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Mit Druck richtig umgehen

Mit Druck richtig umgehen

Titel: Mit Druck richtig umgehen
Autoren: Friedel John , Gabriele Peters-Kuehlinger
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in meiner Brust“, ließ schon Goethe den Faust sagen.
    Beispiel
    Vera will bis zum Sommer unbedingt 5 Kilo abnehmen. Jeden Morgen auf der Waage nimmt sie sich vor, nach der Arbeit noch Fahrrad zu fahren oder wenigstens vom Bahnhof die 1,5 Kilometer zu Fuß zu gehen, anstatt den Bus zu nehmen. Doch die Realität sieht anders aus: Abends, wie immer, ist es wieder später geworden. Und wieder einmal nimmt sie den Bus und entschließt sich, heute nur noch vor dem Fernseher abzuhängen.
    Karl Ender ist verzweifelt. Es ist Freitagmittag und der Schreibtisch quillt über von Mappen, die er noch bearbeiten muss. Etwa die Hälfte kam heute noch herein. Wie oft wollte er sich schon im Kalender den Freitag für Büroarbeit frei halten, aber umgesetzt hat er es bis heute nicht.
    Wie kommen Sie aus solchen Dilemmata heraus? Zunächst einmal, ganz einfach, mit konkreten Absprachen „mit sich selbst“ und dem festen Vorsatz, Ausreden nicht gelten zu lassen. Der Einstieg in ein solches neues Programm fällt leichter, wenn man ein gut verträgliches und realistisches Maß findet. Je konkreter solche Absprachen übrigens ausfallen, desto besser. Dann fällt es noch schwerer, das Vorhaben ausfallen zu lassen.
    Beispiel
    Damit könnte sich auch Vera behelfen. Sie könnte festlegen, an welchen Tagen sie mit dem Bus fährt und wie viele Kilometer sie in der Woche Fahrrad fährt, z. B. 2- bis 3-mal die Woche Spaziergang, 20 Kilometer Radfahren pro Woche. Um sich bei schlechtem Wetter nicht drücken zu können, könnte sie Regenkleidung oder den Schirm mitnehmen. Zu den Spaziergängen könnte sich Vera auch mit anderen verabreden.
    Bei Karl Ender liegt die Sache etwas anders. Er muss sich klar machen, dass sein Zeitdruck nicht erst am Freitag beginnt. Für ihn gibt es (mindestens) folgende Dinge zu tun:
Er sollte sich vor Augen führen, wie schön es wäre, die Woche ohne Zeitdruck zu beenden. Daran sollte er bereits am Montag und jeden folgenden Tag mit Hilfe eines Memos denken.
Er muss konkret werden und sofort die nächsten freien Freitage für Büroarbeit blocken.
Eine dreiminütige Planungsphase jeden Morgen nutzt er dazu, Prioritäten festzulegen.
Er kann sich durch Absprachen mit anderen unter größeren Handlungsdruck setzen (z. B. durch das Versprechen, dass alle Vorgänge, die am Donnerstag auf seinem Schreibtisch landen, in der gleichen Woche mit größter Wahrscheinlichkeit noch erledigt werden.)
    Die beiden kämpfen mit einem alt bekannten Phänomen: Sie haben sich eingerichtet in der „Komfortzone“, d. h. es geht ihnen eigentlich ganz gut, es gibt keinen unmittelbaren äußeren Druck. Unter diesen Umständen fallen Veränderungen besonders schwer. Der Ausbruch aus der Komfortzone erfordert zusätzliche Kraft, die wir meistens nur dann aufbringen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Leider gehört dazu auch viel Konsequenz. Schon ein Rückschlag (bei Vera etwa zwei Tage ohne Bewegung), und der ganze Anfangserfolg versinkt im Frust. Wie viele Diäten scheitern an genau diesem Widerstand! Doch es gibt einen Ausweg!
    Der Komfortzone entkommen
    Wie im Kapitel „Entwickeln Sie sich von der Minus- zur Plus-Situation“ (S. 60) schon erwähnt, gibt es immer unbewusste Gründe, die darauf hinwirken, dass trotz besserer Einsicht ein bequemer Weg fortgesetzt wird. So tritt gegen die Sicherheit einer gewohnten Verhaltensweise die Unsicherheit einer neuen an. Doch die Gründe liegen in der Regel tiefer – und sind oft irrational. Um dies zu erkennen, muss man seine alten Verhaltensmuster gründlich reflektieren.
    Beispiel
    Welchen unbewussten Vorteil müssen Vera und Karl Ender eigentlich aufgeben, wenn sie die Veränderung wählen würden? Vielleicht merkt Vera, dass sie eigentlich mit ihrer „Komfortzone Übergewicht“ vor allem gegen ihre Mutter opponiert, die ihr ständig Vorwürfe macht. Viel besser fährt Vera, wenn sie sich völlig unabhängig von der Mutter, mit eigenem Ziel, für das Abnehmen entscheidet (gesünder leben, attraktiver sein etc.).
    Analog könnte Karl Ender feststellen, dass er sich oder anderen eigentlich gar nicht beweisen muss, wie fleißig und unentbehrlich er ist (was er vermeintlich mit dem vollen Schreibtisch ständig beweist). Vielmehr könnte er innere Befriedigung daraus ziehen, dass er am Ende der Woche einen leeren Schreibtisch und sich damit sein Wochenende redlich verdient hat.
    Wichtig
    Es gibt viele unbewusste Gründe, die uns in bestimmten Situationen davon abhalten, der besseren Einsicht
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