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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande
Autoren: David Weber
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dem dienstältesten Offizier, Captain Rubenstein, möglicherweise nicht bekannt waren. Unsere Zeit war sehr begrenzt.«
    »Und daher übernahmen Sie an Admiral Sarnows Stelle das Kommando über die gesamte Kampfgruppe?« fragte Capra scharf; die Schärfe lag nicht etwa in einer Verurteilung ihrer Entscheidung begründet – der Commodore wollte vielmehr diesen Punkt deutlich herausstellen.
    Harrington nickte erneut. »Das habe ich getan, Sir«, gestand sie ohne den leisesten Anklang einer Gefühlsregung, und das, obwohl sie gerade zugab, wenigstens fünf Kriegsartikel verletzt zu haben.
    »Wieso, Captain?« bohrte Capra. »Was machte denn die Lage so kritisch, daß diese Verhaltensweise Ihnen gerechtfertigt erschien?«
    »Wir näherten uns dem Punkt, an dem die Kampfgruppe plangemäß hätte ausschwärmen müssen, Sir. Admiral Danislavs Ankunft hingegen gab uns Gelegenheit, den Feind in eine Position zu führen, in der er nicht mehr vermeiden konnte, abgefangen zu werden. Dazu mußten wir jedoch als Verband weiterkämpfen und so dem Gegner ein Ziel bieten, das die Verfolgung lohnte. Da ich das Ausmaß der Schäden an Captain Rubensteins Signaleinrichtungen kannte, schätzte ich das Risiko als zu groß ein, daß die Kampfgruppe wie geplant ausschwärmen konnte, bevor Captain Rubenstein vollständig über die Lage in Kenntnis gesetzt werden und die taktische Kontrolle übernehmen konnte.«
    »Aha.« Ein weiterer Moment der Stille folgte, die nur durch Papierrascheln außerhalb des Aufzeichnerbereichs unterbrochen wurde. Dann ergriff Capra erneut das Wort. »Nun gut, Captain Harrington. Bitte berichten Sie dem Ausschuß, was etwa vierzehn Minuten nach Admiral Sarnows Verwundung geschah.«
    Und nun erst fuhr eine leise Gefühlsregung über Captain Harringtons ruhiges Gesicht: ihre mandelförmigen Augen verhärteten sich zu kaltem, bedrohlichem Funkeln, und sie verkrampfte ein wenig den Mund – aber nur für eine Sekunde. Dann schwand sämtlicher Ausdruck von ihrem Gesicht, und als sie mit einer Gegenfrage antwortete, färbte kein Hinweis auf ihren Gefühlsansturm ihre leidenschaftslose Sopranstimme. »Ich nehme an, Sir, Ihre Frage bezieht sich auf das Verhalten von CruRon Siebzehn?«
    »Ja, Captain, das ist richtig.«
    »Etwa zu der von Ihnen angegebenen Zeit löste sich CruRon Siebzehn vom Rest der Kampfgruppe und schwärmte aus«, sagte Harrington, und ihre Stimme war noch kälter und unbewegter als zuvor.
    »Wer ist dafür verantwortlich?«
    »Captain Lord Pavel Young, Sir, nach Commodore van Slykes Tod im Gefecht diensttuender Geschwaderchef.«
    »Erteilten Sie ihm den Befehl, sich von der Kampfgruppe zu lösen?«.
    »Nein, Sir.«
    »Folglich handelte er aus eigener Initiative und ohne Befehl vom Flaggschiff?«
    »Jawohl, Sir, so ist es.«
    »Haben Sie ihm befohlen, in die Formation zurückzukehren?«
    »Jawohl, Sir, das habe ich.«
    »Mehr als einmal?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und hat Captain Lord Young Ihren Befehl befolgt?« fragte Capra ruhig.
    »Nein, Sir«, antwortete Harrington wie eine Maschine mit Sopranstimme; »das hat er nicht.«
    »Ist der Rest von CruRon Siebzehn an seine Stationen zurückgekehrt, als Sie den Befehl dazu gaben?«
    »Jawohl, Sir, so ist es.«
    »Und Captain Lord Youngs Schiff …«
    »Zog sich weiterhin zurück, Sir«, sagte Honor Harringtons aufgezeichnetes Bild sehr, sehr leise, und ihr harter, furchteinflößender Blick gefror, als die Wiedergabe des HD-Tanks angehalten wurde.
    Ein Augenblick tiefer, vollkommener Stille folgte, dann erlosch der Holotank. Die Saalbeleuchtung ging an, und aller Augen richteten sich auf den weiblichen Captain im JAG-Corps, die neben dem Vortragspult stand und sich nun räusperte.
    »Damit ist der wesentliche Auszug aus der Aussage Lady Harringtons vor dem Ermittlungsausschuß beendet, meine Damen und Herren.« Sie verfügte über eine tragende, deutliche Altstimme und stellte die Gelassenheit einer erfahrenen Anwältin zur Schau. »Die gesamte Aussage ist, wie auch alle anderen Aussagen vor dem Ausschuß, Ihnen allen selbstverständlich zugänglich.
    Wünschen Sie Einsicht in weitere Teile davon zu nehmen, bevor wir fortfahren?«
    Admiral Cordwainer sah Cortez fragend an. Ob der Fünfte Raumlord wohl die Nuancen ebenso wahrgenommen hatte wie sie selbst? Vermutlich schon. Sie mochte ausgebildete Juristin sein für Dinge, die unausgesprochen blieben – und wie man sie überging – ein besseres Gespür haben als andere Menschen; Sir Lucien Cortez hingegen
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