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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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Schüsse. Die Männer draußen wurden nervös. Zwischen jemandem an einem Fenster und den Männern, die die Ausgänge bewachten, wurde hin und her gebrüllt, dann war es wieder still.
    Modesty berührte Willies Schulter und begann eine seichte Rinne in dem zerklüfteten Fels entlangzurobben. Fünfzig Meter von der Klostermauer entfernt kam ein Abhang. Sie konnte links in der Dunkelheit Gestalten erkennen – Männer, die eine Ausfalltür bewachten.
    Der Abhang wurde steiler. Sie konnten jetzt aufrecht stehen, von dem Felskamm verborgen. Modesty beschrieb mit der Hand eine nach Osten weisende Kurve. Willie nickte. Dieser Weg würde sie zum Fuß der Stufen bringen, die zum Kloster hinaufführten.
    Modesty und Willie stiegen in gleichmäßigem Tempo den zerklüfteten Abhang hinunter und waren fünf Minuten später auf ebenem Boden. Ostwärts erstreckte sich die schmale Insel, in blasses Mondlicht getaucht, in ihrer ganzen Länge. Verstreute Felsblöcke und aus dem Boden ragende Felsen warfen lange Schatten. Sie hörte Willie vor Befriedigung leise knurren. Die Schatten würden ihnen auf dem Weg zur Inselspitze viel Deckung bieten.
    Das Geräusch eines Schusses riß Modesty automatisch herum, und in dem gleichen Augenblick, in dem Willie niedersank, feuerte sie. Das Krachen der Magnum folgte so dicht auf den ersten Schuß, daß beide fast wie einer klangen. Der Mann, der dreißig Schritte links hinter ihnen auf dem gerundeten Kamm eines Erdhügels als Silhouette stand, fiel langsam nieder. Es kam ein metallisches Klappern, Klirren und Rattern, als etwas den Abhang herabrutschte und zwei Meter vor Modestys Füßen liegenblieb. Es war ein Gewehr, eine Lee Enfield .303.
    Willie lag auf der Seite und hielt mit beiden Händen seinen linken Oberschenkel dicht an der Leistengegend gepackt. Modesty legte die Magnum nieder, riß die Lee Enfield an sich, zog die Sperre einmal an, ging auf die Knie und wartete.
    Das erste Gewehr, mit dem sie je umgegangen war, war das gleiche Modell gewesen, die SMLE. Obwohl es Jahrzehnte alt war, war es noch immer eine herrliche Waffe, widerstandsfähig und exakt.
    Es verging eine volle Minute, und es kam weder Geschrei noch irgendeine Bewegung, überhaupt kein Geräusch. Sie war nicht erstaunt darüber, denn sie kannte die seltsamen Zufälle des Kampfes. Man hatte die Schüsse wahrscheinlich für Nervosität gehalten, wie das die früheren tatsächlich gewesen waren.
    Willie flüsterte heiser: «Der olle Mönch muß einfach glatt durchkommen, denn ich hab tatsächlich einen Segen gehabt.»
    Sie legte das Gewehr hin, nahm Willies übriggebliebenes Messer aus der Scheide und schlitzte sein Hosenbein vom Schenkel bis zum Knöchel auf. Sorgfältig schnitt sie den Stoff knapp unter seinen Händen und am Rand des Stiefels ab und zog dann das ganze Hosenbein weg. «Jetzt laß einmal sehen, Willielieb.»
    Langsam lockerte er seinen Griff oberhalb der Wunde. Das Blut floß schnell, quoll aber nicht stoßweise heraus wie aus einer Arterie. Er drückte die Hände wieder an. Modesty tastete die Rückseite des Schenkels ab und seufzte erleichtert auf, als ihre Finger das zerfetzte Fleisch des Lochs fanden, wo die Kugel ausgetreten war. «Glatter Durchschuß», sagte sie. «Muß den Knochen verfehlt haben.»
    «Schwein gehabt.»
    Sie schlitzte die rechte Schulter seiner Windjacke fünf Zentimeter weit auf und nahm das sterile Heftpflaster heraus, das als Wattierung diente. Als es auf der Wunde lag, schnitt sie einen breiten Streifen von dem Hosenbein ab, drehte es zu einem Strick und knotete ihn oberhalb der Wunde locker um das Bein. Dann nahm sie das zwanzig Zentimeter lange Rohr des zusammengeklappten Bogens aus der Tasche und benützte es, um die Aderpresse festzudrehen.
    «Halte das eine Minute lang, Willie.» Sie schnitt zwei schmalere Streifen aus dem Tuch und band sie um den Schenkel über und unter der Aderpresse, um das Rohr fest in seiner Querlage zu halten.
    «Danke, Prinzessin. Wollen sehen, wie das Bein funktioniert.» Sie half ihm auf die Füße und hielt ihn, als er vorsichtig sein Gewicht auf dem Bein ausprobierte. Es gab nach, und sie schob ihre Schulter unter seinen Arm, um ihn zu stützen.
    «Tut mir leid. Muß einige Nerven erwischt haben.
    Ich kann gerade nur stehen, aber gehen kann ich nicht.»
    «Macht nichts. Halte dich im Gleichgewicht, während ich die Sachen einsammle.»
    Er lehnte sich an den Felsen. Modesty schob das Messer in die Scheide, hob die Magnum auf und steckte sie in die
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