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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande
Autoren: David Weber
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Panik sprach. Dann erlosch der Holotank, und erneut gingen die Lichter an.
    »Ich glaube«, sprach Captain Ortiz in das tiefe, gelähmte Schweigen, »daß hiermit alle wesentlichen Teile des Beweisstücks vorgeführt sind.« Ein Offizier des JAG-Corps hob die Hand, und Ortiz nickte ihm zu. »Ja, Commander Owens?«
    »Ist die Warlock in den Verband zurückgekehrt, Ma’am?«
    »Nein, das ist sie nicht.« Ortiz antwortete mit unbewegter Stimme, doch die Neutralität der Antwort schrie ihre Meinung über Pavel Young hinaus, und Owens setzte sich mit einem kalten, harten Glitzern im Auge wieder auf seinen Stuhl.
    Wieder herrschte Stille und schwebte für lange, unbehagliche Augenblicke über dem Saal, dann räusperte Vizeadmiral Cordwainer sich und sah Sir Lucien Cortez an.
    »Ich glaube, es steht außer Frage, daß Lady Harrington ihre Kompetenzen überschritten hat, als sie das Kommando nicht weitergereicht hat, Sir Lucien. Gleichzeitig kann an Lord Youngs Handeln weder Zweifel herrschen, noch kann dafür eine Entschuldigung gefunden werden. Daher unterstütze ich Admiral Parks’ Empfehlung vorbehaltlos.«
    »Einverstanden.« Cortez antwortete mit Grimm in der Stimme. Augen und Mund waren angespannter, als sich durch das, was er gerade gesehen hatte, rechtfertigen ließ, dann riß er sich zusammen. »Was Lady Harringtons Verhalten betrifft, so ist es von Konteradmiral Sarnow, Vizeadmiral Parks, dem Ersten Raumlord, der Baronin Morncreek und Ihrer Majestät der Königin selbst gebilligt worden. Ich glaube deshalb nicht, daß Sie sich damit befassen müssen, Alyce.«
    »Das freut mich zu hören«, antwortete Cordwainer leise. Sie holte tief Luft. »Soll ich die Offiziere für das Kriegsgericht auswählen lassen?«
    »Ja. Aber lassen Sie mich noch etwas hinzufügen – etwas, das für alle Anwesenden gilt.« Der Fünfte Raumlord erhob sich und wandte sich mit ernster Miene den erbleichten JAG-Offizieren zu, die hinter ihm und Cordwainer saßen. »Ich möchte Sie daran erinnern – Sie alle –, daß alles, was Sie gerade gesehen haben, vertraulich zu behandeln ist. Lady Harrington und Lord Young sind noch nicht aus dem Hancock-System zurück, und nichts aus dieser Versammlung oder irgend etwas anderes, was Sie im Zusammenhang mit diesem Fall gesehen, gehört oder gelesen haben, hat an die Öffentlichkeit zu gelangen, bis die Einberufung des Kriegsgerichtes durch mein Büro bekanntgegeben worden ist. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Allgemeines Kopfnicken. Cortez antwortete mit einem knappen Neigen des Kopfes, dann drehte er sich um und schritt langsam aus dem stillen, erschütterten Amphitheater.
     

1
    Die hohe Standuhr in der Ecke tickte langsam und endlos, der Perpendikel hinter der Glastür maß die Sekunden und Minuten in altmodischen mechanischen Happen, und Lord William Alexander, Lordschatzkanzler und zweithöchstes Mitglied der manticoranischen Regierung, betrachtete wie im Bann das faszinierende Hinundherpendeln. Auf dem Schreibtisch neben ihm stand ein weitaus genaueres, modernes, geräuschloses Chronometer; Lord William bemerkte aber, daß das Zifferblatt der alten Uhr tatsächlich, wie auf Alterde üblich, in zwölf gleiche Segmente unterteilt war, anstatt Manticores etwas über zweiundzwanzig Stunden langen Tag wiederzugeben. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, weshalb sich der Besitzer dieses Büros mit Antiquitäten umgab. Weiß Gott konnte er sie sich leisten, aber weshalb faszinierten sie ihn derart? Lag es daran, daß er sich wünschte, in einer einfacheren, weniger komplizierten Zeit zu leben?
    Alexander verbarg ein schmales, trauriges Lächeln und sah den Mann hinter dem Schreibtisch an. Allen Summervale, Herzog von Cromarty und Premierminister des Sternenkönigreichs von Manticore, war ein schlanker Mann, dessen helles Haar sich schon vor langer Zeit silbern gefärbt hatte – trotz aller Segnungen der Prolong-Behandlung. Nicht das Alter hatte sein Haar gebleicht oder jene tiefen, müden Falten in sein Gesicht geschnitten – sondern die niederdrückenden Amtspflichten, und wer konnte es ihm verdenken, wenn er sich nach einer Welt sehnte, die weniger kompliziert und undankbar war als die, in der er lebte?
    Ein vertrauter Gedanke, und ein furchteinflößender zugleich, denn sollte Cromarty jemals etwas zustoßen, dann würde die Last des Amtes auf Lord Williams Schultern fallen. Etwas Beängstigenderes konnte der Lord-Schatzkanzler sich nicht vorstellen – allerdings begriff er auch nicht,
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