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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen
Autoren: Christian Ditfurth
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haben.«
    »Mit dem hast du seit fast zwanzig Jahren zu tun. Wenn du ab sofort nur noch deine Wahrheit sagen willst, dann gehört auch Heinz zu den rechtmäßigen Empfängern der frommen Botschaft.« Er spürte die Verachtung, die in dem Satz lag. Aber sie hatte Recht. Er musste auch Heinz erklären, was er tun würde. Und ihm sagen, dass er ihn raushalten würde. Auch wenn er immer noch nicht wusste, wie Heinz wirklich hieß. »Wie heißt Heinz eigentlich?«
    Sie setzte sich auf einen Sessel gegenüber, durch die Längsseite des Tisches von ihm getrennt, und schüttelte den Kopf. »So nicht«, sagte sie. »Du wirst uns alle verraten. Wenn du mal angefangen hast, hörst du nicht mehr auf.«
    Er überlegte, ob es so sein würde. Natürlich, sie würden fragen, ob Ines etwas gewusst oder sogar mitgemacht habe. Aber er traute sich zu, diese Fragen nicht zu beantworten. Und doch wusste er, dass Ines in die Enge getrieben werden könnte.
    »Sie werden dich löchern, bis du perforiert bist.«
    »Das habe ich mir redlich verdient«, sagte er und verbarg den Sarkasmus nicht. Es war sinnlos, mit ihr zu reden. Sie wollte an ihrer Lebenslüge festhalten, und er würde sie nicht überzeugen. Er hatte es so oft versucht.
    Sie saßen schweigend im Wohnzimmer, das sie noch nicht eingeräumt hatten. Sie wussten, es war ihr letzter Abend. Wenn Griesbach nach Berlin fuhr, würde alles anders sein. Ines überlegte, wie sie sich retten könnte. Hass auf Griesbach staute sich auf. Was hatte sie nicht alles für ihn und seine Karriere getan? Und jetzt der Verrat. Das war sein Dank für Hilfe und Liebe. Für ihre Selbstaufopferung. Für ihre Treue. Und dafür, dass sie zu ihm gestanden hatte, wenn die Genossen manchmal zweifelten am IM Willibald. Allein schon dieser Name, auf dem Wolf bestanden hatte und mit dem er sich lächerlich machte über alles, was ihr heilig war. So richtig begriff sie das erst jetzt. Sie musste eine Lösung finden. Sie würde sich nicht seinem Wahrheitsfimmel opfern, dem, was er sein Gewissen nannte, dieser Mann, der so gerne den Sensiblen gab. Sie musste mit Heinz reden. Heinz würde eine Antwort finden, er hatte immer eine gefunden. Er würde versuchen, Wolf den Unsinn auszureden. Und wenn es ihm nicht gelang?
    »Ich muss mal an die frische Luft«, sagte sie, stand auf und ging zur Garderobe. Sie zog sich einen Schal und einen Mantel an und schloss die Tür hinter sich. Um die Ecke stand eine Telefonzelle. Von dort würde sie Heinz anrufen. Und Heinz würde wissen, was zu tun war. Er war ein Meister, wenn schnell Pläne gemacht werden mussten.
    »Ein Tschekist ist flexibel«, sagte er immer. Sie erwischte Heinz auf dem Handy.

21
    Er war zerschlagen, auf der Bahnfahrt von Berlin nach Hamburg hatte er kein Auge zugekriegt. Das Bild von Dreilichs Leiche bedrängte ihn. Und die Schmerzen waren zurückgekehrt. Sie waren höllisch, als wollten sie die Qual nachholen, die verschwunden war, als Heinz ihn in Todesangst versetzt hatte. Da halfen keine Tabletten. Aber jetzt kam es darauf an.Er stand vor dem Haus und wurde unsicher. Er wollte die Überraschung nutzen. Es war seine letzte Chance, Griesbachs Mörder zu überführen. Und er hatte noch eine Sache zu klären mit Ines.
    Stachelmann schaute auf die Uhr, es war kurz vor zwei am Nachmittag. Er drückte auf die Klingel. Da kam die Angst, dass sie nicht zu Hause war. Heinz hatte sie wahrscheinlich schon informiert. War sie abgetaucht?
    »Ja?«
    »Josef«, sagte er nur. Er fürchtete, sie würde die Tür nicht öffnen.
    Der Summer erklang.
    Stachelmann drückte die Tür auf und stieg die Treppe hoch. Sie stand in der Tür. Ihr Gesicht zeigte Müdigkeit und Angst. Sie trat zur Seite und ließ ihn vorbei. Er ging ins Wohnzimmer, sie folgte ihm. Er ging zum Fenster und schaute hinaus. Es roch stark nach Zigarettenrauch.
    »Es war also kein Zufall«, sagte Stachelmann.
    »Nein.«
    »Ich muss dich bewundern, du hast blitzschnell einen hundsgemeinen Plan ausgeheckt, der fast aufgegangen wäre. Was hättest du gemacht, wenn ich nicht ins Tokaja gegangen wäre?«
    »Ich hätte dich unterwegs oder im Bahnhof angesprochen. Übrigens, du hast zwar herausgekriegt, was passiert ist, aber der Plan ist trotzdem aufgegangen. Niemand kann mir oder Heinz etwas nachweisen. Das ist die Hauptsache. Die Polizei sucht dich, und der Staatsanwalt wird dich auf die Anklagebank setzen. Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist.«
    »Immerhin, das Messer, mit dem Heinz deinen Mann abgestochen
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