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MASH

Titel: MASH
Autoren: Richard Hooker
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    Nach Beendigung der Oberschule verließ Radar O'Reilly seine Heimatstadt Ottumwa, Iowa, und meldete sich mit der festen Absicht bei der United States Army, als Fernmelder Karriere zu machen. Radar O'Reilly war nur einssiebenundfünfzig groß, aber er hatte einen langen, mageren Hals und große Ohren, die im rechten Winkel von seinem Kopfe abstanden. Außerdem war er unter gewissen atmosphärischen und stoffwechselbedingten Voraussetzungen imstande, Funkmeldungen und Telefongespräche abzuhören, die weit außerhalb der normalen Reichweite des menschlichen Ohres geführt wurden. Allerdings mußte er sich dazu völlig konzentrieren und seine erstaunliche außersinnliche Begabung zu Hilfe nehmen.
    Mit diesen Vorzügen ausgestattet, fand Radar O'Reilly, daß er für die Fernmeldetruppe der Armee geradezu geboren sei. Nach seiner Reifeprüfung lehnte er mehrere äußerst verlockende Verdienstmöglichkeiten ab — die teilweise nicht einmal ungesetzlich waren — und beschloß, sich dem Vaterland zur Verfügung zu stellen. Kurz bevor er einrückte, schlichen sich endlose Schlangen von Ärmel- und Schulterlitzen in seine nächtlichen Träume ein, und er sah sich selbst mit vier Sternen auf den Schultern im Pentagon. Er hielt auf höchster Ebene knappe, aufschlußreiche Vorträge, wohnte feierlichen Dinners im Weißen Haus bei und steuerte in New Yorker Nachtklubs selbstbewußt die besten Tische an.
    Mitte November des Jahres 1951 saß Radar O'Reilly, Corporal beim Sanitätscorps der US Armee, in der »schmerzlosen Poker- und Zahnschinder-Klinik« des 4077. Mobile Army Surgical Hospitals, mitten auf dem 38. Breitengrad, in Südkorea und schien einfach nur Karten zu spielen. Da er aber ein schlechtes Blatt hatte, hörte er statt dessen ein Telefongespräch ab. Dieses Gespräch fand über eine häufig gestörte Leitung zwischen Brigadier General Hamilton Hartington Hammond, dem allmächtigen Sanitätsgeneral statt, der im fünfundvierzig Meilen südlich liegenden Seoul stationiert war, und Lieutenant Colonel Henry Braymore Blake, der genau vierzig Meter östlich von Radar O'Reilly im Büro des befehlshabenden Offiziers des 4077. MASH saß.
    »Hör mal zu«, sagte Radar O'Reilly. Sein Kopf drehte sich, genau wie ein Radarschirm, langsam suchend hin und her.
    »Wo soll ich zuhören?« fragte der Kieferchirurg Captain Walter Koskiusko Waldowski, der ›Schmerzlosschinder‹.
    »Henry versucht, zwei Knochenflicker für uns zu kriegen«, sagte Radar O'Reilly.
    »Ich brauche noch zwei Mann«, tobte Colonel Blake ins Telefon. Radar hörte es deutlich.
    »Ja, glauben Sie denn, Sie führen dort unten das Walter Reed Hospital?«
    brüllte General Hammond zurück. Auch das bekam Radar mit.
    »Hören Sie mir mal gut zu ...« sagte Colonel Blake.
    »Immer mit der Ruhe, Henry«, sagte General Hammond.
    »Von der Ruhe habe ich nichts!« schrie Colonel Blake. »Wenn ich nicht zwei ...«
    »Gut, gut!« brüllte General Hammond. »Ich schicke Ihnen also die beiden Besten, die ich habe.«
    »Hoffentlich können sie etwas«, hörte Radar den Colonel antworten.
    »Sonst ...«
    »Ich sagte Ihnen doch, ich schicke Ihnen die zwei Besten, die ich habe«, hörte Radar General Hammond sagen.
    »In Ordnung«, rief Colonel Blake. »Aber schleunigst.«
    Radars Ohren glühten vor Anstrengung. »Henry hat uns eben zwei neue Metzger besorgt.«
    »Sag ihnen, sie sollen sich nicht restlos verausgaben, ehe sie hier sind«, sagte Captain Waldowski. »Noch eine Karte?«
    Auf diese Weise erfuhren die meisten Angehörigen des 4077. MASH, daß ihre Zahl und vielleicht sogar ihre Kapazität in Kürze erhöht werden sollte.
    Im 325. Feldlazarett in Yong-Dong-Po, das jenseits von Seoul am Flusse Han lag, traten zehn Tage später an einem grauen, kalten Morgen die Captains Augustus Bedford Forrest und Benjamin Franklin Pierce aus entgegengesetzten Teilen der Offiziersunterkünfte. Jeder zerrte sein Gepäck zu einem Jeep, der für sie bereitstand.
     
    Captain Pierce war achtundzwanzig Jahre alt, etwas über einsachtzig groß und hatte leicht hängende Schultern. Er war Brillenträger. Sein hellbraunes Haar trug er etwas zu lang. Captain Forrest war um ein Jahr älter, knapp unter einsachtzig und kräftiger. Er bevorzugte Bürstenschnitt, hatte rotes Haar und hellblaue Augen. Seine Nase hatte nach einer unfreundlichen Bekanntschaft mit einem harten Gegenstand ihre ursprüngliche Form nie mehr vollkommen zurückerlangt.
    »Sind Sie das, der zum 4077er fährt?«
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