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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer
Autoren: Vanessa Grant
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Stattdessen machte er ihr die Unordnung um sie herum noch deutlicher bewusst.
    Scott schmiegte sich an sie und blickte den Fremden neugierig an. “Und das ist mein Enkel Scott”, fuhr Harvey fort. “Sie würden staunen, wieviel Fischerhemden er in seinem Schrank hängen hat.” Dann deutete er auf einen Kleiderständer neben der Tür. “Angie hat diese Modelle entworfen - sie nennt sie Segelklamotten. Die Kunden kaufen sie wie wild. Deshalb kommt sie mit dem Nähen kaum nach.”
    Angela wünschte, Harvey würde endlich aufhören zu reden. Was wollte Kent Ferguson hier? Falls Harvey ihn nach Hause eingeladen haben sollte, würde sie wegfahren. Vielleicht nach Seattle oder woanders hin. Auf keinen Fall wollte sie mit diesem Mann unter einem Dach schlafen!
    „… falls ihr mich entbehren könnt”, hörte sie Harvey.
    Angela hatte keine Ahnung, worum es ging. Aber sobald sie Kents amüsierten Gesichtsausdruck sah, wusste sie, dass er ihre Geistesabwesenheit bemerkt hatte. “Dad, was hast du gesagt?” fragte sie unsicher.
    “Ich sagte, dass ich Charlottes Boot nach Vancouver bringen werde. Kent sucht jemanden, der das übernimmt, und ich kann ein paar freie Tage brauchen. Am Sonntag fahre ich und bin am Dienstag zurück.”
    “Ich verstehe.” Angela wusste, aus welchem Grund er das tat. Das Boot war für ihn noch eine Verbindung zu der Frau, die er liebte. Ob er Kent von seiner Beziehung zu Charlotte erzählt hatte? Als sie bemerkte, dass beide Männer sie gespannt ansahen, erwiderte sie hastig:
    “Dann werde ich den Termin für die Reparatur des Schleppers verschieben.”
    “Vielleicht kann Barney das machen”, schlug Harvey vor und fügte, zu Kent gewandt, hinzu: “Barney ist mein Sohn. Er hat die Reparaturwerkstatt von mir übernommen. Ich helfe nur noch gelegentlich aus.”
    “Ich werde auch Schweißer”, sagte Scott plötzlich sehr leise, so dass Angela annahm, außer ihr hätte ihn niemand verstanden.
    “Wie dein Vater?” fragte Kent. Dieser Mann muss ein unglaublich feines Gehör haben, dachte Angela.
    “Ja”, bekräftigte Scott, dabei presste er die die kleine rote Bootspersenning an sich. “So wie mein Vater.”
    Während Kent mit Scott sprach, war sein Blick auf Angela gerichtet. Jetzt zog er sein Scheckbuch aus der Tasche, um für Harvey einen Scheck auszuschreiben, den dieser jedoch kopfschüttelnd zurückwies. Angela wusste, dass Harvey verletzt war.
    Wenn er Charlotte einen Gefallen tat, dann machte er das unentgeltlich.
    “Lassen Sie das”, sagte Harvey. “Das wäre sowieso zuviel. Ich brauche nur Geld für den Sprit. Meine Zeit müssen Sie nicht bezahlen. Ich bin scho n lange nicht mehr gesegelt, und ich freue mich schon darauf.”
    Angela sammelte die Stoffteile ein und sagte: “Ich gehe zum Nähen nach oben.” Dort befand sich eine weitere Industrienähmaschine, die sie hauptsächlich für Zickzacknähte und Versäuberungsarbeit en brauchte.
    “Ich auch”, rief Scott und lief hinter ihr die Treppe hoch.
    Oben legte Angela die Stoffteile auf den großen Nähtisch und betrachtete sie gedankenverloren, bis Scott bettelte: “Tante Angie, willst du nicht nähen? Du hast doch gesagt, dass du nähen willst.”
    “Doch, doch.” Die Sache mit Charlotte und Harvey tat ihr leid. Andererseits wäre es eine ungeheure Erleichterung, wenn Kent endlich Port Townsend verlassen würde. Wäre die
    “Misfit” nicht mehr da, gäbe es für ihn auch keinen Grund, wieder herzukommen.
    “Wer ist der Mann?” fragte Scott, als hätte er ihre Gedanken erraten.
    “Er ist Charlottes Bruder.” Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: “Ich mag ihn nicht.”
    Scott kauerte auf einem Ballen Segeltuch und machte ein nachdenkliches Gesicht. “Warum magst du ihn nicht?”
    “Ich weiß nicht.” Kent machte sie nervös, und sie war sich nur zu deutlich bewusst, dass er ein Mann war. Seit Jahren hatte sie nicht mehr so stark empfunden. Sie griff nach dem roten Segeltuch, strich die Stoffstücke glatt und legte die Teile, die zusammengenäht werden sollten, passgerecht aufeinander. “Vielleicht, weil er mich ständig ausschaut”, sagte sie schließlich. Sie wusste, dass ihre Reaktion zu übertrieben war, aber dieses Gefühl war da, und sie konnte sich nicht dagegen wehren. Kent Ferguson beunruhigte sie. Und sie wollte nie wieder Unruhe in ihrem Leben haben.
    “Ich mag ihn auch nicht”, erklärte Scott gutmütig.
    Einige Minuten später waren Harveys Schritte auf der Treppe zuhören.
    “Ist er
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