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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen
Autoren: Linda Mignani
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bestätigte ihre Wahrnehmung. Zwei lebensechte Wolfsstatuen, die eine weiß, die andere schwarz, mit einer unglaublichen Detailtreue, bewachten die Eingangstür, obendrein wirkten ihre Augen lebendig.
    Aileen, hör sofort auf damit. Deine Fantasie geht mit dir durch.
    Sie wusste nicht, wieso sie ein dermaßen intensives Gefühl von Unheil befiel, denn das Haus sah aus, als ob es einem romantischen Traum entsprungen sei. Sogar der Brunnen, der mit einer Elfe daherkam, die in den Händen einen Wasserkrug hielt, fehlte nicht. Allerdings hatte diese Elfe spitze Zähne und klauenartige Fingernägel.
    Togo presste sich an ihre Beine. Die Haustür schwang auf, und eine hübsche mollige Frau mittleren Alters, bekleidet mit einem dunkelblauen Kostüm, lief strahlend auf sie zu. Sie hatte die ungewöhnlichsten Augen, die sie jemals bei einem Menschen gesehen hatte. Sie erinnerten sie an die türkisgrünen Augen, die Dark Vader besaß und auch die schwarze Wolfsstatue. Und ihre Haare! Sie reichten ihr bis zur Taille, glänzten wie Rabenfedern und erweckten in Aileen den Wunsch, ihre Finger in der Pracht zu vergraben.
    „Aileen McBride, ich bin die Maklerin, Rachel Miller, wir hatten telefoniert.“
    Sie packte Aileens Hand und schüttelte sie, während sie positive Energie ausstrahlte, die auf Aileen übergriff. Sie war nicht nur hübsch, sondern auf eine Weise schön, die die Zeit selbst überdauerte.
    Wo kamen nur diese eigenartigen Gedanken her? Aileen hatte selten jemanden getroffen, der eine so überwältigende und auch erotische Ausstrahlung besaß. Rachel Miller hatte bestimmt eine Menge Verehrer, die sich nicht an ihrer molligen Figur störten. Aileen ertappte sich dabei, dass sie auf den üppigen Ausschnitt starrte, aus dem ein weißer Spitzen-BH blitzte.
    Wie konnte sie nur! Sie war doch kein Kerl!
    Rachel beugte sich zu Togo hinunter, der sich auf den Rücken warf und sie aufforderte, seinen Bauch zu streicheln.
    „Was für ein süßer Hund.“
    Rachel gewann augenblicklich ihre Sympathie. Togo ließ sich nicht von jedem anfassen. Dem Bankhai, der sie letzte Woche aufgesucht hatte, hatte er in die Finger gezwickt, obendrein auf seine Schuhe gepinkelt. Sie hatte Dark Vader gerade noch abgefangen, der dem Mitglied der modernen Mafia auf den Rücken springen wollte. Und nur er wusste, was er dann getan hätte. Es war das erste Mal gewesen, dass Dark Vader Aggressionen gezeigt hatte. Normalerweise behandelte er Besucher entweder mit distinguierter Freundlichkeit oder offener Zuneigung.
    „Wie bereits erwähnt hat das Haus sieben Zimmer, drei Badezimmer und eine große Küche. Sie hatten mir zugesagt, die gründliche Reinigung in wenigen Tagen zu schaffen.“
    Aileen nickte, hoffte, Rachel würde mit ihr reingehen, stattdessen drückte sie ihr die Schlüssel in die Hände.
    „Ich habe einen Termin, aber wir hatten ja die Details am Telefon besprochen. Strom und Wasser funktionieren. Staubsauger und alles andere finden Sie in der Kammer neben der Küche.“
    Rachel kramte in ihrer Aktentasche herum und zog einen großen Umschlag heraus. „Hier ist Ihr Vertrag. Wenn Sie zustimmen, können Sie morgen mit den Arbeiten anfangen.“
    Sie lächelte Aileen zu, stieg in ihren Rover und brauste fluchtartig davon. Aileen schüttelte über sich selbst den Kopf. Wahrscheinlich spielten ihre Nerven verrückt, weil von diesem Auftrag eine Menge abhing, und sie hatte noch nie ein Mordhaus betreten. Die Maklerin war erfolgreich und wäre eine sichere Geschäftspartnerin, obendrein zahlte sie ihr das Dreifache des Üblichen. Zudem hatte sie ihr einen Bonus versprochen. Ihr anfängliches Misstrauen wegen der hohen Summe hatte Rachel ausgeräumt und Aileen was von unzuverlässigen Servicepartnern erzählt.
    Das Landhaus wirkte viel zu friedlich, um unheimlich zu sein. Entschlossen lief sie die drei Stufen zu der Eingangstür hoch, und Togos Fell ragte ebenso zu Berge wie ihre Nackenhaare. Argwöhnisch beäugte sie die Wölfe, denn sie erweckten erneut den Eindruck, sie zu beobachten. Togo rannte an den Statuen vorbei und schaute gehetzt über seine Schulter.
    Verdammt!
    Sie bekämpfte zielstrebig das Bedürfnis, auf dem Absatz kehrtzumachen und mit der Höchstgeschwindigkeit, die ihr altersschwacher Lada hergab, die Einfahrt entlangzurasen.
    Aus Togos Kehle kam ein Knurren, das nicht seinem niedlichen Aussehen entsprach. In der Tür waren unzählige Runen eingeschnitzt, die ein kompliziertes Gesamtbild ergaben. Sie berührte das
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