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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
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aufzufrischen und Bären aus einem Umkreis von mehreren Kilometern anzulocken. Aber jetzt war eine ganze Flasche von dem Zeug geleert worden und im Handumdrehen verbreitete sich ein durchdringender, ekelhafter Gestank.
Das Bärenjunge unterbrach seinen tapsigen Lauf, blieb wie angewurzelt stehen, streckte die Nase hoch in die Luft und schnupperte eifrig. Wie ein Radar drehte sich sein Kopf zur Quelle des köstlichen Dufts. Sogar die Bärin stoppte ihren Angriff und starrte zu der Pappel hinüber. Das Kleine drehte sich um und rannte den Abhang hinauf. Für ein hungriges, gerade aus dem Winterschlaf erwachtes Bärenjunges war der Gestank tausendmal interessanter als eine Brombeerhecke oder zwei fremde Gestalten im Wald. Fröhlich trollte es sich. Seine Mutter beäugte Matt und Bane immer noch argwöhnisch, aber auch sie hockte sich immerhin wieder auf die Hinterbacken und hielt Wache, während ihr Sohn an ihr vorbei zu dem besudelten Baum hoppelte.
Matt spürte, dass der Zeitpunkt für einen hastigen Rückzug günstig war. »Bei Fuß, Bane!«, flüsterte er. Auch der Hund hielt die Nase in die Luft und witterte den Köder. Aber Matt packte schnell das abgekaute Ende der Leine. »Denk nicht mal dran!«
So überließ er den Bären den Preis für ihren Sieg, zog sich rückwärts über den Hügelkamm zurück und auf der anderen Seite den Hang hinunter, ein Auge auf dem Weg hinter sich, ein Auge auf dem Kamm, nur für den Fall, dass die Mama sich doch noch entschloss, ihm zu folgen. Aber die Bären blieben, wo sie waren, und nach ungefähr vierhundert Metern drehte er sich um und wanderte zügig die drei Kilometer zurück zu seinem Camp.
Er hatte sein Lager an einem breiten Bach aufgeschlagen, der an manchen Stellen noch zugefroren war. Der Frühling ließ sich Zeit dieses Jahr. Aber mit den überall aufblühenden Wildblumen gab es wenigstens schon Vorboten des wärmeren Wetters: Jakobsleiter, Weidenröschen, blutrote wilde Rosen und blaue Veilchen. Selbst der gefrorene Bach, an dem Weiden und Erlen standen, war von geflecktem Schierling in voller Blüte gesäumt.
Wenn der Nationalpark Gates of the Arctic aus dem Winterschlaf erwachte, sich aber noch keine Touristen und Rafter eingefunden hatten, war Matts liebste Jahreszeit. Nicht dass es in dem acht Millionen Acres großen Gebiet so wahnsinnig viele Gäste gegeben hätte – der Nationalpark war immerhin so groß wie Vermont und Connecticut zusammen und übers Jahr verteilt wagten sich nicht einmal ganz dreitausend Besucher in den Wildpark.
Und im Moment hatte Matt die Gegend ganz für sich allein.
Im Camp begrüßte die übliche Kakophonie von Gejaule und Gebell seine wohlbehaltene Rückkehr. Seine RoanStute – halb Araber, halb Quarter Horse – wieherte ihn an, schüttelte heftig den Kopf und stampfte in eindeutig weiblich zickiger Manier mit dem Huf auf. Bane schubste und beschnüffelte seine Kumpel, wie sich das für einen Hund gehörte. Matt befreite die anderen drei – Gregor, Simon und Butthead – von ihren Haltestricken, worauf sie dankbar im Kreis herumrannten, schnupperten, das Bein hoben, mit heraushängender Zunge hechelten und den für ihre Gattung üblichen Unfug veranstalteten.
Bane kehrte zurück an Matts Seite, setzte sich und beobachtete die jüngeren Hunde. Sein Fell war ganz schwarz bis auf eine Spur silberner Unterwolle und einen weißen Fleck am Kinn.
Matt blickte den Rudelführer stirnrunzelnd an und wollte eigentlich mit ihm schimpfen, schüttelte dann aber nur den Kopf. Was sollte das schon nutzen? Bane war der Anführer seines Schlittengespanns, gehorchte seinen Befehlen aufs Wort, war agil und gut zu Fuß, hatte aber immer einen eigenen Kopf.
»Du weißt ja, dass uns das eine ganze Flasche Köder gekostet hat«, nörgelte Matt. »Zur Strafe wird uns Carol wahrscheinlich unser eigenes Blut abnehmen, um einen frischen herzustellen.« Carol Jeffries war die Forschungschefin des BärenDNA-Programms in Bettles. Sie würde Matt das Fell über die Ohren ziehen, weil er das Einmachglas nicht mehr hatte. Mit dem übrigen Fläschchen konnte er nur noch die Hälfte der Haarfallen bestücken. Er würde früher zurückgehen müssen, was Carols Forschungsarbeit um einen vollen Monat zurückwarf. Matt konnte sich ihren heiligen Zorn allzu gut vorstellen. Mit einem tiefen Seufzer überlegte er, ob es nicht doch besser gewesen wäre, sich mit einem hundertachtzig Kilo schweren Grizzly anzulegen.
Er klopfte Bane freundschaftlich auf die Flanke und kraulte
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