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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen
Autoren: Linda Mignani
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anschließend zu versklaven.
    „Wo hast du das Schmuckstück her? Ich frage dich nicht erneut … freundlich.“ Lior legte etwas Stahl in seine Stimme, sodass dem Kartoffelkloß mit Beinen fast die Augen aus den Höhlen sprangen.
    Kendrick zog seinen Dolch aus der Scheide und kniete sich neben den schwitzenden dicklichen Kerl. „Ich bin nicht so nett.“
    Das Schwein presste sich auf den Boden, wünschte sich, die Erde würde ihn verschlingen. Das las Lior klar in seinen Gedanken, ehe erneut ein einziges Chaos in dem Gehirn der Pickelvisage herrschte.
    „Du solltest vorsichtig sein mit dem, was du begehrst. Unter der kalten Erde wirst du schneller landen, als dir lieb sein kann, falls du nicht die Wahrheit sagst.“
    Gedankenlesen war nicht immer erfolgreich, und die Furcht des Kerls sowie der Alkohol, den er getrunken hatte, gestalteten es schwierig, Klarheit in den Wirrwarr zu bringen.
    Kendrick trennte einen Knopf nach dem anderen des schwarzen Hemdes ab. Zum Vorschein kam ein verwaschenes Unterhemd aus Rippenware.
    Wer zum Teufel trug heutzutage noch derartige Monstrositäten? Vermutlich ergänzte eine ausgeleierte Unterhose mit Eingriff das traurige Ensemble.
    Lior verspürte einen ungewohnten Anflug von Mitleid. Es machte einfach keinen Spaß, solch einen Feigling zu drangsalieren, der nicht einmal einen Hauch von Widerstand leistete.
    Der Mann lag erstarrt vor Angst, biss sich dermaßen hart auf die fleischige Unterlippe, dass sie blutete. Lior konnte es ihm nicht verdenken. Kendrick war ein beängstigender Anblick, denn er ähnelte einer gepimpten Ausgabe von Benicio del Toro, der direkt aus der Hölle stammte. Die Krieger der Lugus hatten ihre Statur nicht von ungefähr, sie waren seit Jahrhunderten die Söldner der Dunkelheit, Soldaten und Kämpfer, die auch auf der verborgenen Seite der Erde den Abfall entsorgten. Mörder und Vergewaltiger gab es überall, und manchmal glaubte Lior, dass die Menschen die Andersartigen dabei ausstachen.
    Jemand machte Jagd auf die Vampire des Lichts und der Dunkelheit, um sie auszuweiden. Die Lugus hatten nicht die geringste Spur gehabt - bis jetzt.
    Lior packte die Kehle des Kerls. Er legte keinen Druck in den Halt, sondern streichelte mit den Fingerkuppen über die rasende Schlagader.
    Kendrick zertrennte in aller Seelenruhe das hässliche Kleidungsstück und positionierte die Spitze des Dolches an dem rechten Nippel des Arschlochs, der dank der Kälte wie eine Noppe hervorstand. Seine blauen Augen wirkten fast silbern. Kendrick war angepisst und machte keinen Hehl daraus. Erst gestern hatten sie eine Vampirin des Lichts gefunden, eine Jugendliche, die nicht einmal ihre Unschuld verloren hatte, bis sie auf den Mörder getroffen war. Der Killer hatte sie leiden lassen, ehe er ihr nicht nur die Jungfräulichkeit raubte, er nahm ihre Knochen und hatte sichergestellt, dass er bei den Fingern anfing, sodass sie für eine schrecklich lange Zeit spürte, was er ihr antat. Ihr Vater, mit dem sie eine mentale Bindung verband, hatte ihren Schmerz durchlebt. Burgos war wahnsinnig über den Verlust geworden, und Nosferat wusste nicht, ob er es schaffen würde, ihn aus dem Zustand herauszuholen. Nosferat war nicht nur der Oberste der Lugus, sondern ein großartiger Heiler. Er hatte Burgos sediert und festgesetzt. Falls Nosferat versagte, würde er den armen Kerl töten müssen.
    „Das könnte ich ebenso leicht abschneiden“, flüsterte Kendrick mit einer Stimme, die dem Schwein weiteren säuerlich riechenden Schweiß auf die Haut trieb.
    Nette Idee.
    Der Puls, der gegen seine Fingerspitzen trommelte, setzte für einen Sekundenbruchteil aus. Lior befürchtete, er würde sich in eine Bewusstlosigkeit retten.
    Kendrick schlug dem traurigen Abbild eines Mannes beinahe liebevoll auf die Wangen. Das Pulsieren erwachte, stärker als zuvor.
    „Wie heißt du?“, fragte Kendrick in einem eiskalten seidigen Tonfall.
    „Marc.“
    „Sehr schön, Marc. Jetzt beantworte unsere Frage, und die Knöpfe wären alles, was du verloren hast.“
    „Ich habe die Kette in Ravenscraig gefunden. Sie lag im Gras, und der Stein hat in der Sonne geblitzt.“
    Der Kerl wusste nicht, dass es kein blaues Juwel war, sondern das Knochenstück eines Vampirs des Lichts. Es änderte das Aussehen seines menschlichen Trägers zum Positiven hin, der obendrein einen unwiderstehlichen erotischen Reiz ausstrahlte. Das war auch der Grund, wieso das Mädchen ihm in den Wald gefolgt war. Marc war nicht gerade ein
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