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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen
Autoren: Christian Ditfurth
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schauen. Der Mann dirigierte Stachelmann zu einem Hinterausgang, die Tür war offen. Sie führte auf einen Parkplatz, auf ihm standen Autos mit der Aufschrift Dreilich Securitas. Dazwischen stand ein grauer Opel Omega mit Berliner Kennzeichen. »Gehen Sie zu dem Opel und setzen Sie sich ans Steuer.«
    Stachelmann setzte sich hinters Steuer. Der Mann setzte sich auf den Beifahrersitz. In dem Auto roch es scharf nach Zigarettenrauch.
    »Sie fahren rechts an der Ausfahrt, dann noch zweimal rechts, dann sind Sie auf der Karl-Marx-Allee.« Stachelmann fuhr Richtung Mitte, dann leitete ihn der Mann über Alexanderstraße und Karl-Liebknecht-Straße zu Unter den Linden. Sie fuhren am Brandenburger Tor und dem sowjetischen Ehrenmal vorbei in die Straße des 17. Juni.
    Langsam dämmerte Stachelmann, was das Ziel des Mannes sein könnte. »Wohin fahren wir?«
    Der Mann stieß ihm den Lauf der Pistole in die Rippen.
    »Geradeaus«, sagte er.
    Sie kamen auf den Spandauer Damm. Als sie die Autobahn überquert hatten, sagte der Mann: »Den nächsten Weg rechts hinein.« Hier hatte Stachelmann geparkt, als er Griesbach in der Laubenpieperkolonie suchte. »Anhalten. Fahren Sie den Wagen rechts ran.«
    Als der Wagen stand, sagte der Mann: »Aussteigen. Machen Sie keine Mätzchen.« Er steckte die Hand mit der Pistole in die Manteltasche. Er leitete Stachelmann zu dem Haus, in dessen Vorgarten ein Gartenzwerg mit Kalaschnikow gestanden hatte. Der Zwerg war verschwunden. Der Mann reichte Stachelmann einen Schlüssel.
    »Aufschließen!«, sagte er. Stachelmann schloss die Tür auf.
    »Öffnen, weit öffnen!« Er öffnete die Tür, bis sie an die Wand anschlug. »Rein!« Er betrat das Haus. Nach ihm überschritt der Mann die Schwelle. »Gehen Sie in die Ecke, Gesicht zur Wand!« Stachelmann tat es. Der Mann schloss die Tür ab und schaltete das Licht ein. Die Vorhänge waren zugezogen. Es war warm. »Umdrehen. Da hinsetzen!« Er wies auf den Tisch. Stachelmann schaute sich um. Das letzte Mal war hier alles kalt, schmutzig und unordentlich gewesen, inzwischen hatte jemand aufgeräumt und den Ofen angezündet. Vielleicht hatte der Mann hier eine Weile gewohnt. Stachelmann setzte sich an den Tisch. Der Mann ging zu einer Kommode, zog eine Schublade auf und nahm einen Block und einen Kugelschreiber. Er legte beides vor Stachelmann hin. Dann griff er in eine Jacketttasche und hatte ein kleines Rohr in der Hand. Er schraubte es auf die Mündung der Pistole. Stachelmann war wie erstarrt. Was wollte der Mann? Wer war das?
    »Nun werden wir ein bisschen reden«, sagte der Mann. Er nahm eine schwarzweiße Zigarettenpackung und zog eine Zigarette raus. Er steckte sie in den Mund, dann hatte er sie wieder in der Hand und spuckte Tabakkrümel aus. Nun zündete er sie an.
    Irgendwo hatte Stachelmann gelesen, man solle eine persönliche Beziehung aufbauen zu einem Entführer. »Wie heißen Sie?«, fragte er. Er staunte, die Schmerzen waren weg.
    »Nennen Sie mich Heinz.«
    »Dann ist das nicht Ihr richtiger Name.«
    »Für Sie ist er richtig genug.«
    »Sind Sie derjenige, der bei mir zu Hause eingedrungen ist?«
    Heinz nickte.
    »Sie haben einen guten Musikgeschmack.« In seinem Hirn arbeitete es fieberhaft. Nicht in Panik geraten. Denk nach.
    Heinz schaute ihn kurz ungläubig an. »Sie schreiben jetzt hier auf, dass Sie Wolf Griesbach in diesem Haus getroffen und getötet haben. Sie haben die Konkurrenz an der Universität nicht ertragen, außerdem haben Sie sich in seine Frau verliebt. Die Frage war: er oder Sie. Sie haben Griesbach aufgefordert, sich mit Ihnen in Berlin zu treffen. Als Druckmittel haben Sie mit Enthüllungen über seine Tätigkeit für die Staatssicherheit der DDR gedroht. Entsprechende Informationen fanden Sie bei seiner Frau in der Wohnung. Griesbach nannte Ihnen als Treffpunkt dieses Haus. Hier haben Sie ihn mit Ihren Informationen konfrontiert und verlangt, dass er verschwindet.« Heinz legte ein Stilett auf den Tisch.
    Stachelmann wusste sofort, mit diesem Messer war Griesbach erstochen worden. Er sah wieder Dreilichs Leiche, Übelkeit stieg hoch.
    »Griesbach hat sich geweigert, Sie haben sich gestritten. Griesbach ist auf Sie losgegangen, da haben Sie das Stilett gezogen und ihn erstochen.«
    »Das glaubt doch keiner.« Stachelmann presste es hinaus. Er fühlte, wie er innerlich zitterte. Der halbe Schädel von Dreilich, die grauen und roten Flecken hinter ihm im Aktenregal.
    Heinz lachte trocken. »Sie würden sich wundern,
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