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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer
Autoren: Vanessa Grant
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Beschläge endlich da? Häng dich ans Telefon und stell fest, wo sie geblieben sind? Ich kann ohne sie nicht weitermachen.”
    Die Dame von der Versicherung erkundigte sic h noch einmal nach der Höhe der Deckungssumme, und Angela erwiderte ungehalten: “Hören Sie, ich möchte nicht an dieser Umfrage teilnehmen. Ich werde jetzt auflegen.” Obwohl Angela es ziemlich unangenehm war, machte sie ihre Ankündigung wahr.
    Harvey beugte sich über den Tresen zu Angela. Sein Gesicht sah verhärmt aus, und er wirkte älter. “Weißt du, wohin sie gegangen ist? Wusstest du, dass sie mich verlassen wollte?”
    “Nein, natürlich nicht.” Allerdings hätte Angela befürchtet, dass das eines Tages geschehen könnte. Charlotte hatte ihr einmal anvertraut, dass Weglaufen die einzige Möglichkeit für sie sei, mit Konflikten fertig zu werden.
    Als Barney wieder nach den Beschlägen fragte, fuhr sich Angela ungeduldig durch das rotbraune Haar und deutete mit der anderen Hand auf das Paket auf dem Tresen. “Sie sind dort drinnen. Der Bote von UPS hat sie vor fünf Minuten gebracht.”
    Barney nahm das Paket und ging wortlos nach hinten in die Werkstatt. “Du könntest dich wenigstens bedanken!” rief Angela ihm nach.
    Wenn Barney mit seiner Arbeit beschäftigt war, war ihm alles andere gleichgültig. Er hatte viel Ähnlichkeit mit seinem Vater. Beide wären groß und gut aussehend, hatten dunkles Haar und braune Augen, nur dass Harvey allmählich ergraute und Barneys Nase einmal von seinem älteren Bruder Ben bei einer Schlägerei gebrochen worden war.
    Angela konnte sich noch gut an den Streit erinnern. Es war am Abend vor Bens Heiratsantrag geschehen. Barney hatte versucht, sie vor seinem draufgängerischen älteren Bruder in Schutz zu ne hmen. Dabei wollte Angela, die damals erst siebzehn war, gar nicht vor Ben geschützt werden. Denn sie liebte ihn.
    Sie heirateten ziemlich überstürzt ohne große Vorbereitungen, und die Ehe wurde ein aufregendes Abenteuer. Das lag alles so weit zurück. Angela hatte Ben schon fast vergessen, obwohl seine Familie inzwischen ihre eigene geworden war. Ihre leiblichen Eltern hätte sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Manchmal schloss sie die Augen und versuchte, sich ein Bild von Ben zu machen, aber es gelang ihr nicht mehr. Die Verbitterung war zwar verschwunden, doch manchmal fühlte sie noch einen leichten Schmerz. Be n Dalton war der einzige Mann gewesen, den sie jemals geliebt hatte, leidenschaftlich und hingebungsvoll.
    Bis er sie eines Tages verließ und sie deshalb auch das Baby verlor.
    Inzwischen stand das Paar vor dem Schaufenster und betrachtete die Auslagen. Die Frau deutete auf etwas, woraufhin ihr bärtiger Partner die Stirn runzelte.
    Harvey seufzte laut Und fragte bekümmert: “Angie, hast du eine Ahnung, wo sie sein könnte?”
    Angela erinnerte sich an den Tag, an dem Charlotte Ferguson zum erstenmal in den Laden gekommen war und wissen wollte, ob sie hier einen Schutzbezug aus Persenning für ihre Segeljacht anfertigen lassen könne. Angela hatte sie auf Anhieb sympathisch gefunden. Auch Harvey, der sich vor drei Jahren vom Geschäft zurückgezogen hatte, wollte sofort mit Angela zum Boot zu gehen, um den Kostenvoranschlag zu machen. Normalerweise nahm Barney diese Aufträge an.
    Barney, der in den Sommermonaten sowieso mit Arbeit überhäuft war, hatte lachend gemeint: “Nur zu, aber nimm dich vor ihr in acht. Sie ist ein heißes Eisen, verbrenn dich nicht an ihr.” Das sollte nur ein Scherz gewesen sein. Harvey war seit drei Jahren Witwer und hatte noch niemals angedeutet, dass eine andere Frau Annas Platz einnehmen könnte.
    Und jetzt stand er vor Angela und fragte in heller Aufregung:
    “Vielleicht hatte sie einen Unfall oder ist krank. Ich sollte im Krankenhaus anrufen.”
    “Hast du nicht gesagt, sie hätte einen Koffer bei sich gehabt?” Es tat Angela weh, Harvey in diesem Zustand zu sehen. “Dad, hast du sie gestern abend unter Druck gesetzt?”
    Er fuhr sich mit seiner schwieligen Hand durch das widerspenstige Haar. Früher trug er es viel kürzer. Aber nachdem Charlotte vor einigen Wochen erwähnt hatte, es gefiele ihr länger und lockiger besser, hatte er sofort den nächsten Friseurtermin abgesagt. “Ich habe sie wieder gefragt, ob sie mich heiraten will”, gab er zerknirscht zu.
    Ach, du meine Güte! dachte Angela. Sie hatte noch zu gut das letzte Wochenende in Erinnerung, als Charlotte sie zum Segeln mitgenommen hatte, weil sie weibliche
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