Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
mit einem gepflegten Bart gebückt durch die Luke in den Kontrollraum. Es war Dr. Oskar Willig, der schwedische Ozeanograph. Dicht hinter ihm folgte ein Ensign. Der nicht mehr ganz junge, aber drahtige Schwede mit den durchdringenden Augen machte eine wegwerfende Handbewegung zum Monitor und nickte Captain Perry zu. »Von Cyclops aus ist die Sicht viel spektakulärer. Dr. Reynolds lässt anfragen, ob Sie sich uns dort anschließen möchten. Wir haben nämlich etwas sehr Interessantes entdeckt.«
Nach kurzer Überlegung klappte Perry die Periskopgriffe zurück, drehte an dem hydraulischen Kontrollring, und schon senkte sich die Stahlstange mit dem optischen Modul in das darunter befindliche Gehäuse. »Commander Bratt, ich übergebe Ihnen das Steuer.« Damit trat er zu Dr. Willig hinunter.
Bratt zog eine Augenbraue hoch, als er an ihm vorbeikam. »Sie wollen in den Cyclops? Mit dem ganzen Eis um uns herum? Dann sind Sie mutiger als ich, Captain. Nerven wie Drahtseile, was?«
»Von wegen Draht«, erwiderte Perry und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen eine Wandplatte. »Titan.«
Für das Wortspiel erntete er von seinem Stellvertreter ein leises Lachen.
Die Augen des schwedischen Ozeanographen leuchteten, als Perry sich mit ihm auf den Weg machte. »In all den Jahren hab ich noch kein so spektakuläres Exemplar einer Eisinsel gesehen.«
Perry fuhr sich mit der Hand über seine rötlichen Stoppelhaare und bedeutete dem älteren Wissenschaftler voranzugehen.
Willig nickte, sprach aber weiter, schnell und belehrend, als wäre er immer noch in seinem Seminarraum an der Universität von Stockholm. »Solche Inseln sind selten. Sie entstehen, wenn die Festlandgletscher kalben und riesige Eisberge von ihnen abbrechen. Von den Meeresströmungen werden diese schwimmenden Berge in die polare Eiskappe getrieben, wo sie festfrieren. Nach jahrelangem Wechsel von Tauen und Einfrieren werden sie schließlich ein Teil der Eiskappe.« Als er durch die vordere Luke stieg, blickte sich Dr. Willig zu dem Captain um. »Ungefähr so wie Mandeln in einem Schokoriegel, könnte man sagen.«
Perry folgte ihm und musste sich mit seinen ein Meter achtzig gewaltig ducken, um durch die Luke zu passen. »Aber was ist denn so aufregend an einer solchen Entdeckung? Warum hat Dr. Reynolds darauf bestanden, dass wir das Gebiet um diese eingebettete Mandel herum kartographisch erfassen?«
Dr. Willig wiegte den Kopf und ging weiter, den Hauptgang hinunter und durch die Forschungsabteilung des U-Boots. »Die Eisinseln sind nicht nur selten, sondern enthalten zudem, da sie von Gletschern gekalbt wurden, sehr altes Eis, teilweise sogar Gesteinsbrocken und Erde. Gefrorene Einblicke in uralte Zeiten sozusagen. Können Sie sich das vorstellen?«
Perry antwortete nicht, drängte den Doktor aber zum Weitergehen.
»Wir dürfen uns diese Chance nicht entgehen lassen. Vielleicht finden wir so ein Exemplar nie wieder. Die polare Eiskappe bedeckt eine Fläche, die doppelt so groß ist wie Ihre Vereinigten Staaten. Und da die Eiskappe von den Winterwinden und der Sommerschmelze glatt geschmirgelt ist und keine erkennbaren Merkmale mehr aufweist, kann man solche Inseln unmöglich erkennen. Nicht mal die NASA-Satelliten haben es fertig gebracht. Über diesen Berg zu stolpern, ist ein wissenschaftliches Gottesgeschenk.«
»Ob Gott dahintersteckt, weiß ich nicht, aber es ist schon faszinierend«, räumte Perry ein. Er hatte das Kommando über die Sentinel aufgrund seiner Vorgeschichte und seines Interesses für die Arktis bekommen. Sein Vater hatte an Bord der USS Nautilus gedient, die als erstes U-Boot 1958 die Arktische See überquert hatte und unter dem Nordpol durchgetaucht war. So war es für ihn eine Ehre, das Erbe seines Vaters hier oben weiterzuführen und das neueste Forschungsschiff der Navy zu befehligen.
Dr. Willig deutete auf eine versiegelte Luke am Ende des Ganges. »Kommen Sie, das müssen Sie einfach mit eigenen Augen sehen.«
Perry winkte ihn weiter und warf dann einen Blick über die Schulter. Achtern der Kontrollstation lagen die Wohnquartiere der Crew und die Maschinenräume. Auf der anderen Seite der Brücke waren die Forschungslabore untergebracht. Aber vor ihnen, im Bug des Schiffes, dort, wo in einem gewöhnlichen U-Boot der VirginiaKlasse der Torpedoraum und die Sonarkuppel gewesen wären, befand sich die seltsamste Veränderung, die an der Polar Sentinel vorgenommen worden war.
»Nach Ihnen«, meinte Dr. Willig, als sie die versiegelte Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher