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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande
Autoren: David Weber
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Dafür sind die Bauern schließlich da – um vor denen zu katzbuckeln, die über ihnen stehen … Lord William drängte den Gedankengang beiseite und verschloß ihn tief in sich. Er nickte dem hochgewachsenen, spindeldürren Besucher zu, so freundlich es ihm möglich war. High Ridge war noch schlanker als Cromarty, doch alles an ihm bestand aus langen, schlaksigen Armen und Beinen, und sein Hals erinnerte an einen abgemagerten Trinkhalm. Schon immer hatte Alexander beim Anblick dieses Mannes an eine Spinne denken müssen – nur die kalten, kleinen Augen und das durchtriebene Grinsen paßten nicht in dieses Bild. Wenn eine Agentur High Ridge zu einem HD-Produzenten geschickt hätte, um für ihn die Rolle eines überzüchteten, kretinoiden Aristokraten, eines geistig verarmten Adligen zu spielen, dann hätte dieser Produzent ihn wohl dem Agenten mit einem sarkastischen Denkzettel über Stereotypen und Rollenklischees zurückgeschickt.
    »Guten Abend, Mylord«, begrüßte Cromarty ihn und reichte ihm die Hand.
    »Guten Abend, Euer Gnaden.« High Ridge ergriff die Rechte des Premierministers mit einer eigenartigen, heikel wirkenden Geste – ein verkrampftes Händeschütteln, das, wie Alexander wußte, nicht bewußt für diese Gelegenheit gewählt war, sondern schlicht und einfach High Ridges üblicher Affektiertheit entsprang. Dann setzte der Baron sich in den Sessel vor dem Schreibtisch, lehnte sich zurück und verschränkte die Beine übereinander; plazierte seine Besitzmarke auf den Sessel. Cromarty und Alexander setzten sich ebenfalls wieder.
    »Darf ich fragen, was Sie zu mir führt, Mylord?« fragte der Herzog höflich, und High Ridges Miene verdüsterte sich.
    »Zwei Dinge, Euer Gnaden. Eins davon ist eine recht … äh, irritierende Information, die mir zu Ohren gekommen ist.«
    Er hielt mit erhobener Augenbraue inne und genoß das Gefühl der Macht, während er darauf wartete, daß der Herzog fragte, worum es sich dabei handele. Nichts anderes als einer von den ärgerlicheren Tricks des Barons, doch die Realitäten des politischen Überlebens verlangten von seinem Gastgeber, dieses unsägliche Verhalten zu schlucken.
    »Und diese Information wäre?« fragte Cromarty mit aller Verbindlichkeit, zu der er sich aufraffen konnte.
    »Wie ich hörte, erwägt die Admiralität, Lord Pavel Young vor ein Kriegsgericht zu stellen, Euer Gnaden«, sagte High Ridge mit gewinnendem Lächeln. »Selbstverständlich bin ich mir bewußt, daß dieses Gerücht ohne jede Grundlage sein muß, doch hielt ich es für das Beste, gleich zu Ihnen zu kommen, um das Dementi aus Ihrem eigenen Munde zu hören.«
    Cromarty besaß das Gesicht eines Politikers, und es verriet anderen nur, was er ihnen verraten wollte. Doch als er Alexander ansah, hatte er die Lippen zusammengepreßt, und seine Augen funkelten vor Wut. Sein Stellvertreter erwiderte den Blick mit gleichem Ausdruck: grimmig und zornerfüllt.
    »Darf ich fragen, Mylord, von wem Sie dieses Gerücht erfahren haben?« erkundigte Cromarty sich mit gefahrverheißender Stimme; High Ridge jedoch zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich fürchte, das muß ich für mich behalten, Euer Gnaden. Als Peer des Reiches habe ich meine Informationskanäle zu sichern und die Anonymität jener zu respektieren, die mich mit dem Wissen versorgen, das ich benötige, um meine Pflicht gegenüber der Krone zu erfüllen.«
    »Wenn ein Kriegsgerichtsverfahren erwogen würde«, sagte Cromarty leise, »wäre das Wissen um diese Angelegenheit per Gesetz auf die Admiralität, die Krone und dieses Büro beschränkt, bis die Entscheidung gefällt und offiziell verkündet würde – diese Beschränkung dient unter anderem dazu, den Ruf jener zu schützen, gegen die eine solche Maßnahme erwogen wird. Wer immer Ihnen dieses Gerücht hintertragen hat, verletzte dadurch das Kriegsnotstandsgesetz, das Gesetz über Offizielle Geheimnisse und, falls es sich um einen Angehörigen oder eine Angehörige der Streitkräfte handelt, die Kriegsartikel – ganz zu schweigen von den Eiden, den er – oder sie – der Krone geleistet hat. Ich bestehe darauf, daß Sie mir einen Namen nennen, Mylord.«
    »Und das verweigere ich mit allem Respekt, Euer Gnaden.« High Ridges Mundwinkel kräuselten sich bei der bloßen Vorstellung, er könne irgendwelchen Gesetzen unterliegen, und ein gefährliches, zorniges Schweigen senkte sich über das Büro. Alexander fragte sich, ob der Baron überhaupt ahnte, auf welch dünnes Eis er sich begeben
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