Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
uns? Barry?«
    Während John noch versuchte, die Verbindung wieder herzustellen, tippte Shakey mit dem Finger auf den Bildschirm. Es dauerte einen Moment, bis John begriff, was er dort vor sich sah. Das Herz der Station war komplett schwarz, so, als existiere es gar nicht. Und das leuchtende Rot fraß sich rasend schnell in Richtung der Außenbereiche. Auf die Schleusen und Startröhren zu. Verdammt!
    »Wir müssen hier weg, Boss«, stellte Shakey fest, und in seiner Stimme schwang Angst mit.
    »Ich weiß, ich weiß.« Fieberhaft suchte John nach einem Ausweg. Es gab keine Rettungskapseln im Shuttle. Jeder Kubikzentimeter wurde für die Mission benötigt, und ein Ausstieg im All war ohnehin nicht vorgesehen. »Wenn wir die Klammern absprengen, kannst du uns rausschaffen?«
    Shakey warf einen unsicheren Blick auf die Monitore. »Das Tor ist heiß. Wenn wir jetzt durchfliegen …«
    »Das Tor wird nicht lange heiß bleiben.« John wies
auf den Bildschirm. »Irgendwann bricht die Energieversorgung zusammen. Vermutlich schon ziemlich bald.«
    »T minus 9.«
    »Was geht hier vor, Leutnant?«, wollte Reinhards wissen, aber John achtete nicht auf ihn. Sie hatten genug Sorgen, auch ohne den Konzerner.
    »Die Sicherheitssysteme müssen manuell bedient werden«, erklärte Shakey. Auch wenn er das Shuttle niemals flog, hatte er es als Pilot der Missionen für seine Aufgabe gehalten, sich genauestens damit auszukennen. Er rief eine schematische Darstellung des Shuttles auf. »Hier und hier. Das sprengt die Klammern auf. Vermutlich genügt der Rückstoß, um uns aus der Röhre zu schießen. Wie eine Pistolenkugel.«
    Sie starrten wieder auf den Bildschirm. Johns Blick wanderte vom Shuttle zur Station und wieder zurück.
    »T minus 8:30.«
    »Ich mach’s«, erklärte er.
    »Was machen Sie? John? John, was?«
    »Ich hole uns hier raus … Sir«, erwiderte John. Seine Miene war grimmig. »Und beten Sie, dass das Portal dann nicht mehr heiß ist.«
    »Sonst springen wir«, fügte Shakey leise hinzu. »Direkt nach Tordesillas.«
    »Nein, John. Das werden Sie nicht tun. Das ist ein Befehl!«
    Jetzt schwang Panik in Reinhards’ Stimme mit. Ein Sprung auf einen unbekannten, nicht gesicherten Planeten war vermutlich ein völliger Albtraum für den
Manager, auch wenn das unter normalen Umständen ein ganz normaler Job für die Justifiers war.
    Die Verlustraten auf solchen Missionen waren atemberaubend, und Reinhards kannte die Zahlen vermutlich. Selbst wenn Justifier-Aufträge unter günstigeren Voraussetzungen begannen, kehrte oft genug niemand aus einem Team zurück, und SE musste die Operation als Verlust von der Steuer absetzen.
    »Dies ist meine Mission, Sir. Ich sage, wir versuchen unser Glück. Oder wollen Sie lieber darauf warten, dass wir davon erwischt werden?«
    Er wies auf die Darstellung der Station. Inzwischen war mehr als die Hälfte schwarz, und das rote Leuchten kam den Startröhren bedrohlich nahe. Eine weitere Sektion wechselte die Farbe, während der tote Bereich im Herzen der Station wuchs. Reinhards schluckte, schwieg aber.
    »T minus 8.«
    Mit einem gemurmelten »Dachte ich mir« wandte sich John ab und lief den schmalen Korridor entlang, bis er die Leiter erreichte, die in den Ladebereich führte.
    »Bull! Alle in Startposition!«, brüllte er, noch während er die metallenen Griffe packte und die Leiter einfach hinabrutschte. Seine Stimme hallte durch das gesamte Shuttle.
    »Jawohl, Sir!«, kam die Antwort dumpf von unten.
    John brauchte keine Rückversicherung, ob der Beta seinen Befehl ausführte. Bull war der beste Sergeant, den er je gehabt hatte, und er vertraute ihm blind. Sobald
seine Füße den Boden berührten, rannte John weiter. Das Shuttle bebte nun durchgehend, fast so, als würde es unter Beschuss stehen. John hatte mehr als einen Raumkampf mitgemacht, und er glaubte, die Bewegungen eines sterbenden Schiffs zu erkennen. Selbst wenn es vielleicht nur Einbildung war, trieb es ihn zu noch größerer Eile an.
    John rannte durch die halb befüllten Laderäume. Techniker und Justifiers liefen herum, und mittendrin stand Bull wie eine Statue, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Bass dröhnte durch das Shuttle: »Startpositionen! Hepp! Hepp!«
    Hinter den Laderäumen, am Heck, gab es einen kleinen Bereich mit Betriebsräumen, Generatoren, Technikkonsolen und dergleichen. Mit den meisten Anzeigen konnte John nichts anfangen. Seine Hände glitten über Warnhinweise, Schalter, Anzeigen.
    »Notstart«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher