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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen
Autoren: Linda Mignani
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Er war tiefschwarz mit blaugrauen Streifen, das Fell so dicht, dass es wie Samt wirkte. Ein Cockerspaniel könnte sich mühelos hinter ihm verstecken, so groß war er. Aileen hatte nicht gewusst, dass es dermaßen riesige Hauskatzen gab, mit einem gegen null tendierenden Jagdinstinkt und dem kontinuierlichen Verweigern, irgendwelchen Mäusen oder Wollknäueln hinterherzujagen. Ralph hätte ihn geliebt.
    Togo machte ein schmatzendes Geräusch und erlangte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Wauzi trieb sie in den Wahnsinn! Aus Togos schwarzem Maul ragte die zerkaute Toilettenbürste. Der Labrador, der genau wie Dark Vader den Größenrahmen sprengte, kostete sie den letzten Nerv. Sie hatte ihn als achtwöchigen Welpen vor Bauer Eddington gerettet, der ihn ertränken wollte, einen Unsinn gemurmelt hatte, dass der Hund besessen sei. Dieser Tage glaubte sie auch, dass der Geist des Blödsinns den Vierbeiner heimsuchte.
    Er war inzwischen neun Monate alt, und sein dunkler Kopf war bis zum Bersten mit Flausen gefüllt. Mit Wehmut dachte sie an ihre Rosenkissen, die er gestern zerfetzt hatte. Fröhlich schnarchend vor Erschöpfung lag er auf den Überresten, als sie vom Einkaufen zurückgekehrt war. Ihren zwei Sekunden lang anhaltenden Zorn hatte er nicht verstanden.
    Die eklige Bürste fiel auf den Boden. Sie sah ihn drohend an, doch Togo zeigte sich unbeeindruckt, wedelte mit der Rute, und der zuckersüße Ausdruck schlich sich in ihr Herz. Er schenkte ihr ein Hundegrinsen.
    Manipulatives Biest!
    Aileen packte seine Beute und beförderte sie in den Müllbeutel. Sie wollte nachher sowieso nach Kinghorn fahren und ein paar Besorgungen erledigen, da sie eine neue Bratpfanne brauchte und jetzt auch eine neue Bürste.
    „Aileen!“ Brandy wich erst einen Schritt vor ihr zurück, nur um sich vorzubeugen und sie genau zu betrachten. Selbst Dark Vader beäugte sie argwöhnisch.
    Aileen entwich ein Keuchen, weil ihre Stirn entsetzlich brannte. Tausende von heißen Nadeln bohrten sich ihr in die Haut, drangen tiefer, bis sie glaubte, ihr Kopf würde zerplatzen.
    Sie hielt sich gegen die Übelkeit kämpfend an der gestreiften Arbeitsfläche fest, da verschwand die Pein plötzlich. Sie drehte sich Brandy zu, die sie mit weit aufgerissenen Augen in der Farbe von dem Getränk, dessen Namen sie besaß, anstarrte. Brandy konnte die indischen Wurzeln ebenso wenig verleugnen wie Aileen ihre schottischen.
    „Deine Sommersprossen auf der Stirn haben geleuchtet.“
    Aileen rannte ins Badezimmer, gefolgt von Togo und Brandy. Sie beäugte kritisch das Spiegelbild, doch das übliche Bild starrte zurück: wilde rote Locken und ein sommersprossenübersätes, sehr blasses Antlitz, mit Augen in der Färbung von Loch Ness, wenn der sagenumwobene See in der Karibik liegen würde. Das hatte Ralph immer zu ihr gesagt. Ihr Herz krampfte sich zusammen bei der Erinnerung. Er war letztes Jahr an den grauenvollen Verletzungen gestorben, die er bei dem schweren Sturz mit dem Mountainbike erlitten hatte.
    Brandy strich sich fröstelnd über die Arme. „Wer weiß, was wir heraufbeschworen haben. Vielleicht sind wir jetzt mit einem Fluch belegt, weil wir einen Dämon aus der Hölle erweckt haben, so wie bei Supernatural.“
    Die Fünfzehnjährige schwärmte für die Winchesterbrüder, Aileen insgeheim auch. Sie lachten so hart, dass sie sich aneinander festhalten mussten. Dennoch beschlich Aileen ein ungutes Gefühl.
    „Sollen wir das Wunderzeug ausprobieren?“ Brandy deutete auf das vorbereitete T-Shirt. Rotwein, Ölflecken und das Rinderblut der Steaks, die Aileen gekauft hatte, verunstalteten den hellen Stoff. Das Fleisch füllte jetzt die Bäuche von Togo und Dark Vader.
    Aileen legte es in die Badewanne, kehrte mit einem Teelöffel des Pulvers zurück und streute das Kleidungsstück ein. Die puderartige Substanz breitete sich aus wie ein Sandsturm, bis es auch den letzten Zentimeter des Shirts bedeckte, auf dem groß die Aufschrift „ Kiss my Freckles“ prangte.
    Das Material flimmerte, wirkte, als ob es sich in seine Bestandteile auflösen würde, nur um in einem blendenden Weiß zu erstrahlen.
    „Wow!“ Brandy beäugte ehrfürchtig und wachsam das Resultat. „Das ist wirklich Zauberei“, flüsterte sie mit einem ängstlichen Unterton und produzierte eine Kaugummiblase, die nach dem Platzen auf Mund und Kinn klebte.
    Aileen verstand sie zu gut, auch sie spürte nicht nur Freude. Sie gingen in die Küche und setzten sich an den schwarzen
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