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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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Ewigan
    »Sieh mal, Berem. Da ist ein Weg . . . Wie seltsam. In all den Jahren, die wir in diesem Wald jagen, haben wir ihn noch nie gesehen.«
    »Das ist gar nicht so seltsam. Das Feuer hat einen Teil des Gebüsches niedergebrannt. Das ist alles. Vielleicht nur ein Tierpfad.«
    »Dann laß uns ihm folgen. Wenn es ein Tierpfad ist, stoßen wir vielleicht auf einen Hirsch. Wir sind schon den ganzen Tag unterwegs und haben noch nichts erlegt. Ich möchte nicht mit leeren Händen nach Hause kommen.«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, geht sie auf den Pfad zu. Schulterzuckend folge ich ihr. Es ist angenehm, draußen zu sein – der erste warme Tag seit dem bitterkalten Winter. Die Sonne wärmt meinen Hals und meine Schultern. Man kann sich mühelos durch den vom Feuer zerstörten Wald bewegen. Keine Schlingpflanzen, die nach einem schnappen. Kein Gestrüpp, das an den Kleidern reißt. Wahrscheinlich Blitze während jenes Unwetters im vergangenen Herbst.
    Aber wir laufen lange Zeit, und schließlich werde ich müde. Sie hat sich geirrt – es ist kein Tierpfad. Es ist ein von Menschen geschaffener Weg, und er ist sehr alt. Wir werden wahrscheinlich kein Wild finden. So wie wir schon den ganzen Tag lang kein Wild gefunden haben. Das Feuer, dann der harte Winter. Die Tiere sind tot oder haben das Weite gesucht. Heute abend wird es kein frisches Fleisch geben.
    Wir laufen weiter. Die Sonne steht hoch am Himmel. Ich bin müde und hungrig. Keine Spur von einem Lebewesen.
    »Laß uns umkehren, Schwester. Hier gibt es nichts...«
    Sie bleibt stehen und seufzt. Sie schwitzt, ist müde und entmutigt.
Und zu mager. Sie arbeitet zu hart, erledigt sowohl Frauen- als auch Männerarbeit. Geht jagen, wenn sie zu Hause bleiben sollte, um auf die Freier zu warten. Sie ist hübsch, finde ich. Die Leute sagen, wir sähen uns ähnlich, aber ich weiß, daß sie sich irren. Es ist nur so, daß wir so eng verbunden sind – enger als andere Brüder und Schwestern. Aber wir müssen so eng verbunden sein. Unser Leben ist so hart...
    »Du hast wohl recht, Berem. Ich habe auch nichts gesehen . . . Warte, Bruder... Sieh mal. Was ist das?«
    Ich sehe ein helles, strahlendes Glitzern, unzählige Farben tanzen im Sonnenlicht – als würden alle Juwelen Krynns in einem Korb liegen.
    Ihre Augen werden groß. »Vielleicht sind das die Pforten des Regenbogens!«
    Ha! Die Phantasie eines kleinen, dummen Mädchens. Ich lache, laufe aber trotzdem weiter. Es ist nicht einfach, sie einzuholen. Obwohl ich größer und stärker bin, ist sie flink wie ein Hirsch.
    Wir stoßen auf eine Lichtung im Wald. Wenn der Blitz in diesen Wald eingeschlagen hat, dann muß er hier besonders gewütet haben. Das Gebiet ist verbrannt und versengt. Einst muß hier ein Gebäude gestanden haben. Eingestürzte Säulen ragen aus dem geschwärzten Boden heraus wie abgebrochene Knochen, die sich durch verwestes Fleisch bohren. Ein beklemmendes Gefühl liegt über diesem Platz. Nichts wächst hier, seit vielen Jahren nicht. Ich will von hier weggehen, aber ich kann nicht...
    Mir bietet sich der schönste, wundervollste Anblick, den ich je in meinem Leben, in meinen Träumen hatte . . . Ein Stück einer Steinsäule, mit Juwelen überzogen. Ich weiß nichts über Edelsteine, aber ich bin mir sicher, diese sind von unschätzbarem Wert! Mein Körper beginnt zu zittern. Ich eile nach vorn, knie mich neben den vom Feuer versengten Stein und wische den Schmutz weg.
    Sie kniet sich neben mich.
    »Berem! Wie wunderschön! Hast du so etwas schon einmal
gesehen? So wunderschöne Juwelen an so einem entsetzlichen Ort.« Sie blickt sich um, und ich spüre, daß sie zittert. »Ich frage mich, was hier früher war. Eine andächtige Stimmung liegt über diesem Ort, eine heilige Stimmung. Aber auch etwas Böses. Es muß ein Tempel vor der Umwälzung gewesen sein. Ein Tempel für die bösen Götter . . . Berem! Was machst du da?«
    Ich habe mein Jagdmesser hervorgeholt und angefangen, den Stein um einen der Juwelen wegzukratzen – einen strahlenden, grünen Edelstein. Er ist so groß wie meine Faust und funkelt heller als die Sonne auf den grünen Blättern. Der Stein läßt sich mühelos mit meiner Klinge lösen.
    »Hör auf, Berem!« Ihre Stimme klingt schrill. »Das... das ist Entweihung! Dieser Platz ist irgendeinem Gott geweiht! Ich weiß es!«
    Ich spüre das kalte Kristall des Edelsteins, obwohl in ihm ein inneres grünes Feuer brennt! Ich achte nicht auf ihren Protest.
    »Pah! Vorhin hast du
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