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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
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gewöhnlich den Autopiloten bei der Arbeit zu beobachten. Andere waren im Krieg von Autokanonen zerfetzt oder von Strahlen verdampft worden, aber Shakey hatte seinen Hintern immer wieder heil aus dem Gefecht geschafft.
    Es dauerte wertvolle Sekunden, die manuelle Steuerung zu aktivieren und das Shuttle unter Kontrolle zu bringen. Sekunden, in denen sie wie ein Pfeil in die obersten Schichten der Atmosphäre eindrangen. Das kleine Schiff wurde bereits wie von einer Riesenfaust durchgeschüttelt. Die Alarmsignale wurden hektischer, größer, nahmen jetzt fast alle Bildschirme ein.
    »Shakey? Was ist denn da los?«, dröhnte Johns Stimme blechern durch das InterKom.
    Der kleine Steuerknüppel vibrierte in Shakeys Hand. Er zog ihn mit aller Gewalt nach hinten, auch wenn mehr Kraft nicht mehr Kontrolle bedeutete. Er fletschte die Zähne und schrie, als könne er das Shuttle allein durch die Kraft seiner Gedanken auf den richtigen Kurs zwingen.

    »Zu schnell«, knurrte er, unsicher, ob irgendwer ihn hören konnte. Das Shuttle bebte und ächzte unter den Qualen, die er ihm aufzwang, und das gequälte Metall übertönte mit seinem Kreischen selbst die Angstschreie der Menschen hinter ihm.
    »Sie bringen uns um!«, brüllte Reinhards voller Panik. Der Manager fummelte an seinem Sicherheitsgurt herum, als wollte er ihn öffnen, aber die G-Kräfte pressten ihn gnadenlos zurück in den Sitz, wofür Shakey einigermaßen dankbar war.
    Während er mit der Linken weiterhin versuchte, die Nase des Shuttles aufzurichten, schob er die Rechte Zentimeter um Zentimeter näher an die Konsole heran. Er fühlte sich, als würde er mit einem Rhino-Beta Armdrücken veranstalten, und seine Muskeln schienen vor Anstrengung bersten zu wollen, aber schließlich gelang es ihm, die Konsole zu erreichen und einige Knöpfe zu drücken.
    Ein harter Schlag ging durch das Shuttle, und als sie ein Luftloch trafen, fiel es innerhalb eines Herzschlags um einige Dutzend Meter. Shakeys Mageninhalt wurde nach oben und in seine Kehle gepresst. Er würgte, konnte sich aber noch zurückhalten, während sich Reinhards neben ihm in hohem Bogen übergab.
    Kräftige Winde packten das hilflose Gefährt, schleuderten es herum. Shakey steuerte gegen. Er hatte die Augen geschlossen und versuchte, die Bewegungen des Shuttles nur zu erahnen. Der Ausblick war sowieso wenig hilfreich. Irgendwo hinter ihm riss Metall, und er hörte lautes Knallen, als Nieten aus den Wänden
platzten und wie Geschosse durch den Innenraum rasten. Der verdammte Computer hätte die Kiste in einem flachen Winkel lassen sollen, dann wären wir wie ein Kiesel auf einer glatten Wasserfläche von der Atmosphäre abgeprallt und hätten einen zweiten Anflug probieren können. Die Erkenntnis, dass er besser flog als der Autopilot, bereitete ihm ausnahmsweise keine Freude. In diesem Moment hätte er alles dafür gegeben, dass die Maschine richtig handelte.
    Wolkenformationen tauchten auf seinen Anzeigen auf. Die Sensoren an der Außenhülle zeigten erst irrsinnige Temperaturen an, bevor sie dann einfach ausfielen. Vorsichtig gab er Gegenschub, aber sehr sanft, denn das Shuttle konnte nicht mehr viel aushalten und drohte, einfach mitten in der Luft auseinanderzubrechen.
    Wie ein Meteor tauchte das Shuttle in die Wolken ein. Shakey wusste, dass sie vom Boden aus spektakulär aussehen würden: ein brennendes Stück Metall, das die Wolken mit seinem Halo erhellte und mit Überschalldonnern über den Himmel zog. Immer noch zu schnell .
    Wieder erbebte das Shuttle, schüttelte sich wie ein nasser Hund. Viel hielt es nicht mehr aus. Shakeys Finger tanzten über die Konsole, er bewegte den Steuerknüppel langsam, fast zärtlich.
    »Komm schon, Baby. Bitte. Lass uns nicht im Stich.« Seine Stimme war ein Flüstern, und irgendwo tief in sich wusste er, dass das Shuttle ihn hörte und verstand. Es war sein Schiff, ein wenig beeindruckender Klumpen
Metall im Vergleich zu den Jägern, die er früher geflogen war, aber immerhin seins.
    Behutsam hob sich die Nase des Shuttles – keinen Moment zu früh. Sie durchbrachen die Wolkenschicht, die tiefer gehangen hatte, als Shakey bewusst gewesen war. Auf seinen Anzeigen raste ein grünbrauner Wald auf ihn zu, dann eine graue Wasserfläche, gefolgt von ockerfarbenen Felsen. Hügel türmten sich vor ihm auf, wuchsen zu rostroten Bergen – an deren Flanken sie zerschellen würden, wie er im Bruchteil einer Sekunde erkannte.
    Hektisch suchte er nach einem Ausweg, aber die
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