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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen
Autoren: Linda Mignani
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Hingucker, und eine Ratte besaß mehr Charme.
    Die Vampire der Dunkelheit hatten ein rotes Skelett, waren schwerer zu töten als die des Lichts. Doch die Killer schreckten selbst vor ihnen nicht zurück, denn zu wertvoll waren die Knochen, kostbarer als Diamanten und so viel nützlicher.
    Das Knochenstück saugte an der Lebenskraft des Sexualpartners. Ein Mensch war nicht in der Lage, es zu kontrollieren, wie ein Vampir des Lichts es konnte.
    „Du hast es nicht auf dem Schwarzmarkt gekauft?“
    „Schwarzmarkt?“ Marc heulte wie ein Kind.
    Der Blick des Mannes zeigte deutlich, er wusste nicht, dass ein derartiger Markt existierte. Auch die Bruchstücke in seinen umherrasenden Gedanken waren ein sicheres Indiz, dass er die Wahrheit sagte. Was sollten sie mit ihm anstellen? Humanoide neigten dazu, irgendwann zu reden. Zudem waren seine Avancen der Kleinen gegenüber gewalttätig gewesen. Falls er einem Blutsauger der Dunkelheit in die Hände fiele, wäre sein Tod nicht schnell und schonend.
    Shit! Früher hätte er nicht gezögert, dem Kerl die Klinge in den Hals zu rammen, sein Leben zu beenden, bevor er realisierte, wie ihm geschah. Doch er war des Tötens müde. Um ehrlich zu sein, war er des Lebens müde, sehnte sich nach der gnädigen Umarmung des Todes.
    „Ich rufe Rovella“, sagte Kendrick, dessen Augen belustigt funkelten. Lior zuckte zusammen und warf ihm einen Blick aus der düsteren Ecke seiner Persönlichkeit zu. Kendrick grinste breiter, der fiese Arsch. Rovella konnte das Bewusstsein von Menschen manipulieren und außerdem erkennen, ob sie es wert waren, gerettet zu werden. Sie war die Herrin der Ainmhidh, der großen Pferde, die den Lugus treue Dienste leisteten, wenn sie nicht gerade versuchten, Lior zu beißen, zu treten oder abzuwerfen. Roven, Kendricks Rapphengst, liebte es, Lior aufzulauern und ihn um Morvens Cottage zu jagen. Roven folgte Morven wie ein Welpe und beschützte sie und eigentlich auch jeden anderen, den er leiden konnte. Nur Lior verabscheute er mit Inbrunst.
    Die Rache einer Frau konnte bösartig sein. Er hätte Rovella vor all den Jahrhunderten nicht abweisen sollen. Die Erinnerung jagte ihm einen Anflug von schlechtem Gewissen ins Gehirn, weil er Rovella nicht nur abgewiesen hatte, er ließ sie nackt im Wald angebunden zurück, nachdem er ihr fast einen Orgasmus geschenkt hatte, sie sich wimmernd und bettelnd unter seinen Händen und seiner Zunge befand – der saudumme Streich eines Jünglings.
    Roven schnaubte hinter ihm, berührte ihn mit der Nüster am Hals und bleckte die Zähne. Wo war er so urplötzlich hergekommen? Wie war es möglich, dass das riesige Tier sich leise wie Legolas bewegen konnte? Ob er auch nicht im Schnee versank?
    Das Pferd machte ein Geräusch, das sich verdächtig nach einem Kichern anhörte. Gemeines Monster! Roven verfügte über den gleichen seltsamen Sinn von Humor wie Kendrick.
    Unvermittelt umspannte ein grauenvolles Gefühl seinen Brustkorb, während Flammenzungen seine Wirbelsäule entlangleckten und sich in sein Herz festbissen.
    Er musste sich an Roven festklammern, der erstaunlicherweise stillhielt, sonst wäre er zu Boden gegangen.
    Das kann nicht sein. Sie sind ausgerottet.
    Das Letzte, was er sah, war Kendrick, der seine Schultern packte.

Kapitel 2
     
    Aileen blickte kichernd in die Bratpfanne, in der ein Gebräu aus Vanilleschoten, Rinderknochen, Knoblauchzehen, Tropfen ihres Blutes und Backpulver vor sich hinköchelte. Auf den Boden der Pfanne hatte sie vorher eine Rune mit Kreide gemalt. Sie steckte den Finger in den Mund und saugte an der Fingerspitze. Es hatte wehgetan, mit einer Nadel in die Kuppe zu stechen, und enttarnte sie als untapferes Opferlamm.
    Brandy sah auf die Schere in Aileens Hand. „Meinst du, wir sollen es wirklich tun?“
    Die Nachbarstochter, die vierzehn Jahre jünger war als sie, kaute schmatzend auf einem Kaugummi herum.
    Aileen kicherte erneut, und Brandys Augen blitzten. Sie freute sich offensichtlich, dass Aileen so ausgelassen war. Der Teenager hatte sich als eine Stütze und wahre Freundin in den letzten Monaten erwiesen. Sie war sehr erwachsen für ihr Alter. Brandy wackelte mit den Augenbrauen, und sie lachten beide schallend.
    Die Situation war zu verrückt. Aileen hatte vor ein paar Wochen einen antiken Wälzer unter einer losen Holzdiele auf dem Dachboden ihres Cottages The Lily gefunden. Das Buch war vollgepackt mit Rezepten für Cremes, Seifen, Zaubersprüchen und Anleitungen für diverse
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