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Mission Sphinx: Thriller

Mission Sphinx: Thriller

Titel: Mission Sphinx: Thriller
Autoren: Glenn Meade
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wollte er das alles hinter sich lassen, ein neues Leben beginnen und die qualvolle Vergangenheit auslöschen. Ich glaube, daß es solche Reaktionen manchmal gibt. Man kennt Fälle, in denen Menschen sich nach einem besonders traumatischen Erlebnis vollkommen von ihrem früheren Leben distanzieren und ganz neu anfangen - neue Identität, neue Familie, neue Karriere -, jede Verbindung zur Vergangenheit wird gekappt. Eine Art Reinigung der Seele, nehme ich an. Ich bin sicher, daß Psychologen das sehr viel besser erklären könnten, aber es scheint mir auf jeden Fall Sinn zu machen. Und ich könnte mir vorstellen, daß dies auch bei Jack zutraf. Man kann natürlich einwenden, daß er seine Frau und seinen Sohn nie vergessen hat, daß er sich nicht völlig losgelöst hat, wenn er noch immer regelmäßig Blumen auf ihre Gräber legen läßt.
    Aber andererseits vergißt man eine Familie, die man so sehr geliebt hat, wahrscheinlich niemals.«
    Hinter uns hörte ich plötzlich ein Geräusch. Zwei Putzfrauen der Nachtschicht kamen herein. Sie schienen überrascht zu sein, daß noch jemand in der Bar saß, aber sie ignorierten uns und begannen sofort mit der Arbeit, räumten Tische und Stühle weg.
    Weaver sah auf die Uhr. »Ich glaube, wir sind hier nur im Weg.
    Nun, ich muß sehen, daß ich noch ein bißchen Schlaf abbekomme, Carney.« Er stand auf. »Ich muß mich noch um meinen morgigen Rückflug kümmern.«
    Er schüttelte mir fest die Hand, und ich ging mit ihm zum Aufzug. »Ich habe nur noch eine Frage.« Ich blickte ihm direkt in die Augen.
    »Nämlich?«
    »Sind Sie sicher, daß es sich bei der Leiche nicht um diejenige Halders gehandelt hat?« Ich hielt gespannt den Atem an.
    »Jack hatte eine recht auffällige Narbe am linken Bein, eine alte Verletzung aus der Kindheit, die er sich zugezogen hat, als wir zusammen auf dem Gelände des Hauses seiner Mutter gespielt haben. Der arme Teufel im Leichenschauhaus hatte keine. Wer er wirklich war, werden wir wahrscheinlich nie herausfinden.«
    »Aber es scheint doch ein merkwürdiger Zufall zu sein. Er war ungefähr in seinem Alter, und er trug denselben Namen wie Halder.«
    »Er hatte außerdem aber auch noch Papiere, die auf den Namen Hans Meyer lauteten, wenn ich mich recht erinnere.«
    Ich nickte. »Jemand von der Polizei in Kairo, den ich kenne, hat mir gesagt, daß sie einen Paß auf diesen Namen in einem Versteck in seiner Wohnung gefunden haben.«
    »Ich nehme an, Sie wissen, daß viele Deutsche nach dem Krieg nach Ägypten gekommen sind. Einige waren gesuchte Nazis, andere junge Wissenschaftler, die an Nassers geheimem Raketenprogramm in Helwan draußen in der Wüste gearbeitet haben. Ein paar von ihnen leben sicher noch. Aber jetzt sind sie zu alt, um noch nach Hause zurückzukehren, und so verbringen sie ihre letzten Tage hier in der Anonymität, in irgendeiner dieser erbärmlichen Wohnungen wie die in Imbaba. Viele von ihnen haben sich damals falsche Namen und entsprechende Papiere zugelegt, als sie herkamen, um ihre Spur zu verwischen.
    Ich glaube, wenn die Tatsachen ans Licht kommen, werden Sie herausfinden, daß der alte Mann im Leichenschauhaus einer von ihnen war und daß der Name Johann Halder nur ein erfundener Deckname des Toten war. Der Name ist ja nicht außergewöhnlich, man findet ihn in Deutschland oft genug.
    Ebenso Hans Meyer. Ich bin sicher, daß es beides erfundene Namen waren, von denen der Tote über die Jahre hinweg Gebrauch gemacht hat.« Weaver hielt inne. »Sie scheinen immer noch nicht überzeugt zu sein, Carney?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das liegt wahrscheinlich daran, daß ich Journalist bin, und ungelöste Rätsel gefallen mir nun einmal nicht. Ich hätte gerne gewußt, ob Halder noch lebt.«
    »Sie meinen, Sie wüßten gern, was aus der Kunstsammlung seines Vaters geworden ist?«
    »Um ehrlich zu sein, interessiert mich Jack Halder selbst eigentlich viel mehr.«
    Weaver schüttelte den Kopf. »Er ist vielleicht schon lange tot, wer weiß. Meine Generation stirbt langsam aus. Das mit den Blumen auf den Gräbern seiner Frau und seines Sohnes hat er vielleicht so arrangiert, daß sie auch nach seinem Tod weiterhin ausgeliefert werden. Es ist genau die Art einer liebevollen Geste, die ich von Jack erwartet hätte. Aber es wäre wirklich schade, wenn er schon tot ist. Ich würde ihn so gern wiedersehen, wenigstens noch ein letztes Mal.« Weavers Stimme klang traurig. »Aber es ist alles schon so lange her. Ein Schriftsteller hat einmal
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