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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
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denn die Kugel würde an dem dicken Schädel der Bärin einfach abprallen. Auch ein Schuss ins Herz war keine sichere Sache. Bis ein Bär an einer solchen Verletzung starb, vergingen gut und gerne zehn Minuten, bis dahin war der Schütze bereits zu Bärenkot verarbeitet. Einen Grizzly konnte man eigentlich nur umbringen, indem man auf seine Beine zielte, ihn zum Stürzen brachte und dann wieder und wieder auf den massigen Körper ballerte.
Trotz der Gefahr, in der er schwebte, war das für Matt der absolut letzte Ausweg. Die Grizzlys waren seine persönlichen Totemtiere. Das Symbol dieses Bundesstaats. Ihre Zahl war auf unter fünfundzwanzigtausend gesunken, und er brachte es nicht übers Herz, auch nur einen einzigen von ihnen zu töten. Er war in die Brooks Range gekommen, um in seiner Freizeit beim Katalogisieren und DNA-Mapping der gerade aus dem Winterschlaf erwachenden GrizzlyPopulation des Parklands zu helfen. Als er in diese unangenehme Lage geraten war, hatte er gerade Proben aus den Haarfallen eingesammelt, die überall in den entlegenen Bereichen des Parks aufgestellt waren, und die stinkenden Köder aufgefrischt.
Doch jetzt ging es um Leben und Tod. Unbekümmert hüpfte das Bärenjunge auf ihn zu. Seine Mutter stieß ein warnendes Knurren aus – aber Matt war nicht sicher, ob sie ihn oder ihren Sohn meinte. Wie dem auch sein mochte, jedenfalls beschleunigte er seine Flucht, behutsam einen Fuß hinter den anderen setzend. Dabei ließ er das Gewehr von der Schulter rutschen, nahm es in die Hand und holte das Pfefferspray aus dem Halfter.
Während er noch mit dem Verschluss des Sprays kämpfte, hörte er hinter sich ein wildes Knurren und blickte sich rasch um. Mit hocherhobenem, wehendem Schwanz rannte eine dunkle Gestalt den Pfad entlang, direkt auf ihn zu.
Seine Augen weiteten sich, als er das Tier erkannte. »Bane! Nein!« Mit gesträubtem Nackenfell rannte der schwarze Hund ununterbrochen knurrend den Abhang hinauf. Offensichtlich hatte seine scharfe Nase die Bärenwitterung aufgenommen … und vielleicht auch die Angst seines Herrchens. »Bei Fuß!«, brüllte Matt gebieterisch.
Stets gehorsam, unterbrach der Hund seinen Angriff, stemmte zum Bremsen die Vorderläufe in den Boden und blieb an Matts Seite stehen. Mit einem lauten Bellen duckte er sich und bleckte die Zähne. Bane war ein Wolfsmischling mit breiter Brust und einem kräftigen, knapp fünfundvierzig Kilo schweren Körper. Von seinem Halsband hing ein kurzes, durchgekautes Stück Lederriemen. Matt hatte ihn zusammen mit seinen drei anderen Hunden an seinem momentanen Lagerplatz zurückgelassen, als er losgezogen war, um das für Menschennasen äußerst übel riechende Lockmittel einer nahen Haarfalle zu erneuern. Der Köder – eine Mixtur aus Rinderblut, vergammelten Fischinnereien und Stinktieröl – machte die Hunde total verrückt. Heute Morgen hatte sich Gregor in einem frisch ausgelegten Köder gewälzt und erst nach mehrfachem Baden war der Gestank einigermaßen verschwunden. Da Matt keine Lust verspürt hatte, dieses Erlebnis am Nachmittag zu wiederholen, hatte er die Hunde zurückgelassen. Aber Bane, sein treuer Begleiter, hatte seine Leine durchgebissen und war ihm nachgelaufen.
Wieder bellte er.
Matt drehte sich um und sah, dass beide Bären – Mutter und Sohn – beim plötzlichen Erscheinen des großen Hundes erstarrt waren. Die Bärin hob witternd die Nase in die Luft. Hier oben in der Brooks Range war sie ganz sicher mit dem Geruch von Wölfen vertraut. War die Bedrohung groß genug, um die Bären in die Flucht zu schlagen?
Das Bärenjunge, das etwas näher war – etwa fünfzehn Meter von Herr und Hund entfernt –, tänzelte hin und her. Dann warf es den Kopf zurück und hoppelte kurz entschlossen, blind für jede Gefahr, weiter auf sie zu. Jetzt hatte die Mutter keine Wahl mehr. Sie riss das Maul auf und brüllte. Dann ließ sie sich auf alle viere herunterfallen und ging zum Angriff über.
Matt überlegte eilig. Dann stopfte er die Dose mit dem Pfefferspray zurück in den Gürtel, schnappte sich ein Marmeladenglas mit Blutköder aus der Seitentasche seines Rucksacks und schleuderte es mit aller Kraft von sich. Das faustgroße Einmachglas flog mit der Exaktheit eines von einem BaseballPitcher der Yankees geworfenen Fastballs und zerbarst am Stamm einer dreißig Meter entfernten Pappel neben dem Pfad. Blut und Innereien spritzten heraus. Für gewöhnlich reichten zwei Fingerhut voll von dem Zeug, um einen Köder
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