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Mit 12 fühlt man ganz anders

Mit 12 fühlt man ganz anders

Titel: Mit 12 fühlt man ganz anders
Autoren: Tina Caspari
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heute noch die Augen übergehen!
    Tante Otti sah sie erwartungsvoll an.
    „Danke,... vielen Dank, Tante Otti“, brachte Katja stotternd heraus. „Das ist wirklich nett von dir. Aber du hättest nicht so viel Geld ausgeben sollen, das wär doch wirklich nicht nötig gewesen!“
    „Und ob das nötig war! Außerdem macht es mir Spaß, das weißt du. Komm, jetzt müssen wir dich deiner Mutter präsentieren. Die wird Augen machen!“
    Davon bin ich überzeugt, dachte Katja. Hoffentlich kriegt sie keinen Lachkrampf!
    Aber Mami war auf alles gefaßt. Sie sah Katja fest in die Augen, um sie an ihr Versprechen von heute früh zu erinnern. Dann schenkte sie Tante Otti ein so schmelzendes Lächeln, daß Katja einmal mehr das diplomatische Geschick ihrer Mutter bewundern mußte.
    „Wie recht du hattest, Otti! Erstaunlich, sie ist wirklich ein völlig anderer Mensch! Gar nicht mehr wiederzuerkennen!“
    „Nicht wahr?“ Aus Tante Ottis Stimme klang unverhohlener Stolz. „Ja, Kleider machen Leute, das war schon immer so. “
    „Nun will ich mich aber rasch wieder umziehen.“ Katja trat den Rückzug an.
    „Aber warum denn, Herzchen? Bleib doch so!“
    „Hm,... na ja, ich möchte es ja noch ein bißchen schonen. Damit nicht gleich was dran kommt. “
    „Aber nicht doch, aus dem Alter bist du doch raus! Komm, komm, mach mir die Freude!“
    „Wenn du meinst, Tante Otti.“ Plötzlich wurde Katja übermütig. Sie setzte eine sanfte Unschuldsmiene auf und ging einen Schritt áuf Tante Otti zu. „Übrigens möchte ich mich noch für gestern entschuldigen, Tante Otti! Es tut mir sehr leid, daß ich mich so eklig benommen habe!“
    „Ach, das ist doch längst vergessen, Herzchen!“ Tante Otti war gerührt. „Ich weiß doch, mit welchen Stimmungsschwankungen man in deinem Alter oft kämpfen muß. Da kann es schon mal passieren, daß es mit einem durchgeht, nicht wahr? Das ist längst vergessen und vergeben. Und was deine Kleidung betrifft: Dafür werden wir zwei jetzt sorgen, daß sie systematisch erneuert und deinem Alter angepaßt wird. Ich verstehe ja, daß deine Mutter ihre vier Sprößlinge nicht immer so kleiden kann, wie sie es möchte, bei den heutigen Preisen. Obwohl sie ja wirklich hervorragend schneidert; da solltest du sie hin und wieder ein bißchen aufmuntern und anfeuern. Und vor allem mehr im Haushalt helfen, damit sie Zeit dazu findet, Kind. Im übrigen wird die alte Tante Otti in Zukunft ein bißchen mithelfen. Es macht mir ja solche Freude!“
    „Würdest du so lieb sein, die Zwillinge zum Essen zu rufen?“ unterbrach Mami das Gespräch.
    Katja flitzte nach draußen. Auf dem Flur atmete sie erst einmal tief ein und rollte die Augen gen Himmel. Wie lange sie dieses Schauspiel wohl noch durchhalten würde?
    Die Zwillinge machten es ihr nicht eben leichter.
    „Haha, wie siehst du denn aus?“ quiekte Fips. „Warum hast du dich verkleidet?“ fragte Markus. „Bist du zum Karneval eingeladen? Ist doch noch gar keiner.“

    „Man kann nicht früh genug anfangen mit dem Üben“, sagte Katja steif. „Nun kommt, wascht euch die Hände! Das Essen steht auf dem Tisch! Aber Tempo!“
    Während des Essens gab sie sich große Mühe, die junge Dame zu spielen, die Tante Otti so gern in ihr sehen wollte. Dabei hatte sie aber das Gefühl, jeden Augenblick vor Zorn zerspringen zu müssen. Sie kam sich in diesem Blümchenkleid einfach lächerlich vor, und die Zwillinge, die sich über die wippenden Haarschwänzchen über Katjas Ohren totlachen wollten, machten alles nur noch schlimmer. Zum Glück hatte Tante Otti an den Erlebnissen des Vormittags genug Gesprächsstoff, und so fiel ihr Katjas Schweigsamkeit nicht auf.
    Nach dem Mittagessen holte sich Katja von Mami die Erlaubnis, für zwei Stunden zu einer Freundin zu gehen. Aus der kleinen Kassette, die ganz hinten versteckt in ihrem Wäscheschrank lag, nahm sie den Umschlag mit der „eisernen Reserve“: den vom Taschengeld in einigen Monaten zurückgelegten Betrag. Jetzt konnte ihr nur noch Maria helfen, die nette, rundliche Friseuse, die sich nach ihrer Heirat vor einem halben Jahr ins Privatleben zurückgezogen hatte und drei Häuser weiter wohnte. Ihre anhänglichsten Kunden waren ihr treu geblieben und ließen sich in Marias zum Friseursalon umfunktionierten Kinderzimmer die Haare schneiden. Denn dies war Marias Spezialität: ihre Haarschnitte verrieten absolute Könnerschaft.
    Als Katja bei ihr auftauchte, schien Maria nicht gerade begeistert zu sein: Sie
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