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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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gesagt, es wären die Pforten des Regenbogens! Du hattest recht! Wir haben unser Glück gemacht, wie man so sagt. Wenn dieser Ort den Göttern geweiht war, dann müssen sie ihn schon vor Jahren verlassen haben. Sieh dich um, nichts als Schutt! Wenn sie geblieben wären, sähe es hier ganz anders aus. Die Götter wird es nicht stören, wenn ich einige Juwelen mitnehme . . .«
    »Berem!«
    Ein Hauch von Furcht in ihrer Stimme! Sie hat wirklich Angst! Dummes Mädchen. Sie ärgert mich. Der Edelstein ist fast aus dem Stein gelöst.
    »Sieh mal, Jasla.« Ich bebe vor Aufregung. Ich kann kaum reden. »Wir waren arm, aber jetzt! Diese Juwelen bringen genug Geld auf dem Markt von Gargath, daß wir diesen erbärmlichen Ort verlassen können. Wir gehen in eine Stadt, vielleicht nach Palanthas! Du wolltest schon immer die wundersamen Dinge dort sehen . . .«
    »Nein! Berem, ich verbiete es dir! Das ist Gotteslästerung!«
    Ihre Stimme ist streng. So habe ich sie noch nie erlebt! Ei nen
Moment lang zögere ich. Ich trete von dem zerstörten Stein mit seinen Juwelen zurück. Auch ich spüre allmählich etwas Furchteinflößendes und Bösartiges an diesem Ort. Aber die Juwelen sind so schön! Sie glitzern und funkeln im Sonnenlicht. Kein Gott ist hier. Kein Gott kümmert sich um sie. Kein Gott wird sie vermissen. Eingebettet in eine alte, morsche Säule.
    Ich mache mich daran, den Juwel mit meinem Messer aus dem Stein zu befreien. Er ist von solch sattem Grün, er glänzt so hell wie die Frühlingssonne, wenn sie durch die jungen Blätter scheint...
    »Berem! Hör auf!«
    Ihre Hand greift nach meinem Arm, ihre Nägel graben sich in mein Fleisch. Es tut weh . . . Ich werde wütend. Und wieder überkommt es mich; wenn ich wütend werde, verdunkelt ein Schleier meine Sinne, und in mir spüre ich eine erstickende Schwellung anwachsen. In meinem Kopf pocht und hämmert es, bis meine Augen aus ihren Höhlen zu platzen scheinen.
    »Laß mich in Ruhe!« Ich höre eine brüllende Stimme – meine eigene!
    Ich stoße sie . . .
    Sie stürzt...
    Es passiert alles so langsam. Sie stürzt eine Ewigkeit. Ich wollte es nicht... Ich will sie auffangen... Aber ich kann mich nicht bewegen.
    Sie stürzt gegen die zerbrochene Säule.
    Blut... Blut...
    »Jas!« flüstere ich und fange sie in meinen Armen auf.
    Aber sie antwortet nicht. Blut bedeckt die Juwelen. Sie funkeln nicht mehr. Wie ihre Augen. Das Licht ist verschwunden...
    Und dann spaltet sich der Boden! Säulen steigen aus der schwarzen, verbrannten Erde empor und bewegen sich in Spiralen durch die Luft! Eine tiefe Dunkelheit kommt auf, und ich spüre einen entsetzlichen brennenden Schmerz in meiner Brust...

     
    »Berem!«
    Maquesta stand auf dem Vorderdeck und starrte auf ihren Steuermann.
    »Berem, ich rede mit dir. Sturm kommt auf. Ich will, daß das Schiff befestigt wird.Was machst du denn? Stehst hier rum und starrst auf das Meer. Übst du gerade Denkmal? Beweg dich, du Trottel! Statuen kriegen bei mir keine guten Löhne!«
    Berem zuckte zusammen. Er erblaßte und wand sich vor Maquesta auf solch erbärmliche Weise, daß die Kapitänin der Perechon sich fühlte, als hätte sie ihre Wut an einem hilflosen Kind ausgelassen.
    Mehr ist er auch nicht, erinnerte sie sich müde. Obwohl er fünfzig oder sechzig Jahre alt sein mußte, obwohl er einer der besten Steuermänner war, die sie kennengelernt hatte, war er geistig gesehen noch ein Kind.
    »Es tut mir leid, Berem«, sagte Maque seufzend. »Ich meinte es nicht so. Es ist nur der Sturm... Es macht mich nervös. Sieh mich nicht so an. Wie sehr ich mir wünschte, daß du sprechen könntest! Ich wünschte, ich wüßte, was in deinem Kopf vorgeht – wenn da irgend etwas ist! Nun gut, vergiß es. Erledige deine Aufgaben, dann geh nach unten.«
    Berem lächelte sie an – das einfache, unschuldige Lächeln eines Kindes.
    Maquesta lächelte kopfschüttelnd zurück. Dann eilte sie weg, ihre Gedanken waren bei den Vorbereitungen, ihr geliebtes Schiff den Sturm gut überstehen zu lassen. Aus den Augenwinkeln sah sie Berem nach unten schlurfen, dann vergaß sie ihn prompt, als ihr Erster Offizier an Bord kam und ihr mitteilte, daß er den größten Teil der Mannschaft gefunden habe, von der ein Drittel so betrunken sei, daß sie nicht zu gebrauchen seien...
    Berem lag in einer Hängematte auf dem Mannschaftsdeck der Perechon . Die Hängematte bewegte sich heftig hin und her, als die ersten Windstöße des Sturms auf die Perechon einschlugen, die
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