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WoW 05 - Der Tag des Drachen

WoW 05 - Der Tag des Drachen

Titel: WoW 05 - Der Tag des Drachen
Autoren: Richard A. Knaak
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Eins
     
    Krieg.
    Für einige Mitglieder der Kirin Tor, des Magischen Zirkels, der über die kleine Nation Dalaran herrschte, hatte es einmal so ausgesehen, als hätte die Welt von Azeroth nie etwas anderes gekannt als immerwährendes Blutvergießen. Da waren vor dem Bündnisschluss von Lordaeron die Trolle gewesen; und als die Menschheit endlich mit diesem üblen Gezücht aufgeräumt hatte, war die erste Welle von Orcs, die aus einem schrecklichen Riss im Gefüge des Universums drangen, über die Ländereien hinweg gebrandet.
    Anfangs hatte es so ausgesehen, als könnte sich diesen grotesken Eindringlingen nichts und niemand entgegenstellen. Nach und nach jedoch hatte sich das, was als grausame Schlächterei begann, in eine für beide Seiten opferreiche Patt-Situation verwandelt. Die Schlachten wurden durch die Zermürbung des Gegners entschieden. Auf beiden Seiten waren Hunderte gefallen – grundlos, wie es schien. Jahrelang hatten die Kirin Tor kein Ende von alledem abzusehen vermocht.
    Doch dann, endlich, hatte sich dies geändert. Das Bündnis hatte letztendlich die Horden zurückdrängen können und sie schließlich vollständig aufgerieben. Sogar der große Häuptling der Orcs, Orgrim Doomhammer, hatte sich nicht mehr gegen die anrückenden Armeen zu stemmen vermocht und kapituliert. Mit Ausnahme einiger Rebellen-Clans waren die überlebenden Eindringlinge in Lager gesperrt worden und fristeten dort seither unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ihr Dasein. Bewacht wurden sie von den legendären
Rittern der Silbernen Hand
. Und zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren sah es so aus, als könnte der Friede dauerhaft einkehren.
    Nichtsdestotrotz lastete auf dem Ältestenrat der Kirin Tor ein Gefühl tiefen Unbehagens. Aus diesem Grunde trafen sich die Höchsten der Hohen in der »Halle der Luft«, so benannt, weil sie ein Raum ohne Wände zu sein schien, ein endloser, wechselhafter Himmel voll von Wolken, Licht und Dunkelheit. Er raste an den Meistern der Magie vorbei, als ob die Zeit der Welt hier schneller liefe. Einzig der graue Steinboden mit seinem leuchtenden Diamant-Symbol, das die vier Elemente symbolisierte, verlieh der Szene die Illusion von Halt.
    Die Magier selbst trugen wenig dazu bei, den Bezug zur Realität zu stärken. In ihren dunklen Umhängen, die nicht nur die Gesichter, sondern auch ihre Gestalt verbargen, schienen sie mit den Bewegungen des Himmels zu verschmelzen, fast als wären auch sie nur Teil dieses Trugbildes. Dass es sich dabei sowohl um Männer, als auch um Frauen handelte, wurde nur ersichtlich, wenn einer von ihnen sprach. Dann wurde das Gesicht zwar teilweise sichtbar, blieb aber schemenhaft.
    Sechs von ihnen waren bei dieser Zusammenkunft anwesend. Dass sie die höchsten Ränge bekleideten, hieß jedoch nicht zwangsläufig, dass sie auch die Begabtesten ihrer Zunft waren. Die Führer der Kirin Tor wurden nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt, und Magie war nur eines davon.
    »Es geschieht etwas in Khaz Modan«, verkündete der Erste mit würdevoller Stimme, und für kurze Zeit wurde ansatzweise ein bärtiges Gesicht erkennbar. Ein Muster aus Sternen umschmeichelte seinen Körper. »Bei oder in den Höhlen, die vom Dragonmaw-Clan gehalten werden.«
    »Erzähl uns lieber etwas, das wir noch
nicht
wissen«, krächzte eine Frau, die trotz ihres spürbar hohen Alters noch immer einen starken Willen besaß. Das Licht eines Mondes glomm durch ihren Schal. »Bei den dortigen Orcs handelt es sich um ein paar wenige Unbelehrbare, die noch Widerstand leisten, obwohl sich Doomhammers Krieger längst ergeben haben und ihr Häuptling verschwunden ist.«
    Der erste Magier war sichtlich irritiert, wahrte jedoch seine Besonnenheit. »Nun gut«, sagte er ruhig, »vielleicht wird Euch dies mehr interessieren: Ich glaube, dass Deathwing wieder sein Unwesen treibt.«
    Seine Worte versetzten die anderen in Nervosität, die Frau eingeschlossen. Die Nacht wurde plötzlich zum Tag, aber die Zauberer ignorierten es, war es für sie in dieser Halle doch etwas völlig Normales. Wolken trieben am Kopf des dritten Ordens-Angehörigen vorbei. Er war der Einzige, dessen Figur deutlich zur Korpulenz neigte, und es war unschwer zu erkennen, dass er der gerade gehörten Behauptung keinerlei Glauben schenkte.
    »Deathwing ist tot!«, erklärte er. »Er ist vor Monaten ins Meer gestürzt, nachdem unser Rat und eine Anzahl unserer besten Männer ihm den tödlichen Hieb versetzen konnten! Kein Drache,
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