daumen, damit es glitzerte. Sie hatte gutes Schußlicht, weil der Mond hinter ihrer rechten Schulter stand. Als sie mit einem Auge den Lauf entlangblickte, war die Sicht klar.
    Sie senkte das Gewehr und wartete.

20
    Es dauerte fünf Minuten, bis der erste auf die schattenlose Strecke heraustrat, um sie zu überqueren. Er trug eine Taschenlampe und hatte eine Maschinenpistole unter den Arm geklemmt.
    Modesty legte ihn mit einem Kopfschuß um, bevor er noch fünf Schritte getan hatte, und sofort ertönte auf der ganzen Linie der Verfolger Geschrei. Die Lichterreihe verschwand. Es kamen einige aufs Geratewohl abgefeuerte Schüsse und eine Salve automatischen Feuers, aber die Männer schossen ins Blinde, nichts kam Modesty auf Meter nahe.
    Sie wartete, den Mittelfinger locker um den Hahn gekrümmt, den Zeigefinger unter der Sperre ausgestreckt, bereit, sie zu einem Schnellfeuer auszulösen. Es war zwar nicht die konventionelle Art des Feuerns, aber die Methode, mit der sich eine lächerlich kleine Kampfgruppe im Ersten Weltkrieg einen furchterregenden Ruf
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