Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
murmelte er. »Sicherheitssysteme. Sprengkapseln. Verfluchte Scheiße!«
    Sosehr er auch suchte, er fand die Steuerung nicht. Wut stieg in seiner Kehle auf, und begleitet von einem Schrei schlug er mit den Fäusten gegen die harte Wand.
    »T minus 7:30.«
    »Shakey!« In seinen Ohren klang seine eigene Stimme unsicher und rau.
    »Hier«, erklang es hinter ihm.
    Garrello zwängte sich an ihm vorbei und wies auf eine eingelassene Klappe.
    »Sie sollten auf Ihrem Sitz sein«, erwiderte John,
während er die Klappe öffnete. Dahinter befand sich ein langer Hebel, der in den beruhigenden Warnfarben Gelb-Schwarz gehalten war.
    »Erst herausziehen, dann nach unten. Mit Schwung«, erklärte Garrello ungerührt.
    John packte den Hebel mit beiden Händen und zog ihn aus seiner Halterung. Die Bewegung war glatt, dann rastete er ein. Innerlich zählte er von drei runter, dann riss er den Hebel hinab.
    Das ohnehin bebende Shuttle bewegte sich ruckartig, als ein ungeheurer Knall durch den Raum peitschte und von den Wänden widerhallte. John verlor den Halt und hielt sich an dem Hebel fest, während Garrello zu Boden stürzte.
    John spürte, wie das Shuttle die Startröhre entlangglitt. Kaum bewusst bat er eine höhere Macht, zu der er normalerweise nicht sonderlich viel Vertrauen hatte, darum, dass das Tor nicht mehr aktiv war. Nur unter Schwierigkeiten rappelte sich Garrello wieder auf, denn alles vibrierte nun so sehr, dass um sie herum Metall ächzte und Plastik quietschte.
    »Wir müssen zu den Sitzen«, presste John hervor, packte Garrello und zog ihn mit sich.
    Der Techniker wirkte völlig desorientiert und machte aus eigenem Antrieb kaum einen Schritt, als habe er sich beim Sturz den Kopf angeschlagen. Also hob John ihn einfach empor und lief zum Laderaum. Durch die ungleichmäßigen Bewegungen des Shuttles und das zusätzliche Gewicht auf seiner Schulter konnte er nur mühsam das Gleichgewicht halten und wurde immer
wieder gegen Wände geschleudert. Blaue Flecken waren derzeit allerdings seine geringste Sorge.
    Ungesicherte Ladung polterte um sie herum, eine Kiste schlitterte über den Boden, traf John schmerzhaft an der Wade und ließ ihn erneut stolpern. Er ignorierte das Brennen und lief weiter.
    »T minus 7.«
    Sie erreichten den vorderen Bereich, in dem hauptsächlich Sensoren und Technik untergebracht waren, aber auch kleine Räume mit Sitzen. John warf Garrello in einen hinein, packte die Lehne des anderen und zog sich selbst unter Aufbietung aller Kräfte darauf zu.
     
    Das Shuttle glitt durch das Tor. Entgegen Johns Wünschen war das Tor noch heiß, und als das Shuttle es passierte, wurde es von gewaltigen Kräften durch den Kosmos geschleudert, legte eine unvorstellbar große Entfernung zurück und landete im Orbit eines weit entfernten Planeten.
    Farspace Horizon befand sich noch zwanzig Sekunden im Todeskampf, bevor der Kern endlich explodierte und alles, was sich an Bord befand, in seine atomaren Einzelteile zerlegte. Die Zerstörung war so gewaltig, dass bei Stellar Exploration lange Zeit niemand wusste, was überhaupt geschehen war.

2
    Die Welt um ihn herum war grau und verschwommen, doch das dauerte nur einen Moment lang an, dann lichtete sich der Nebel, und das Universum kehrte zurück. Shakey hatte in seinem Leben schon viele Sprünge mitgemacht, aber noch immer revoltierte sein Magen jedes Mal. Hinter sich hörte er Würgegeräusche, vermutlich verursacht von den anderen Passagieren, die die Sprünge weniger gewohnt waren, aber er schenkte ihnen keine allzu große Beachtung.
    Auf seinen Anzeigen erschien der Planet. Viel zu groß und viel zu nah. Wir sind zu früh gesprungen , schoss es ihm durch den Kopf. Die Berechnungen sind alle falsch!
    Der Autopilot versuchte, den Eintrittswinkel anzupassen, aber noch bevor Shakey die Anzeigen studieren konnte, wusste er schon, dass sie zu steil in die Atmosphäre stießen. Wie ein Stein würden sie in Richtung Planetenoberfläche stürzen und entweder verglühen
oder zu stark beschleunigen, um rechtzeitig in einen kontrollierten Landeanflug zu gehen. Warnsignale flammten auf, die Anschnallzeichen wirkten gegen das plötzliche allgegenwärtige Rot der Bildschirme geradezu putzig.
    Im Bruchteil einer Sekunde traf er eine Entscheidung. Für solche Augenblicke hatte er einst trainiert. In über hundert Kampfeinsätzen hatte er im richtigen Moment richtig gehandelt, oder zumindest richtig genug, um heute noch zu leben und während der Justifier-Missionen für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher