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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel
Autoren: Marie Louise Fischer
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kurz vor der Heirat, und somit war alles im Lot.
    Das einzige, was Gabriele in Düsseldorf fehlte, war Tante Ottilie, die so prächtig Karten legen konnte, aber selbst dafür hatte sich ein Ersatz gefunden — das Tageshoroskop im Ausblick. Dieses Horoskop war nun der vertrauenswürdige Kompaß, mit dessen Hilfe sie ihr Lebensschifflein über alle Klippen und Brandungen hinwegsteuerte.
    Monika hatte recht gehabt, die Tische und Stühle des Cafes waren schon auf die Straße gestellt worden, die bunten Decken und die Sonnenschirme leuchteten einladend unter dem Grün der riesigen Kastanienbäume. Schon waren die dicken, klebrigen Knospen aufgesprungen, und nicht lange mehr würde es dauern, bis die weißen Blütenkerzen aufflammen würden.
    Die beiden Mädchen fanden einen freien Tisch, setzten sich und gaben ihre Bestellung auf — Gabriele verlangte ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, Monika beschied sich mit einem Florentiner.
    »Du solltest ruhig was Ordentliches essen!« mahnte Gabriele, als der Ober diensteifrig davongeeilt war.
    »Kann ich mir nicht erlauben«, seufzte Monika, »ich werde ja ohnehin zu dick!«
    »Unsinn! In unserem Alter spielt das noch gar keine Rolle!«
    »Du hast gut reden, du bist schlank wie eine Tanne! Aber sieh mich an!«
    Der Ober kam mit Kaffee und Kuchen zurück. Gabriele aß mit gutem Appetit, während Monika an ihrem Florentiner nur knabberte.
    »Triffst du heute abend deinen Bräutigam, Gaby?«
    »Glaub ich nicht! Ich habe allerhand Krimskrams zu tun... und dann muß ich auch noch zur Schneiderin!«
    »Ach ja, wegen deines Brautkleides! Herrlich! Wenn du wüßtest, wie ich dich beneide!«
    »Na, du darfst wirklich nicht klagen! Du hast doch schließlich deinen Karl Egon!«
    »Ja, das stimmt«, gab Monika zu, »aber heiraten wird der mich nie und nimmer!«
    »Das liegt bloß an dir«, behauptete Gabriele, »man muß die Männer richtig behandeln!«
    »Ich weiß nicht«, seufzte Monika, »na, jedenfalls sehe ich ihn heute abend... und ich freue mich schrecklich!«
    »Na also!«
    »Sag mal, Gaby... ob er dir wohl heute wieder Blumen schickt? Ich meine, dein Bräutigam?«
    »Anzunehmen! Ja, sicher!«
    »Siehst du, das ist auch etwas, wozu ich meinen Karl Egon nie und nimmer bewegen könnte!«
    »Schön dumm von dir!« erklärte Gabriele ungerührt. »Ich finde, so etwas gehört sich einfach!«
    »Sag du das mal meinem Karl Egon!«
    Gabriele lachte. »Mache mich einmal mit ihm bekannt! Ich werde es ihm schon sagen!«
    Monika musterte die Freundin eine Sekunde. »Lieber nicht«, meinte sie dann, »du schnappst ihn mir sonst noch weg!«
    »Ist er denn nett? Ich meine, würde es sich lohnen?«
    »Ach ja, nett ist er schon. Einfach phantastisch! Aber bestimmt verdient er nicht soviel Geld wie dein Bräutigam, deshalb kann er auch keine Blumen schicken!«
    »So wild ist das mit dem Geldverdienen bei Till auch nicht!« erklärte Gabriele. »Er ist ja bloß Journalist!«
    »Bloß? Na hör mal, ich finde das toll interessant!«
    »Das schon, aber...«
    »Wirst du noch weiter arbeiten, wenn du verheiratet bist? Du hast doch noch nicht gekündigt, oder...?«
    »Das ist es ja eben!« sagte Gabriele. »Darüber haben wir überhaupt noch nicht gesprochen!«
    »Nicht!? Das verstehe ich nicht!«
    »Wenn du ihn kennen würdest! Weißt du, er ist manchmal recht schwierig. Er begreift die einfachsten Dinge nicht. Zum Beispiel, daß man nicht gerne verheiratet sein und nebenbei noch im Büro arbeiten möchte!«
    »Ich dachte, du könntest so gut mit Männern umgehen! An deiner Stelle hätte ich ihm das längst klargemacht!«
    »So...!? Da sieht man mal wieder, daß du nichts von Männern verstehst! Man muß den richtigen Moment abpassen, darauf kommt es an! Merk dir das für deinen Karl Egon!«
    »Den richtigen Moment?! Woran merkt man das?«
    »Das muß man ganz einfach spüren! Eine Frau von Format spürt so etwas!«
    »Ach so«, meinte Monika wenig überzeugt.
    Kuchen und Kaffee waren inzwischen vertilgt, die Mädchen zahlten, standen auf und bummelten zum Corneliusplatz zurück. Als sie an dem Zeitungsverkäufer vorbeikamen, der mit überlauter Stimme den Ausblick ausrief, bat Gabriele: »Monika, schau doch mal! Hast du vielleicht einen Groschen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Monika und begann in’ ihrem Portemonnaie zu wühlen. »Da ist einer. Wofür brauchst du ihn?«
    »Kauf doch mal bitte einen Ausblick, ja?«
    »Ach so, wegen des Horoskopes! Du bist total verrückt, Gaby, das sage ich
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