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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
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unerschütterlichen Gleichmut und den eisgrauen Augen hatte ihm all das seinen Spitznamen eingebracht. Auch jetzt wurde er leise geflüstert.
Belij Prischrak.
Der Weiße Geist.
Endlich hatten sie die Kajüte erreicht.
»Die Leitung ist noch aktiv, wie Sie es gewünscht haben«, sagte Mikowsky, der an der Tür stehen geblieben war.
»Und die Kisten vom Forschungsinstitut?«
»In der Kajüte verstaut, wie Sie es befohlen haben.« Der Kapitän deutete auf die offene Tür.
Der Admiral warf einen Blick hinein. »Sehr gut.« Er setzte die Pelzmütze ab. »Sie können gehen, Kapitän. Kümmern Sie sich um Ihr Schiff.«
»Jawohl, Admiral.« Der Mann machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
Viktor schloss die Kajütentür und verriegelte sie. Seine persönlichen Siebensachen waren ordentlich neben dem Bett aufgestapelt; an der hinteren Wand des kleinen Raums stand ein Stapel von sechs Titankästen. Er ging zu dem versiegelten roten Aktenordner, der obendrauf lag, und kontrollierte mit einem Finger das Siegel, ob sich auch niemand daran zu schaffen gemacht hatte. Es war unversehrt. Auf dem Deckblatt stand ein einziges Wort:   
    ГРЕНДЕЛ
     
    Der Name einer Legende. 
    Grendel.
    Seine Hand ballte sich über dem Hefter zur Faust. Der Name dieser Mission stammte aus der nordischen Legende Beowulf . Grendel war das legendäre Monster, das die nördlichen Küsten in Angst und Schrecken versetzt hatte und von dem altnordischen Helden Beowulf besiegt worden war. Doch für Petkow hatte der Name noch eine tiefere Bedeutung. Es war sein ganz persönlicher Dämon, eine endlose Quelle von Schmerz, Scham und Demütigung. So war er zu dem Mann geworden, der er heute war. Seine Faust schloss sich noch fester.
    Nach so langer Zeit … beinahe sechzig Jahre … Er erinnerte sich daran, wie sein Vater mitten in der Nacht mit vorgehaltener Waffe abgeführt worden war. Viktor war damals erst sechs Jahre alt gewesen.
    Er starrte auf die Kisten. Erst eine ganze Weile später konnte er wieder durchatmen. Er wandte sich ab. Die grün gestrichene Kajüte enthielt eine Einzelkoje, ein Bücherregal, einen Schreibtisch, ein Waschbecken und eine Kommunikationsstation, bestehend aus der Lautsprecherbox der Gegensprechanlage, die ihn mit der Brücke verband, einem Videomonitor und einem Telefon.
    Er nahm den Hörer ab, sagte rasch etwas und lauschte dann, während sein Anruf weitergeleitet, kodiert und neuerlich weitergeleitet wurde. Er wartete. Dann hörte er eine vertraute Stimme, leicht statisch gestört. »Leopard hier.«
    »Status?«
»Auftrag erledigt.«
»Bestätigung?«
»Ist unterwegs.«
»Sie kennen Ihre Befehle.«
Eine Pause. »Keine Überlebenden.«
Letzteres erforderte keine Rückmeldung. Admiral
    Petkow beendete das Gespräch und legte den Hörer auf. Der Startschuss war gefallen.
       
    17:16 Uhr
    Brooks Range, Alaska
    Matt trieb sein Pferd über den Hügelkamm. Es war ein anstrengender Aufstieg gewesen. Das benachbarte Tal lag dreihundert Meter höher. Hier oben lag noch Schnee, besonders im Schatten der Bäume. Die vier Hunde rannten voraus – schnuppernd, witternd, die Ohren gespitzt. Damit sie sich nicht zu weit entfernten, pfiff er sie zurück.
    Vom Hügelkamm aus spähte Matt über das Tal. Eine inzwischen dünner gewordene Rauchsäule markierte die Absturzstelle, aber der Wald aus Fichten und Erlen versperrte die Sicht auf die Unglücksmaschine. Er lauschte. Es waren keine Stimmen zu hören. Ein schlechtes Zeichen. Stirnrunzelnd drückte er seiner Stute die Fersen in die Flanken. »Weiter geht’s, Mariah!«
    Er ritt den Hügel hinunter, vorsichtig wegen Eis und Schnee, an einem Sickerbach entlang. Über dem Wasser hing dünner Nebel. Allmählich wurde die Stille nervtötend. Moskitos umschwirrten ihn und machten ihn zusätzlich kribblig. Das einzige andere Geräusch waren die Schritte seines Pferdes – ein Knirschen, wenn ein Huf durch die Eisschicht über dem Schnee brach.
    Sogar die Hunde hatten an Überschwang verloren. Jetzt blieben sie näher bei ihm und blieben des Öfteren stehen, um die Nase in den Wind zu strecken.
    Bane hielt sich wachsam strikt fünfzig Schritte vor seinem Herrn. Im Halbschatten war der dunkle Wolfsmischling kaum zu sehen. Als Begleiter eines Wildhüters hatte Bane natürlich das Such-undRettungsProgramm absolviert. Außerdem hatte er eine außergewöhnlich scharfe Nase und schien genau zu spüren, wohin Matt wollte.
    Als sie die Talsohle erreichten, forcierten sie das Tempo. Jetzt konnte
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