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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen
Autoren: Christian Ditfurth
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was so alles geglaubt wird. Wen die Liebe verrückt macht.« Es klang, als verachte Heinz Gefühle.
    »Sie haben Griesbach ermordet«, sagte Stachelmann.
    »Es kommt nicht darauf an, was geschehen ist, sondern darauf, was geglaubt wird.«
    »Und warum soll ich Griesbachs Leiche im Kofferraum spazieren gefahren und dann selbst die Polizei geholt haben? Sie müssen mir das erklären, sonst schreibe ich nicht.« Zeit gewinnen, jede Sekunde zählt. Vielleicht fällt dir doch was ein. Du hast ein Druckmittel, er will, dass du etwas schreibst. Und wenn er sich was anderes einfallen lässt? Dann hast du Pech gehabt. Aber der steht unter Druck.
    »Ich gebe zu, diese Sache hat mir eine Zeit lang Kummer bereitet. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wurde mir, das ist so blöd, dass es schon wieder überzeugend wirkt. Ein Intelligenzler bringt im Streit einen Konkurrenten um. Er muss die Leiche beseitigen, also packt er sie in einen Sack und dann in den Kofferraum. Mit der Leiche im Auto fährt er nach Hamburg. Er kriegt immer mehr Schiss. Die Nerven halten das nicht aus. So ein Intelligenzler, der hat dünne Nerven. Er sagt sich, schmeiß die Leiche in einen Fluss oder in einen Wald. Aber dann dreht er durch. Das schafft er nicht. Er stellt sich vor, dass ihn einer sieht. Er hat gemerkt, wie schwer eine Leiche ist, viel schwerer, als man glaubt. Es dauert lange, sie zu beseitigen. Und da fällt ihm ein, sich einfach blöd zu stellen. Kofferraum aufmachen und so tun, als wäre er böse überrascht. Also die Polizei rufen. Das ist nicht dumm. Mörder pflegen die Polizei nicht zu rufen. Und unser dünnnerviger Intelligenzler wird die Leiche auf perfekte Weise los.«
    »Und damit am Ende doch der Verdacht auf mich fällt, haben Sie die Fasern auf dem Beifahrersitz verteilt.«
    »Gut kombiniert. Es hätte aber auch ohne geklappt.«
    Du musst mit ihm reden. Solange er mit dir spricht, schießt er nicht. Zeit gewinnen, nachdenken. Vielleicht kriegst du eine Chance.
    »Und warum haben Sie diese Gespensterei veranstaltet? Musik in meiner Wohnung. Die E-Mail. Das Eindringen in mein Hotelzimmer in Weinheim.«
    »Ach, das war eine meiner leichten Übungen.« Er war stolz auf sich. »Das haben wir früher auch gemacht. Man muss Feinde unter Druck setzen, dann machen sie Fehler. Sie haben sich doch unglaubwürdig gemacht. Wahrscheinlich glaubt Ihnen nicht mal mehr Ihr Anwalt. Schreiben Sie!«
    »Sie sind immer im Zug mitgefahren.«
    »Das musste ich ja nicht immer. Ich wusste meistens, was Sie wann tun würden. Nur dann nicht, als Sie den Wanzensucher riefen. Da habe ich die Wanze vorher beseitigt und sie nachher wieder installiert. Da war also eine Weile Funkstille. Schwierig wurde es nur, als Sie nicht mehr zu Hause telefonierten. Ich bin nach Weinheim mitgefahren, aber früher nach Lübeck zurückgekehrt.« Er sagte das in einem kalten, geschäftsmäßigen Ton. »Und nun schreiben Sie endlich.«
    Ich muss Zeit gewinnen. »Wo wurde Griesbach umgebracht? Ich schreibe, wenn Sie meine Fragen beantworten.« Heinz schien zu hoffen, dass Stachelmann nicht ahnte, dass er getötet würde, sobald er das falsche Geständnis geschrieben hatte. Oder dass er sich an eine kleine Hoffnung klammerte. Stachelmann stellte sich das Bild vor. Seine Leiche auf dem Boden, das Geständnis auf dem Tisch, daneben das Stilett. Heinz musste fürchten, dass Stachelmann nicht mitmachte, wenn er wusste, dass er sein Todesurteil unterschrieb.
    »Hier, in diesem Haus, wie ich sagte. Wir haben uns getroffen, und Griesbach hat das nicht überlebt. Wenn es Sie tröstet, er hatte den Tod verdient.«
    »Und wie weit steckt Ines mit drin?«
    »Bis zu den Haarwurzeln. Es war ihr Plan. Sie hat mich gerufen, als Griesbach sagte, er wolle auspacken. Dann haben Wolf und ich uns hier getroffen, und ich habe ihm seine Schnapsidee ein für allemal ausgeredet.«
    »Sie hatten das letzte Wort.«
    Heinz lachte, dann hustete er. Asche fiel auf den Boden.
    »Muss ich nachher noch ein bisschen sauber machen. Stellen Sie sich das mal so vor. Als Sie mit Ines ins Bett gingen, habe ich Wolf erstochen. Das kommt zeitlich ungefähr hin. Dann habe ich ihn quasi vakuumverpackt. Schließlich habe ich mit der Leiche im Kofferraum meines Autos auf Sie gewartet. Und Sie sind brav gekommen. Ich wusste doch, dass Pawelczyk oder Wittstock Ihnen das mit der Laubenpieperkolonie erzählen würden. Sie suchten Wolf, und hier hat er ein paarmal übernachtet. Und wenn Sie nicht hier
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