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Mit Herrn Lämmlein ist was los

Mit Herrn Lämmlein ist was los

Titel: Mit Herrn Lämmlein ist was los
Autoren: Tilde Michels
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Beamter.
    „Oh, ich warte hier nur auf einen
Kollegen“, sagte Herr Lämmlein, setzte sich auf eine der Bänke und begann
gleichmütig die Zeitung zu lesen.
    Eine Viertelstunde verging. Der Beamte
rechnete am Schreibtisch, Herr Lämmlein war in die Zeitung vertieft — so schien
es wenigstens.
    Dann kamen zwei Herren die Marmortreppe
herunter.
    „Sie wünschen?“ fragte der Beamte
wieder.
    „Sicherheitspolizei“, antworteten die
beiden Herren. „Wir sind beauftragt, eine Kontrolle der Stahlkammer
durchzuführen.“
    Herrn Lämmlein wurde es kalt und heiß
zugleich. Jetzt war keine Sekunde mehr zu verlieren.
    „Darf ich um Ihre Ausweise bitten“,
hörte er den Beamten zu den Herren sagen.
    Die Herren standen mit dem Rücken zu
Herrn Lämmlein, und während der Beamte sich über ihre Ausweise beugte,
schlüpfte Lämmlein eilig und unbemerkt durch die Wand in die Geldkammer.
    Dort war alles ganz anders, als er sich
das vorgestellt hatte. Nicht ein einziger Geldschein lag offen herum. Alles
Geld war gebündelt und in Säcken verpackt. Jeder Sack war obendrein noch mit
einer Plombe verschlossen.
    Aber noch ehe Lämmlein überlegen
konnte, was zu tun sei, klapperten die Schlösser der großen Stahltüre. Lämmlein
ergriff hastig den nächsten Geldsack und verschwand damit durch die
gegenüberliegende Mauer. Als die Herrn der
Sicherheitspolizei mit dem Beamten die Geldkammer betraten, war von Herrn
Lämmlein nichts mehr zu sehen.
    Lämmlein jedoch stand auf zittrigen
Knien unter Röhren und Kabeln im Heizungskeller. Seinen Geldsack hielt er fest
an sich gepreßt .
    „Na, bringst Du Abfall zum Verbrennen?“
fragte ihn der Heizer. „Gib her!“ Damit riß er die
Klappe des riesigen Heizofens auf und griff nach dem Geldsack.
    „Nein, keineswegs“, sagte Lämmlein und
zog höflich den Hut. „Ich habe mich in der Treppe geirrt.“
    „Ach so! — na, nichts für ungut“, sagte
der Heizer. „Dort geht’s lang, wenn Sie wieder raus wollen.“
    Herr Lämmlein tastete sich den
unterirdischen Gang entlang, stieg eine Treppe hoch und schaute durch ein
Fenster. Die Mauer, an der er stand, grenzte an einen Hof. Das war der richtige
Ausstieg. Also drang er durch die Mauer, ging sechs Schritte über den Hof,
öffnete eine Tür und stand auf der Straße — gerade in dem Augenblick, als im
Bankhaus Wolf die Alarmsirenen losheulten.
    Was geschehen war, kann man sich
denken. Die beiden Herren von der Sicherheitspolizei hatten in der Stahlkammer
festgestellt, daß ein Sack mit 100.000 Mark fehlte, und hatten sofort Großalarm
gegeben.
    Alle Ausgänge der Bank wurden
verschlossen. Keiner durfte das Haus mehr verlassen. Vor den Fenstern gingen
rasselnd die Eisengitter herunter. Polizeiautos rasten daher. Das
Überfallkommando sperrte die Straße ab. Die Blaulichter der Funkstreife
blitzten. Eine aufgeregte Menschenmenge staute sich vor dem Bankhaus, und ein
paar besonders Neugierige erstiegen die Laternenpfähle, um besser zu sehen.
    Inmitten dieser Verwirrung jedoch stand
Herr Lämmlein. Weil aber alle kopflos durcheinander rannten, und weil die
Polizei immer nur auf das Bankhaus starrte, als ob in der nächsten Sekunde der
Räuber herausgeführt würde, sah keiner den Geldsack mit der Aufschrift 100.000
Mark, den Herr Lämmlein im Arm hielt. Da zuckte Herr Lämmlein mit der Schulter
und ging still und unbehelligt nach Hause.

Der Dieb ruft an
     
    Edi , Arthur, Specht, Pimmel und Theo
warteten inzwischen in höchster Spannung. Sie wollten sich gegenseitig nicht
eingestehen, daß sie aufgeregt waren. Sie hatten versucht, Pfänderspiele zu
machen. Arthur hatte eine Geschichte von seinem afrikanischen Onkel erzählt —
aber es war nichts dabei herausgekommen. Sie waren alle bald wieder verstummt
und hatten unsicher aneinander vorbeigeschaut.
    Als die Hausklingel läutete, sprangen
alle fünf gleichzeitig von ihren Stühlen auf und rannten zur Tür.
    „Boß!“

    Herr Lämmlein schritt feierlich herein
und stellte schweigend den Geldsack auf den Wohnzimmertisch. Die Buben starrten
ihn fassungslos an.
    Arthur, der immer als erster die
Sprache wiederfand, sagte: „Das hat aber hingehauen!“
    Und dann wollte Edi ausprobieren, ob sich hunderttausend Mark gut stemmen lassen. Aber das
erlaubten die Kameraden nicht. Soviel Geld konnte man doch nicht einfach
stemmen, nur so aus Kraftmeierei!
    „Erzähl doch mal, Papu ,
wie war s denn?“ fragte Theo schließlich.
    Und Herr Lämmlein erzählte.
    „Ist die Polizei hinter Ihnen her,
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