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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
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wenig aerodynamische Form des Shuttles war nicht für gewagte Atmosphärenmanöver gedacht. Die Felsen ragten in die Höhe, schroff, abweisend, tödlich.
    Dann sah er eine winzige Lücke, ein schmales Tal. Instinktiv riss er den Steuerknüppel herum und gab noch mehr Schub. Das Shuttle legte sich in eine wilde Kurve, die Antriebe brüllten auf. Noch hielten sie auf den Felsen zu, das Schiff bewegte sich zu langsam, zu träge, folgte Shakeys Befehlen nur unwillig.
    Sie rasten zwischen den Felswänden hindurch. Ein furchtbares Kreischen ertönte, als sie einen Felsen streiften und Metall mit furchtbarer Gewalt über Stein gerieben wurde. Das Shuttle wehrte sich einen Moment lang gegen Shakeys Befehle, dann hatte er es wieder unter Kontrolle. Doch als er auf die Anzeige sah, war der Bildschirm schwarz; die Sensoren waren ausgefallen.
    Fluchend suchte er nach Auswegen, seine Finger
huschten über das Kontrollpad, doch das Einzige, was er zu Tage brachte, war eine Höhenanzeige.
    »Heilige Scheiße«, murmelte er, als er begriff, dass er blind landen musste.
     
    Das Shuttle bockte und wurde herumgeschleudert, als befinde es sich im Griff eines titanischen Kindes, das Absturz spielte. John klammerte sich an den Lehnen seines Sitzes fest, obwohl er rational wusste, dass menschliche Muskeln diesen Kräften nichts entgegenzusetzen hatten – nicht einmal, wenn sie wie seine über künstliche übermenschliche Stärke verfügten.
    Es war nicht der Autopilot, der das Shuttle flog, so viel war sicher. Und auch wenn John Shakey als Mitglied seines Teams vertraute, fühlte er sich in den zuckenden Händen des ehemaligen Kampfpiloten nicht vollkommen sicher. Für die leichten, motorisierten Erkundungsgleiter mochte Shakey noch genug Saft haben, aber ein Shuttle in dieser Höllenlage war eine ganz andere Liga.
    In den Frachträumen schlugen Kisten gegen die Wände, wurden mit jeder Bewegung wie tödliche Geschosse umhergewirbelt. Johns Zähne klapperten, als das ganze Shuttle zu vibrieren begann. Er presste den Kopf gegen die Kopfstütze, aber dennoch schlug sein Nacken immer wieder schmerzhaft dagegen, wenn das Shuttle wieder einen Satz machte.
    So will ich nicht sterben . Der Gedanke kam ungebeten, verdrängte alle anderen aus seinem Geist, nistete sich ein. Eigentlich hatte John immer vermutet, dass
er bei einer Mission draufgehen würde, vielleicht von fremder Fauna gefressen oder an einer der tausend Gefahren krepiert, auf die Justifiers zwangsläufig trafen. Früher war er sicher gewesen, dass irgendwo eine Kugel auf ihn wartete, die ihn früher oder später finden würde. Aber immer hatte er sich vorgestellt, dass er aufrecht stehen würde, wenn es so weit war. Sterben in den Stiefeln halt, und zwar, solange man noch nicht zu alt war – wenigstens das sollte ein Soldat wohl erwarten können. Von der beschissenen Pension, die das Militär oder SE zahlten, konnte sowieso keine Sau leben.
    Eine Reihe wilder Schläge ging durch das Shuttle, und dann ertönte ein langes, unerträglich schrilles Geräusch, so laut, dass John das Gesicht verzog. Plötzlich wurde die Luft zu einem Orkan, wirbelte um ihn herum, riss an seinem Haar, an der Uniform, stahl den Schrei von seinen Lippen.
    »Fuck!«
    Für mehr war keine Zeit. Das Shuttle sackte ab, so dass John der Magen bis an den Gaumen stieg, dann legte es sich auf die Seite, drehte sich wieder.
    Und schlug auf.
    Der Aufprall fuhr John durch Mark und Bein, sandte glühende Schmerzwellen am Rückgrat empor. Seine Hände wurden von den Lehnen gerissen, wie Puppenarme in die Luft geschleudert. Die Gurte schnitten sich durch den Stoff in sein Fleisch, pressten ihm die Luft aus den Lungen. Er wollte fluchen, schreien, aber er konnte nicht einmal atmen.

    Noch ein Schlag, weniger heftig, aber stark genug, um John von links nach rechts zu werfen. Seine Schulter prallte gegen die Bordwand, sein Kopf ruckte herum. Um ihn dröhnte die Kakophonie eines Höllenritts. Metall kreischte, als es wie Papier riss. Trümmer segelten durch die Luft, schlugen gegen die Wände und ließen sie wie Kanonen donnern. Von allen Seiten drangen Schreie an seine Ohren. Die meisten seiner Mitflieger hielten sich ziemlich schlecht.
    Etwas Großes flog an John vorbei; Garrellos Sitz, mit den Techniker noch darin. Für einen kurzen Moment sah John sein Gesicht mit vor Entsetzen geweiteten Augen, einen offenen Mund. Dann prallte das grässliche Geschoss gegen ein Schott. Das Geräusch traf John härter als der Anblick,
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