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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande
Autoren: David Weber
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stolzer auf Sie wäre als sonst.«
    » Stolz , Sir?« Nun brach ihr die Stimme, und sie blinzelte, um die Tränen zu vertreiben.
    »Stolz«, bekräftigte White Haven. »Honor, ich war nur deswegen so wütend auf Sie, weil Sie mich das allererste Prinzip des Kommandierens vergessen ließen: Gib niemals einen Befehl, von dem du weißt, daß er nicht befolgt wird. Der Umstand, daß der Befehl zudem rechtswidrig war, hat meine Wut nur noch vergrößert, und an Ihnen hab’ ich’s ausgelassen. Deswegen bin ich hierhergekommen – um Ihnen das zu sagen … und um mich zu entschuldigen.«
    »Zu entschuldigen?« Sie starrte ihn durch den Tränenschleier an und begriff kaum seine Worte.
    White Haven nickte. »Sie haben das Richtige getan, Honor Harrington«, sagte er leise. »Dafür macht man Ihnen jetzt die Hölle heiß, aber es war das einzige, was Sie tun konnten, wenn Sie sich selbst treu bleiben wollten, und das sollten Sie, weil Sie nicht nur mir sehr gut gefallen, Captain. Daran dürfen Sie niemals zweifeln. Lassen Sie sich von den Hyänen, die nach Ihren Fersen schnappen, niemals vom Gegenteil überzeugen.«
    »Wollen Sie mich aufmuntern, nachdem das Kind nun einmal in den Brunnen gefallen ist, Sir?« Erschrocken bemerkte Honor den feindseligen Unterton in ihrer Stimme und hob halb entschuldigend die rechte Hand. White Haven tat es mit einem Kopfschütteln ab.
    »Will ich nicht. Sie sind jetzt auf Halbsold. Na, und damit sind Sie weder die einzige noch die erste. Ich selbst bin mehr als einmal auf Halbsold gewesen, weil ich getan habe, was ich für richtig hielt, aber kein einziges Mal aus solch einem guten Grund wie Sie jetzt. Dieser Krieg ist noch lange nicht zu Ende, Captain. Der Widerstand der Havies konsolidiert sich bereits, und sie haben noch immer den Tonnagenvorteil. Wir werden tiefer vordringen, bevor sie uns aufhalten, aber irgendwann geraten wir in eine Pattsituation, und dann sucht jeder nach neuen Vorteilen. Ich glaube, wir werden schon eine Möglichkeit finden, aber bis dahin braucht es noch Zeit. Raoul sagte mir einmal in einer ähnlichen Situation: ›Auch das geht vorbei.‹ Wir brauchen Sie, Captain. Ich weiß das, die Admiralität weiß das, Ihre Majestät weiß das, und eines Tages wird sich auch das Königreich daran erinnern.« Honors Mund bebte, denn einerseits wollte sie ihm glauben, andererseits fürchtete sie sich vor noch mehr Schmerz, wenn sie sich dies gestattete, und wieder drückte White Haven ihr die Schulter.
    »Gehen Sie nach Grayson, Honor. Schlucken Sie Ihre bittere Pille. Sie haben sie nicht verdient, aber keiner hat je gesagt, das Leben wäre fair. Der Skandal gerät irgendwann in Vergessenheit, aber die Navy wird wissen, daß sie Sie braucht, und schließlich muß auch das Oberhaus es begreifen. Dann kommen Sie wieder nach Hause, Lady Harrington, und werden wieder ein Kommandodeck unter den Füßen haben.«
    »Sie sagen nicht einfach nur … Ich meine, es ist Ihnen ernst damit, Sir?« Sie starrte ihm in die Augen und bettelte mit Blicken um Aufrichtigkeit. White Haven nickte.
    »Selbstverständlich. Es wird seine Zeit dauern, aber irgendwann wird es so weit sein. Und dann werde ich Sie unter meiner Flagge willkommen heißen, egal wo, egal für welchen Auftrag.« Bei jedem Satz schüttelte er sie einmal leicht, und sie spürte, daß sich ihr bebender Mund beruhigte. Ein Lächeln breitete sich darauf aus – ein schüchternes, zerbrechliches Lächeln, ihr erstes seit Pavel Youngs Tod –, und White Haven nickte. Dann ließ er sie los und trat, das Lächeln erwidernd, zurück.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Honor leise.
    »Danken Sie mir nicht, Dame Honor. Gehen Sie einfach raus und verpassen Sie jedem Bastard, der Sie schräg anguckt, ein blaues Auge, haben Sie mich gehört?«
    »Aye, aye, Sir.« Sie blinzelte, um ihren Blick zu klären, nickte dem Admiral zu und drehte sich zur Luke. Dann sah Hamish Alexander Dame Honor Harrington nach, wie sie zwischen Andrew LaFollet und James MacGuiness zum Lift ging. Sie ging mit erhobenem Haupt.
     
      ENDE
     
    Honor Harrington kehrt zurück in dem Roman:
    ›Im Exil‹.
     
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