Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Herrn Lämmlein ist was los

Mit Herrn Lämmlein ist was los

Titel: Mit Herrn Lämmlein ist was los
Autoren: Tilde Michels
Vom Netzwerk:
Boß?“
fragte Arthur.
    „Ach wo“, sagte Lämmlein
geringschätzig. „Die starren noch immer auf das Bankhaus.“
    „Die haben eben noch keinen perfekten
Einbruch erlebt“, meinte Arthur über die Schulter weg. Arthur hatte schon
einmal einen Kriminalroman gelesen und war im Bilde.
    „Jetzt muß aber gehandelt werden“,
sagte Herr Lämmlein. „Wir öffnen den Geldsack, nehmen hundert Mark raus — Ihr
alle seid Zeugen — und Specht bringt das Geld auf dem
schnellsten Weg seiner Mutter, damit es nicht doch noch Ärger gibt im letzten
Augenblick.“
    Sie scharten sich gespannt um den
Tisch, und Herr Lämmlein brach die Plombe auf. Da lagen die gebündelten
Geldpakete säuberlich geschichtet. Herr Lämmlein nahm aus einem der
Geldpäckchen hundert Mark und steckte sie in einen Umschlag, den er Specht gab.
    „So, und jetzt ab mit Dir!“
    „Danke, Boß“, sagte Specht und rannte
davon.
    „Und Ihr anderen geht auch nach Hause.
Ich will noch den Bankdirektor Wolf anrufen, damit er beruhigt schlafen kann.“
    Theo blieb in der Wohnung, um den
Geldsack zu bewachen, und Herr Lämmlein ging zu einem Telefonhäuschen. Dort nahm
er den Hörer ab und wählte bedächtig die Nummer.
    „Hier Bankhaus Wolf“, tönte es aus der
Muschel.
    „Hallo, ich möchte Herrn Direktor Wolf
sprechen.“
    „Der Herr Direktor ist nicht zu
sprechen“, antwortete die Telefonistin.
    „Das ist aber schade“, sagte Herr Lämmlein.
„Ich hätte ihm nämlich etwas mitzuteilen wegen des Diebstahls.“
    „Warum sagen Sie das nicht gleich!“
rief die Telefonistin aufgeregt. „Augenblick, ich verbinde sofort.“
    „Hier Wolf“, meldete sich die tiefe
Stimme des Bankdirektors.
    „Guten Tag, Herr Direktor“, sagte
Lämmlein. „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Sie sich nicht aufzuregen brauchen,
weil die hunderttausend Mark abhandengekommen sind ...“
    „Was!“ schrie der Direktor aufgebracht
ins Telefon. „Nicht aufregen? Abhandengekommen? Was reden Sie da?
Abhandengekommen! Das Geld ist nicht abhandengekommen, es ist gestohlen,
geraubt, wenn Sie wissen, was das heißt, und noch dazu aus der sichersten
Stahlkammer der Stadt. Und da soll ich mich nicht aufregen! — Wer sind Sie
überhaupt?“
    „Der Dieb — das heißt natürlich nicht
der Dieb! Ich verwahre das Geld nur bis morgen. Dann kriegen Sie es wieder.“
    „Mann, wollen Sie mich zum Besten
halten?!“ Direktor Wolf schrie so laut, daß Lämmlein den Hörer ein bißchen vom
Ohr weghalten mußte, weil ihm das Trommelfell weh
tat.
    „Gewiß nicht, Herr Direktor, gewiß nicht“, erwiderte er, „wenn Sie die Güte haben, mir
ein paar Minuten zuzuhören, werde ich Ihnen alles erklären.“
    „Ich habe etwas Besseres zu tun, als
mir Ihren Unsinn anzuhören“-, sagte der Direktor wütend und hängte ein.
    Wie dumm, dachte Herr Lämmlein. Jetzt
wird er eine schlaflose Nacht verbringen.
    Das bekümmerte ihn — aber er konnte
heute nichts mehr für den Direktor tun.

„Hände hoch!“
     
    Am darauffolgenden Tag war die Stadt
noch immer in großer Aufregung. In allen Zeitungen konnte man über den Einbruch
lesen. Bankdirektor Wolf hatte für die Ergreifung des Täters tausend Mark
ausgesetzt. Die Polizei suchte fieberhaft. Ein halbes Dutzend Leute waren
verhaftet worden, aber sie mußten alle wieder auf freien Fuß gesetzt werden,
weil sie ihre Unschuld beweisen konnten.
    Wo war der Dieb mit dem Geldsack?
    Herr Lämmlein saß inzwischen friedlich
im Büro. Es war Zahltag. Als es fünf Uhr schlug, nahm er sein Gehalt in Empfang
und ging nach Hause.
    Den Geldsack hatte er zur Sicherheit in
den Kleiderschrank gehängt. In seinen Mantel, und den hatte er drumherum
zugeknöpft. Das sah aus, als hätte der Herr Lämmlein seinen Bauch im Mantel
vergessen.
    Edi , Arthur, Specht und Pimmel waren schon
da, als Lämmlein die Wohnung betrat.
    „Boß“, sagte Specht und drehte verlegen
an seinem Jackenknopf. „Meine Muter läßt Ihnen sagen... sie ist nämlich so froh . .
    „Schon gut“, wehrte Lämmlein ab. „Hauptsache,
der Hauswirt hat Euch nicht rausgeschmissen. — Ja, und jetzt kommt das letzte
Kapitel. Die Hunderttausend müssen wieder zurück.“
    Er holte den Geldsack aus dem
Kleiderschrank, nahm die fehlenden hundert Mark aus seiner Brieftasche, legte
sie auf das oberste Geldpäckchen und verschloß den
Sack mit einer festen Schnur.
    „Ich werde bis zum Abend warten“, sagte
er. „Die Polizei ist jetzt sehr wachsam. Ein zweites Mal wird man mich bestimmt
nicht am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher