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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel
Autoren: Marie Louise Fischer
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»Spüren Sie denn nicht, daß mein jungmädchenhaftes Erröten meine Worte Lügen straft!?«
    »Ach, Liselotte!« seufzte Hein Grotius. »Wenn es doch wahr wäre!«
    »Es ist so, Hein! Deutlicher kann ich es Ihnen doch nun wirklich nicht machen!«
    »Wir sehen uns zu selten, Liselotte! Wenn wir öfters zusammen sein könnten, wären wir längst viel weiter miteinander!«
    »Wie weit, Hein? Ich begreife nicht recht, was Sie meinen!«
    »Das wissen Sie sehr gut! Liselotte... Haben Sie denn wirklich nie Zeit für mich!?«
    »Jeden Tag, Hein! Wir sehen uns doch fast jeden Tag!«
    »Hier im Laden! Wie oft habe ich Sie schon gebeten, mal abends ins Tabaris zu kommen! Wenn Sie mich singen hörten...«
    »Ich höre Sie Abend für Abend im Rundfunk!«
    »Lenken Sie doch nicht immer ab, Liselotte! Warum wollen Sie nicht mal abends mit mir zusammen sein?«
    »Weil man als Frau ohne Begleitung gar nicht ins Tabaris hineinkommt, das wissen Sie doch!«
    »Ich würde Sie schon hineinschleusen, Ehrensache! Bitte, Liselotte, machen Sie mir doch die Freude!“
    »Ich finde Sie reizend, Hein, und Sie geben mir fast wieder neuen Lebensmut! Aber Sie sind doch wohl nicht nur deshalb gekommen, um sich mit mir zu verabreden?!«
    »Doch — hauptsächlich!«
    »Und nebensächlich?«
    »Als ob Sie das nicht wüßten, Liselotte! Ich wollte bloß mal wieder fragen, ob Sie nicht ein paar Blümchen für mich haben! Dürfen ruhig schon ein bißchen welk sein, ich bin nicht anspruchsvoll, wenn sie nur aus Ihrer lieben Hand kommen!«
    »Evi«, wandte sich Liselotte dem Lehrling zu, »schau doch mal! Wir hatten da vorhin die Nelken fortgenommen...«
    »Ja, Fräulein Liselotte, ich weiß schon!« rief Evi bereitwillig, die dem Gespräch der beiden gelauscht hatte, und verschwand im Hinterzimmer.
    »Sie sind ein Engel, Liselotte!« erklärte Hein Grotius.
    Evi kam mit den Nelken in der Hand hereingestürzt, Liselotte entfernte sorgfältig ein paar welke Blättchen und wickelte den Strauß in Seidenpapier. »Die sind wirklich noch ganz hübsch, Hein! Wenn Sie der Dame erklären, daß Sie eine halbe Stunde auf sie gewartet hätten, sind sie gerade richtig!«
    »Von welcher Dame sprechen Sie!?« Hein Grotius spielte mit unwahrscheinlicher Vollendung den unschuldig Verdächtigten.
    »Na, von der Dame, der Sie die Blumen schenken wollen!«
    »Aber, Liselotte, was halten Sie denn von mir!? Glauben Sie wirklich, daß ich...?« empörte sich Hein Grotius.
    »Ich halte Sie für einen vollendeten Kavalier, Hein!« lachte Liselotte.
    »Wenn ich Ihnen nun schwöre...! Ich schwöre Ihnen bei allem, was mir heilig ist, Liselotte...«
    »Das ist wohl nicht sehr viel, Hein!« warf Liselotte dazwischen.
    Hein ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Ich schwöre Ihnen, daß ich mit diesen Blumen nichts weiter im Sinne habe, als mein bescheidenes Junggesellenheim zu schmücken! Der Schlag soll mich auf der Stelle treffen, wenn ich nicht die Wahrheit spreche!«
    »Ich glaub’s Ihnen ja, Hein!« sagte Liselotte besänftigend. »Und ich finde es süß von Ihnen, daß Sie so viel Sinn für ein gepflegtes und gemütliches Zuhause entwickeln! Ein ganz neuer Zug an Ihnen!«
    »Ja, nicht wahr?!« pflichtete Hein Grotius eifrig bei. »Niemand traut mir das zu! Aber Sie sollten mich mal besuchen, Liselotte, dann würden Sie sehen...! Das ist überhaupt eine Idee! Besuchen Sie mich doch einmal!«
    »Tue ich, Hein, ganz bestimmt!« Liselotte reichte ihm über den Ladentisch hinweg die Hand. »Ich werde Sie einmal überfallen!«
    »Das ist... ja, natürlich! Aber vielleicht wäre es doch besser... Ich meine, ich bin nicht immer zu Hause! Wollen wir nicht gleich eine Stunde ausmachen?«
    »Keine Bange, Hein«, lachte Liselotte, »wir reden noch darüber!«
    Vergnügt und einigermaßen erleichtert zog Hein Grotius ab, nicht ohne Evi, die ihm die Türe aufhielt, zärtlich die Wange gestreichelt zu haben. Evi blieb noch einen Augenblick draußen stehen, während sich Liselotte dem nächsten Kunden zuwandte, einem kleinen Mädchen, das schon während ihrer Unterhaltung mit Hein Grotius in den Laden gekommen war.
    »Was wünschst du denn, Kleine?«
    Evi schloß langsam die Tür. »Er ist in Richtung Stadt gefahren«, erklärte sie nicht ohne Bedauern.
    »Natürlich«, antwortete Liselotte lächelnd, »was dachtest du denn!?«
    »Daß ein so netter Mensch so lügen kann!« seufzte Evi.
    »Das tun alle Männer, Evi«, erklärte Liselotte weise, »je netter sie aussehen, desto
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