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Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Titel: Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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Sonnenbrille, obwohl es mitten in der Nacht war.
    Ein dritter Mann stand leicht links von Bandana. Militärisch kurzes rotes Haar, ein mit Aknenarben übersätes Gesicht, magere Beine. Er trug ein ausgeblichenes Nirvana- T-Shirt und kurze Jeans. „Baby“, sagte er und grinste sie anzüglich an. „Iceman möchte sich die Fischis anschauen.“
    „Dann sollte er morgen wiederkommen“, gab Carrie knapp zurück, „wenn der Sea Circus fürs allgemeine Publikum geöffnet hat.“
    „Wir sind aber nicht das allgemeine Publikum“, entgegnete Nasenring höhnisch.
    Scheinbar unbeeindruckt von der Waffe in ihren Händen bewegten sich die Männer langsam auf Carrie zu und verteilten sich dabei. Ihr wurde bewusst, dass sie in wenigen Sekunden von ihnen eingekreist sein würde. Sie entsicherte das Betäubungsgewehr und wich ein paar Schritte zurück, bis sie mit den Schultern an die Betonwand des Hauptaquariums stieß. Mit der Wand im Rücken fühlte sie sich wohler, denn so konnte keiner dieser Typen sie von hinten überraschen.
    In einer raschen Bewegung hob sie das Gewehr und zog den Abzug bis zum Druckpunkt durch. Sie kniff ein Auge zu und zielte direkt auf Bandana. Der Mann war eindeutig der Anführer. Auf diese Entfernung wäre es vermutlich tödlich für ihn, wenn sie den Betäubungspfeil direkt auf seine Stirn abfeuerte. Der Pfeil würde den Schädelknochen durchschlagen und ins Gehirn eindringen. Dann wäre der Kerl betäubt – allerdings für immer.
    Offensichtlich war dem Mann dieser Umstand klar. Er gab einen kurzen Befehl auf Spanisch.
    „Zurück“, übersetzte nun ein anderer. Der Mann hatte im Schatten hinter Bandana gestanden, und Carrie hatte ihn bisher nicht richtig erkennen können.
    Sie warf einen Blick in seine Richtung.
    Als Einziger der vier sah er nicht so aus, als hätte er sich seit Wochen nicht gewaschen. Überdurchschnittlich groß – und damit fast zwanzig Zentimeter größer als Carrie –, gekleidet wie ein amerikanischer Städter. Trotz der Hitze trug er eine schwarze Leder-Motorradjacke über einem weißen T-Shirt und ausgeblichene, hauteng sitzende Jeans. Cowboystiefel aus Leder mit Schlangenprägung und silbernen Kettenbeschlägen vervollständigten sein Outfit.
    Langes dichtes Haar fiel ihm in ungebändigten Locken über die Schultern. Seine breiten ausgeprägten Wangenknochen und sein weicher spanischer Akzent ließen keinen Zweifel daran, dass er ein Latino war.
    Er sah gut aus. Quatsch, nein. Nicht gut. Er sieht umwerfend aus, dachte Carrie bei sich, als er ins Licht trat. Und das lag nicht an seinen Wangenknochen, seinen glänzenden Haaren und seinem perfekt proportionierten, durchtrainierten Körper.
    Es lag an seinen Augen.
    Einfach unglaublich. Sie waren weich und dunkel, hatten die Farbe des Nachthimmels und waren umrahmt von dichten, dunklen, beinah feminin langen Wimpern. In diesen Augen lagen die sanfte Abgeklärtheit und das gelassene Selbstvertraueneines Priesters oder Pfarrers. Sie standen in totalem Gegensatz zu seiner äußeren Aufmachung. Und dann veränderte sich ihr Ausdruck, und etwas anderes blitzte darin auf: ein Hauch von Erregung, innerem Feuer, Macht, eine Ahnung von echter Gefahr. Vielleicht hatte er tatsächlich Züge eines Priesters, ganz sicher aber auch Züge des Teufels.
    Mit diesem Mann legte man sich besser nicht an.
    Er schaute Carrie direkt in die Augen, als er vor Bandana trat und damit den Älteren gegen ihre Waffe abschirmte. Aber er blieb nicht etwa stehen. Er ging weiter, kam ihr langsam immer näher.
    „Wir haben nur eine Abkürzung genommen“, meinte er. „Wir verschwinden, versprochen. Aber vorher müssen Sie mir Ihre Waffe geben.“ Er lächelte sie mit strahlend weißen Zähnen an und fügte hinzu: „Bitte?“
    „Oh, bitte, Süße“, schaltete sich der Typ mit dem Bürstenhaarschnitt ein und lachte hämisch auf. „Menschenskind, Carlos, du hast vergessen zu fragen: Darf ich, Mom?“
    Carlos. Der Mann mit den Mitternachtsaugen hieß also Carlos.
    „Keine Bewegung, Carlos“, befahl Carrie ihm und zielte genau auf seine Stirn.
    Trotzdem näherte er sich ihr unbeirrt. „Geben Sie mir das Gewehr, Miss“, forderte er sie erneut auf, „damit niemand zu Schaden kommt.“
    „Sie wollen nicht, dass jemand zu Schaden kommt?“, fragte sie. Ihre Wut ließ sie atemlos und verängstigt klingen. „Dann drehen Sie auf der Stelle um und verschwinden Sie.“
    Bandana sagte etwas auf Spanisch.
    „Iceman sagt, das werden wir tun“, übersetzte
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