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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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Herdes emporwand. Seine Gesten deuteten an, daß dieser Weg sicherer sei als die Haupttreppe.
    Modesty nickte und lächelte, steckte den Colt Python in ihr Schlaufenhalfter und nahm den Revolver des Wächters an sich. Es war ein neuer Smith & Wesson .44 Magnum, ein schwerer Doppellaufrevolver mit fast vierfacher Leistung eines .38 Spezial. Alle sechs Zylinder waren geladen.
    Als sie mit Willie durch die Küche ging, segnete sie der Mönch mit einer Geste, sank dann langsam in die Knie und begann zu beten.
    «Alles, was dir noch übrigbleibt, Freundchen», kommentierte Willie nüchtern und folgte Modesty die enge Wendeltreppe hinauf.
    Gabriel stand am Rand der langen Steingalerie und sah zu Mrs. Fothergill hinauf. Auf dem hellen Helm ihres Haars glitzerte Licht, als sie schlaff unter dem Flaschenzugrad hin und her schwankte.
    Gabriel war in Hausschuhen und trug einen Schlafrock über dem Pyjama. McWhirter stand in einer gestreiften Pyjamajacke und dunklen Kammgarnhose neben ihm.
    «Allmächtiger Gott», murmelte McWhirter beeindruckt. «Und es ist erst eine Stunde her, daß ich zur ihr sagte, ich möchte gerne –» Er brach ab. «Och, ich muß im Übermut den Tod heraufbeschworen haben.»
    Gabriel wandte ihm weit aufgerissene Augen zu, die Pupillen winzige schwarze Flecken in der gelben Iris.
    «Treib die Diamanten auf», sagte er, und es klang wie ein Peitschenhieb. «Treib die Diamanten auf, McWhirter.»
    «Ja. Sie müssen sie irgendwo versteckt haben, und sie hatten nicht viel Zeit.»
    Von weit oben aus einem der Stockwerke kam der Lärm einer Schießerei.
    «Treib die Diamanten auf!» sagte Gabriel noch einmal und ging. Unten an den Stufen außerhalb der kleineren Kapelle warteten zwei Männer mit Pistolen.
    «Was war los?» zischte Gabriel.
    Einer der Männer wies mit dem Kopf aufwärts und sagte mit einem starken amerikanischen Akzent: «Haben da hinauf geschossen. Vargel befahl uns, diese Treppe zu blockieren.» Er zögerte. «Wir haben vor fünf Minuten die Zellen abgesucht. Canalejas ist tot. Und es war ein Miniatursender in Gang, mit einem verflucht langen Luftdraht, von einem Ballon herunterhängend.
    Wir haben den Sender zerdroschen, aber er muß ziemlich lange in Betrieb gewesen sein.»
    Gabriel starrte den Mann einige Sekunden ausdruckslos an. Dann drehte er sich um, ging die Treppe hoch, eine Hand an der Waltherpistole in der Tasche seines Morgenrocks. Er riß sie heraus, als plötzlich das Trappen laufender Schritte von oben kam, dann senkte er sie, als zwei seiner Leute um die Ecke bogen.
    Sie blieben stehen, als sie ihn erblickten. Einer von ihnen sagte mit einem schweren Akzent: «Sie sind hier durchgekommen, nein? Du sie gesehen, Gabriel?»
    «Nicht hier durch.» Gabriel drängte sich an ihnen vorbei, und sie folgten ihm die Stufen zurück hinauf. In einem langen, trüb erleuchteten Gang lagen drei Gestalten auf dem Boden ausgestreckt. Zwei rührten sich nicht. Der dritte lag da und umklammerte sein zerschossenes Knie. Der Atem zischte in Todesqual durch seine Zähne. Es war Rudson, der Engländer.
    Gabriel beugte sich über die beiden anderen. Der eine hatte ein Schußloch durch den Hals, von einer Kugel, die durch den oberen Teil der zerschmetterten Wirbelsäule ausgetreten war. Der andere lag auf dem Rücken. Er schien ein kleines schwarzes Rechteck mitten auf der Brust zu balancieren. Es war der Griff eines Messers.
    Gabriel wandte sich mit wilden Augen an Rudson.
    «Wir hatten sie umzingelt», sagte er mit einer Stimme, die vor Schmerzen zitterte. «Hier. Zwischen uns und Vargels Gruppe. Und dann … irgendwie …» Er schüttelte benommen den Kopf und bäumte sich in einem plötzlichen Krampf der Todesqual auf. «O Gott, mein Bein! So tut doch etwas!»
    «Schön», sagte Gabriel und schoß ihn ins Herz. Als er die Waltherpistole senkte, gab er den beiden Männern, die mit entsetzt aufgerissenen Augen zugesehen hatten, einen bösartigen Blick. «Wollt ihr vielleicht Passagiere mitschleppen?» fragte er. «Der Sender. Wir müssen fort.»
    Modesty rutschte über das niedrige Dach unter dem Klosterfenster. Ein Strebepfeiler über ihr warf einen tiefen Schattenstreifen. Sie ließ sich über die steinerne Dachtraufe gleiten und hing an den Händen. Willie Garvin ergriff ihren Fuß und führte ihn zu einem Halt für die Zehe zwischen den großen Steinen.
    Sekunden später standen sie in den Schatten gedrückt auf dem Boden unten. Von irgendwoher auf der anderen Seite des Klosters fielen zwei
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