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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer
Autoren: Vanessa Grant
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können.”
    “Das ist richtig”, stimmte Angela zerstreut zu.
    “Warum hast du dann mit Onkel Ben keine Babys gehabt?” forschte Scott
    “Scott!” tönte Harveys Stimme aus der Werkstatt.
    Angela blickte schweigend auf ihre Näharbeit.
    Scott runzelte die Stirn, “Habt ihr deswegen keine Kinder gehabt, weil Onkel Ben gestorben ist? Weil keine Zeit mehr war?”
    Angela hörte, wie jemand im Hintergrund laut den Atem einzog. Sie dachte, es wäre Harvey, obwohl es eigentlich gar nicht nach ihm klang.
    Scott schaute zur offenen Verbindungstür, und plötzlich wurden seine braunen Augen ganz groß. Angela drehte sich in dem Moment um, als Scott sagte: “Bist du nicht der Mann, den Tante Angie nicht leiden kann?”
    Ausgerechnet Kent Ferguson! Warum musste er zurückkommen? Sie sah ihm in die blauen Augen, deren Blick unverwandt auf sie gerichtet war. Gleich darauf stand sie hastig auf.
    “Hallo”, begrüßte sie Kent unsicher und sah an ihm vorbei zu Harvey. Weil sie immer noch Scotts Worte von vorhin im Ohr hatte, erklärte sie rasch: “Ich schaue nach, ob Barney jetzt Zeit hat, diesen Kostenvoranschlag mit mir zu machen.”
    Sie griff nach der Leinentasche nutzem Maßband und dem Notizbuch, eilte zur Werkstatt und vermied dabei, Kent noch einmal anzuschauen. Wie vorwurfsvoll war seine Miene zuvor gewesen. Da Kent ihr nicht aus dem Weg ging, musste sie sieh an Harvey vorbeidrücken.
    “Dad, bleib bitte hier und pass auf Scott auf. Geh auch bitte ans Telefon, bis ich wieder zurück bin.”
    Das Telefon läutete, doch sie kümmerte sich nicht darum. Das war jetzt Harveys Sache.
    Solange Kent Ferguson im Laden war, würden sie keine zehn Pferde dorthin zurückbringen.
    Sie erwischte Barney, der gerade die Werkstatt verlassen wollte.
    “He Barney! Du musst mit mir zum Motorboot kommen.”
    “Dieser Typ aus Alaska? Ich…”
    “Barney! Wir haben mit ihm heute ausgemacht!” Energisch schob Angela die Händeln die Hosentaschen.
    Barney verzog das Gesicht und sagte murrend: “Also gut, aber lass mir noch eine Stunde…”
    “Barney, im Laden ist dieser Mann… Charlottes Bruder. Ich möchte ihm lieber aus dem Weg gehen. Ich… ich mag ihn nicht. Hoffentlich ist er weg, wenn wir zurückkommen.”
    Barney seufzte und fragte: “Was will er denn?”
    “Ich weiß nicht, und es ist mir auch egal. Aber jetzt geh endlich mit!”
    Sie verbrachten eine Stunde auf dem Boot des Ehepaars aus Alaska. Angela notierte sich die ausgefallenen Wünsche des Skippers für eine Überdachung des Cockpits. Barney erklärte ihm die technischen Einzelheiten für die Anfertigung des Stahlrohrgerüsts, das die von Angela genähte Segeltuchhaut tragen sollte. Als der Kunde immer wieder Änderunge n nach seinen eigenen Vorstellungen verlangte, protestierte Barney.
    “Wenn Sie so viele Öffnungen haben wollen, dann muss ich hier noch eine extra Verstärkung anbringen.”
    Angela fügte hinzu: “Sehen Sie, wenn Sie ringsum so viel öffnen wollen, verliert das Ganze an Stabilität.”
    “Aber wir brauchen hier ein Fenster.” Der Skipper, ein großer, kräftiger Mann, hatte die Angewohnheit, seine Hand auf den zierlichen Nacken seiner schmächtigen Frau fallen zu lassen und ihren Hals mit den Fingern zu umfassen. Diese Geste irritierte Angela, obwohl es die Frau so wenig zu berühren schien, wie die Diskussion über die Cockpitbedachung.
    Schließlich schlug Angela vor, ein Kunststoff-Fenster einzunähen, und sie arbeiteten gemeinsam einen Entwurf aus, mit dem beide Parteien zufrieden waren.
    Es war schon fast Geschäftsschluss, als Angela auf ihre Armbanduhr schaute. Wenn sie sich noch einige Minuten Zeit ließen, könnte sie gleich nach Hause gehen, ohne Kent Ferguson noch einmal sehen zu müssen.
    Sie wandte sich wieder an das Ehepaar und sagte: “Haben Sie Lust, mit uns einen Spaziergang durch den Hafen zu machen? Ich möchte Ihnen eine Cockpitüberdachung zeigen, die ungefähr vier Jahre alt ist. Sie können sich dann davon überzeugen, wie stabil sie ist.”
    Barney wurde nervös. “Machst du das allein, Angie? Ich fahre kurz zu Sally ins Krankenhaus.”
    Sie gingen am Kai entlang. Angela wies den Weg, und der Skipper dirigierte seine Frau mit der Hand, die er wieder um ihren Nacken gelegt hatte. Nachdem sie sich mehrere Boote angesehen hatten, war es sechs Uhr vorbei.
    Da Barney den Laster genommen hatte, ging Angela zu Fuß zur Firma zurück. Bevor sie um die Straßenecke bog, vergewisserte sie sich, ob Kent abgefahren war. Das
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