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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer
Autoren: Vanessa Grant
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lächerlichen Träumen zu befreien. In den vergangenen drei Wochen war er nachts oft genug schweißgebadet aufgewacht. Letzte Woche hatte er Sheila zum Essen eingeladen und dann mit zu sich genommen. Doch die Träume hatten nicht aufgehört.
    Vielleicht befand er sich gerade in einer Art Midlife-crisis. Immerhin war er fünfunddreißig.
    Unsinn, dachte er, es gibt keinen Grund dafür. Er kannte Angela kaum und wusste fast nichts von ihr. Außer, dass sie eine wilde Haarmähne hatte und feurige grüne Augen. Sie nähte irgendwelche Sachen und ließ ungern eine Arbeit halb fertig. Außerdem sagte sie, was sie dachte. Sie bewegte sich so unbefangen, als wüsste sie nicht, welche Wirkung ihre schwingenden Hüften auf einen Mann ausübten. Und sie trug einen Ehering. Ihre Augen hatten zärtlich geblickt, als sie das Kind angeschaut hatte.
    Ich muss wirklich verrückt sein! Warum suche ich mir keine Frau in meiner Nähe, die, vor allen Dingen nicht verheiratet ist. Ich bin nicht der Typ, der ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau anfängt.
    Am Flugplatz von Port Townsend stellte Kent fest, dass der von Patricia bestellte Leihwagen nicht da war. Er fuhr mit dem Taxi zur Mietwagenagentur und bekam dort erst nach dreißig Minuten Wartezeit einen Wagen. Es war ein Chevette, den er auch beim letzten Mal gefahren war.
    Bei der Firma Dalton herrschte Hochbetrieb. Vor dem Laden standen mehrere Menschen und Fahrzeuge, und ein großer, für den Bootstransport bestimmter Mobilkran blockierte den Eingang. Da es für Kent im Augenblick kein Durchkommen gab, blieb er im Auto sitzen und beobachtete das Treiben.
    Der Mobilkran näherte sich einem grünen Segelboot, das vor dem Laden aufgebockt war.
    Die beiden mächtigen Ausleger schoben sich langsam links und rechts neben das Schiff. Drei Männer zogen die Gurte, die von den Greifarmen herunterhingen, unter den Bootsrumpf und brachten sie in die richtige Position. Dann begann der Motor des Krans aufzuheulen, und die Gurte strafften sich unter dem Gewicht des Bootes. Als die Mariner die Blöcke unter den Bootsrumpf weggezogen hatten, verließ Kent das Auto.
    Einer der Männer sah wie eine jüngere Ausgabe von Harvey Dalton aus - braunes Haar, muskulöse Arme und kräftige Schultern. Jetzt drehte sich der junge Mann herum und blickte mit seinen braunen Augen neugierig zu Kent herüber. Er war ungefähr dreißig Jahre alt.
    Mein Sohn Barney, hatte Harvey gesagt. Das war also ihr Mann. Kent dachte plötzlich daran, wie sich Angelas Handgelenk angefühlt hatte, als er sie festgehalten hatte. Er erinnerte sich an sein heftiges Verlangen nach ihr und an seine Enttäuschung, als er den Ring an ihrem Finger bemerkt hatte.
    Barney kam lächelnd auf Kent zu. “In fünf Minuten sind wir damit fertig”, sagte er, auf das Durcheinander deutend. “Was kann ich für Sie tun?” Er musterte Kents Anzug und fragte:
    “Sind Sie der, der das Boot mieten will?”
    “Nein, ich suche Harvey Dalton. Ist er hier?”
    Barney deutete zu einer abseits gelegenen Tür des Gebäudes. “Er ist in der Werkstatt.”
    Kents Mund fühlte sich plötzlich trocken an. Es hatte keinen Zweck, sich etwas vorzumachen. Er war wegen Angela hergekommen, doch sobald er Barney ansah, fühlte er sich schuldig, als hätte er ihn tatsächlich betrogen.
    Scott saß auf dem Fußboden und zerschnitt Stoffreste.
    “Tante Angie, wie lange bleiben Mütter im Krankenhaus?”
    “Einige Tage”, antwortete Angela gedankenverloren. Sie nähte gerade an einem von zwölf bestellten Fischerhemden in drei Größen mit unterschiedlicher farblicher Paspelierung.
    Scott schnippelte an einem grünen Stoffstück herum. “Sind Babys immer so winzig?”
    “Immer”, erklärte sie lächelnd, während sie rotes Schrägband um den Halsausschnitt legte und den Nähfuß herunterschnappen ließ,

    “Unser neues Baby hat keine Haare. Es soll aber nicht kahl bleiben.
    Angela bemühte sich, nicht zu lachen. “Mach dir keine Sorgen, die Haare werden schon noch wachsen.” Sie drückte auf den Fußanlasser, und die Maschine begann zu nähen. Aus der Werkstatt drang Lärm herein, als die Verbindungstür geöffnet wurde. Angela sah kurz über die Schulter und konnte nur Harvey entdecken. Sie drückte den Nähfuß mit der Fußtaste nach oben, drehte den Stoff etwas herum, passte das letzte Stück Schrägband an und senkte den Nähfuß wieder.
    Scott bohrte weiter: “Mein Daddy sagt, dass eine Mummy und ein Daddy zusammen ein Baby machen
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