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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
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überwachte das Beladen. Der Sergeant war in dieser Hinsicht ein Kontrollfreak, und da John bewusst war, dass jeder noch so kleine Fehler nicht nur zum Scheitern der Mission, sondern zum Tod seiner Leute führen konnte, ließ er ihn gewähren. Just in diesem Augenblick hätte er ihn aber gern bei sich gehabt, und sei es nur, um ihm im Buzzword-Gewitter des Managers einen vielsagenden Blick zuwerfen zu können.
    Das Shuttle zitterte erneut; diesmal so stark, dass die Tasse Kaffee, die sie Reinhards angeboten hatten, über den Stahltisch glitt und am Boden zerschellt wäre, hätte John sie nicht aufgefangen.
    »Ist das üblich?«, erkundigte sich Reinhards’ Leibwächterin – ihre erste Wortmeldung überhaupt, seit sie an der Seite ihres Bosses in das Shuttle getreten war.
    »Was?«

    »Diese Vibrationen.«
    Jetzt spürte John sie auch. Anstatt ganz zu verschwinden, hatte sich das Zittern in ein unterschwelliges Vibrieren verwandelt, das ihm das Rückgrat hinaufkroch und ein mieses Gefühl bescherte.
    »Zum Teufel, nein«, knurrte er, spürte dann aber Reinhards’ missbilligenden Blick und lächelte gezwungen.
    Die Frau vom Personenschutz beugte sich vor und flüsterte: »Wir sollten gehen, Sir.«
    »Sofort«, entgegnete der Manager glatt und gab John die Hand. »Leutnant Owens, vielen Dank für Ihre Geduld. Ich bin mir bewusst, dass Sie mitten in den Vorbereitungen für diese Mission stecken und eigentlich keine Zeit für Besichtigungstouren haben.«
    John wollte abwinken, auch wenn die Worte nur allzu wahr waren, aber Reinhards hielt seine Hand in einem erstaunlich festen Griff gefangen. Der Konzerner trat einen Schritt an ihn heran.
    »Wir hatten in den letzten Monaten mit einigen Rückschlägen zu kämpfen, Leutnant Owens … John. Der Vertrag, nach dem wir mit unserem Konkurrenten ARStac diesen Sektor aufgeteilt haben, hat sich als nicht so profitabel erwiesen, wie wir uns erhofft hatten. Deshalb bin ich hier. Ich will Ihnen nicht nur die rückhaltlose Unterstützung durch Stellar Exploration zusichern, sondern Sie auch an die Wichtigkeit einer erfolgreichen Mission auf Tordesillas erinnern. Sie haben ein gutes Team, und wir geben Ihnen alles, was Sie an Materialien brauchen. Unsere Astronomen
und Analysten zeigen, dass der Planet optimal für Besiedlungen geeignet ist. Enttäuschen Sie uns nicht, John.«
    John nickte stumm. ARStac war der Hauptkonkurrent von SE und noch dazu Teil der Knowledge Alliance . In letzter Zeit hatte SE gegenüber ARStac weiter und weiter an Boden verloren. John sammelte seine Gedanken für eine angemessen unterwürfige und dennoch selbstbewusste Antwort, aber die einzigen Worte, die ihm einfielen, waren wieder mal ein herzliches Fuck you .
    Dann plärrte eine Sirene los und zerstörte die Magie des Augenblicks.
     
    Eigentlich hätte die Katastrophe ein simpler Zwischenfall bleiben können, denn die Schotts sollten ein Ausbreiten verhindern – hätte nicht hochkomprimierter Wasserstoff entgegen allen Sicherheitsvorschriften viel zu nah am Kern gelagert. Die erste Explosion war kaum zu spüren, aber als der Wasserstoff austrat und sich in einer Knallgasexplosion entzündete, die eine tiefe Wunde mitten ins Herz der Station riss, wurde den Technikern bewusst, dass etwas mächtig schieflief.
    Nur war die Katastrophe zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr aufzuhalten. Sie hatte die wichtigsten Systeme der Raumstation erfasst und ausgerechnet jene zerstört, die für den Kampf gegen Unfälle gedacht waren. Alles, was die Technikercrew jetzt noch tat, hatte keinen Einfluss mehr auf die Ereignisse.

    »Was bedeutet das?« Reinhards’ Worte klangen weniger besorgt als vielmehr konsterniert.
    John zuckte mit den Schultern, aber Shakey rief vom Cockpit aus den schmalen Gang hinunter: »Technische Probleme auf der Station.«
    »Welche?«, fragte John.
    »Ist das nicht der Feueralarm?«
    Der Ex-Soldat wandte sich an Reinhards: »Scheint ein Feueralarm zu sein, Sir. Kein Grund zur Besorgnis. Ich bin sicher, es wird sich bereits darum gekümmert.«
    »Mr. Reinhards, wir sollten gehen«, meldete sich die Leibwächterin wieder zu Wort. »Unser Transport ist an Schleuse 19 angedockt; wenn wir uns beeilen, können wir in fünf Minuten dort sein.«
    Reinhards nickte, wie John erleichtert zur Kenntnis nahm. Was auch auf der Station los sein mochte, es erlöste ihn von dem Manager und seinen geschliffenen leeren Worten. John nahm Haltung an und salutierte, gab sich dabei aber keine große Mühe. Ein
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