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Mission Sphinx: Thriller

Mission Sphinx: Thriller

Titel: Mission Sphinx: Thriller
Autoren: Glenn Meade
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geschrieben: Je älter ich werde, desto mehr scheint es mir, daß ich ganz langsam Stück für Stück von den Ufern der Vergangenheit davontreibe, bis sie nur noch eine weit entfernte, undeutliche Erinnerung sind.« So ist es, glaube ich, wirklich.«
    »Aber Sie erinnern sich doch noch sehr gut an alles.«
    Weaver zögerte, dann zog er seine Brieftasche heraus und gab mir etwas. »Das liegt daran, daß ich das hier als Erinnerung habe.«
    Es war ein altes, verblaßtes Schwarzweißfoto, das zum Schutz mit durchsichtigem Plastik überzogen war. Das Papier war zerknittert und brüchig. Drei junge Menschen standen inmitten von Gräbern neben einer Stufenpyramide. Ihre Gesichter sahen gesund und sonnengebräunt aus, und sie hatten sich gegenseitig die Arme um die Taille gelegt und lächelten in die Kamera. Ich erkannte Harry Weaver sofort. Neben ihm stand eine auffallend schöne Frau. Ihre Gesichtszüge waren wie aus feinstem Marmor gemeißelt, und ihr blondes Haar war von der Sonne gebleicht.
    Neben ihr stand ein gutaussehender Mann, dessen Lächeln wie eingebrannt schien. Rachel Stern und Jack Halder.
    Ich starrte das Foto lange an, und das Bild schien lebendig zu werden. Das waren sie, die Gesichter zu der Geschichte, und ich konnte mich kaum losreißen. Schweigend gab ich es ihm schließlich zurück und wußte nicht, was ich sagen sollte. Aber es gab auch nichts zu sagen.
    Weaver steckte das Foto wieder in die Brieftasche. »Ich bin froh, daß wir miteinander gesprochen habe, Carney. »Wenn Sie das nächste Mal in den Staaten sind, kommen Sie doch einmal vorbei. Ich freue mich immer über Besuch. Ich habe nur noch wenige alte Freunde, sie scheinen mit monotoner Regelmäßigkeit zu sterben.«
    »Gern.«
    »Nun denn, gute Nacht, oder vielleicht sollte ich sagen: guten Morgen.«
    »Guten Morgen, Sir.«
    Ich wartete, bis er in den Fahrstuhl gestiegen war und die Tür sich geschlossen hatte. Dann war er fort.
    Ich ging zurück in meine Wohnung, aber ich konnte nicht schlafen. Weavers Geschichte ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich saß rastlos da, trank Kaffee und wartete darauf, daß die Sonne aufging. Ich dachte über alles nach, was mir Weaver erzählt hatte. Schließlich zog ich mich an und ging hinunter auf die Straße in die Richtung der Kasrel-Nil-Brücke. Als ein einsames Taxi vorbeifuhr, winkte ich es herbei. Der Fahrer schien überrascht, zu dieser frühen Stunde schon einen Kunden zu haben.
    »Wohin, Sir?«
    »Sakkara.«
    Er schien nicht besonders erstaunt, daß jemand die berühmte Sehenswürdigkeit zu Sonnenaufgang besuchen wollte. Er zuckte lediglich die Achseln, als ich einstieg. Wir fuhren über die Straße, die zu den Pyramiden führte, und bogen dann in südlicher Richtung ab, kamen durch die grüne Landschaft am Nilufer, fuhren am Kanal entlang und durch verlassene Dörfer, ohne auch nur eine Menschenseele zu sehen. Schließlich hatten wir die Ruinen der sagenhaften Stadt Memphis erreicht, und vor uns lag Sakkara, das ehrfurchtgebietende Monument eines lange verstorbenen Königs.
    So kurz nach Sonnenaufgang war es ein unglaublich schöner Ort. Himmel und Erde leuchteten in den warmen Farben des Sandsteins, und das orangefarbene Sonnenlicht ergoß sich über die älteste Pyramide Ägyptens, wo das fruchtbare Land, das Nildelta, in einem üppigen Palmenhain endete und die Wüste begann. Es gab eine Hütte, von der aus die Polizei den herannahenden Verkehr kontrollierte, aber so früh am Morgen war noch niemand dort. Ich bat den Fahrer, der steilen, gewundenen Straße zu folgen, bis wir den Parkplatz erreicht hatten. Dort stieg ich aus.
    »Bitte warten Sie hier.«
    Ich stieg den Hügel hinauf. Es war noch immer kühl nach der eiskalten Wüstennacht, und der Ort war völlig verlassen. Es gab keine Horden von Touristen oder penetrante Kameltreiber und Fremdenführer, die ihre Dienste feilboten. Ich ging zwischen den Ruinen umher und blieb im Schatten der prachtvollen Pyramide des Djoser stehen. In der Nähe verkündete ein Hinweisschild, daß ein internationales archäologisches Team hier arbeitete, aber ich sah niemanden und setzte mich auf einen der gewaltigen Felsblöcke, die den Fuß der Pyramide bildeten.
    Verblaßte Initialen waren in den uralten, braunen Stein gemeißelt; viele hundert waren es, die von unzähligen Besuchern über die vielen Jahrhunderte hinweg hineingeritzt worden waren: primitive Zeichen von römischen Legionären; Ziffern, die Napoleons Armeen in den verwitterten Stein gekratzt
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