Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
flüsterte er. »Wir waren unterwegs nach Deadhorse …«
»Drüben in Prudhoe?«
»Prudhoe Bay, ja.« Der Mann nickte und strich dabei behutsam über seine aufgeschürfte Kopfhaut. Deadhorse war der Name des Flugplatzes, der die Ölfelder und die Einwohner von Prudhoe Bay versorgte. Er lag auf dem äußersten Nordzipfel von Alaska, dort, wo die Ölfelder der North Slope an die Arktische See grenzen. »Wir waren von Fairbanks ungefähr zwei Stunden unterwegs, als der Pilot meinte, mit dem Motor würde irgendwas nicht stimmen. Anscheinend hatte er nicht mehr genug Treibstoff, was eigentlich unmöglich war, weil wir in Fairbanks getankt hatten.«
Matt konnte den Treibstoff noch in der Luft riechen. Das Benzin war ihnen nicht ausgegangen, so viel war klar. Und Brent Cumming hatte sich immer darum gekümmert, dass der Motor seiner Maschine tipptopp in Ordnung war. Bevor er Buschpilot geworden war, hatte er als Mechaniker gearbeitet, also kannte er sich mit den dreihundert Pferdestärken der Cessna gut aus. Mit Frau und zwei Kindern musste er sich auf seine Maschine verlassen können, nicht nur, weil sie für sein Auskommen sorgte, sondern auch, weil buchstäblich sein Leben von ihr abhing.
Also hielt Brent sie in Schuss wie eine fein eingestellte Rolex.
»Als der Motor angefangen hat zu stottern, haben wir nach einem Landeplatz Ausschau gehalten, aber da waren wir mitten zwischen diesen verdammten Bergen. Der Pilot … er hat versucht, über Funk Hilfe zu rufen, aber auch das Funkgerät hat anscheinend nicht richtig funktioniert.«
Matt verstand. Letzte Woche hatte es Sonnenstürme gegeben, anschließend waren alle möglichen Kommunikationsverbindungen in den nördlichen Regionen gestört. Er blickte zurück auf das Wrack. Er konnte sich die Angst der letzten Augenblicke nur ausmalen: die Panik, die Verzweiflung, der Unglaube.
Die Stimme des jungen Mannes brach, und er musste schlucken, bevor er weitersprechen konnte. »Wir hatten keine andere Wahl, als hier zu landen. Und dann … und dann …«
Matt klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter. Den Rest der Geschichte konnte man sich unschwer zusammenreimen. »Es ist okay. Wir bringen Sie hier raus. Aber ich sollte mir erst einmal Ihre Kopfwunde ansehen.«
Er ging wieder zu Mariah hinüber und holte den ErsteHilfeKasten. Genau genommen war es ein voll ausgestatteter Arztkoffer, den Matt selbst zusammengestellt hatte, aufgrund seiner Erfahrungen bei den Green Berets. Neben den üblichen Gazeverbänden, Pflastern und dem Aspirin hatte er noch eine kleine Apotheke mit Antibiotika, Antihistaminen, Antiprotozoika und Antidiarrhoika. Außerdem enthielt der Kasten chirurgisches Nähmaterial, Lokalanästhetikum, Spritzen, Schienmaterial und sogar ein Stethoskop. Jetzt holte er eine Flasche Peroxid heraus und reinigte die Kopfwunde des jungen Manns.
Währenddessen redete er weiter. »Also, Craig, was hatten Sie denn in Prudhoe zu tun?«, fragte er und musterte seinen Patienten. Der Knabe sah nicht aus wie ein Ölarbeiter. Bei solchen Männern war das schwarze Öl und das Fett unauslöschbar in die Falten und Runzeln der Hände eintätowiert. Doch Craigs Handflächen waren frei von Schwielen, die Nägel glatt und ordentlich gefeilt. Matt hielt ihn eher für einen Ingenieur oder Geologen. Tatsächlich hatte er einen äußerst lernbegierigen Blick, wenn er seine Umgebung taxierte: Matts Pferd, seine Hunde, die Wiese und die Berge drum herum. Nur das Wrack zog seinen Blick nicht an.
»Prudhoe Bay war nicht mein Ziel. Dort wollten wir nur auftanken und dann weiter zu einer Forschungsbasis auf der Eiskappe. Zur Driftstation Omega. Sie gehört zur SCICEX-Forschungsgruppe.«
»SCICEX?« Matt rieb antibiotische Salbe auf die Wunde und bedeckte sie dann mit einem teflonbeschichteten Gazeverband.
»›Scientific Ice Expeditions‹«, erklärte Craig und zuckte zusammen, als Matt den Verband festzog. »Das ist eine seit fünf Jahren bestehende Forschungsgemeinschaft zwischen der US Navy und zivilen Forschern.«
Matt nickte. »Ich glaub, ich hab schon mal davon gehört.« Die Gruppe benutzte U-Boote der Navy, um auf Schiffsrouten von über tausendfünfhundert Kilometern in der Arktis Daten zu sammeln, in Regionen, in die bisher noch niemand sonst vorgedrungen war. Matt runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, das Projekt wäre 1999 ausgelaufen.«
Seine Worte ließen den Mann aufhorchen, er sah Matt erstaunt an.
»Dem Schein zum Trotz bin ich Wildhüter«, erklärte Matt. »Daher weiß ich im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher