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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
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Kantine auf Farspace Horizon war
nicht besonders gut gewesen, billigstes Fleischimitat aus den Zuchttanks mit Formgemüse aus Algen und Geschmacksstoffen. Es hochzuwürgen war allerdings noch unangenehmer, als es runterzuschlingen. John ging in die Knie und würgte, bis sich sein Magen beruhigt hatte. Als seine Atmung wieder langsamer wurde, hielt ihm eine große Hand einen mattglänzenden Flachmann hin. Bull stand neben ihm, der Schattenriss einer verdammt großen, gehörnten Gestalt vor der gleißenden Sonne. John wollte ihm danken, aber er brachte kein Wort heraus, sondern nickte nur. Der erste Schluck kühles Wasser spülte den sauren Geschmack aus seinem Mund und belebte seinen Geist, so dass er ihn fast an die Kampfdrogen erinnerte, die es früher so oft auf Einsätzen gegeben hatte. Nur Wasser im Flachmann für Bull. Der trockengelegte Wasserbüffel . Beinahe hätte er gekichert, dann fasste er sich an die Stirn. Der Absturz hat mich ganz schön mitgenommen.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte er schließlich, nachdem er den Flachmann halb geleert hatte.
    »Ich habe noch keinen genauen Überblick, aber es sieht nicht gut aus, Boss. Wir haben eine Handvoll Verluste, einige Verletzte, das Shuttle ist Schrott, und von der ohnehin nicht vollständigen Ladung haben wir das meiste beim Absturz verloren.«
    »Tote?« John musste an Garrello denken. »Irgendwer von uns?«
    »Nicht, soweit ich weiß.«
    »Wer war alles an Bord?« Innerlich betete John, dass
es mehr von seinem Team in das Shuttle geschafft hatten, als er gesehen hatte, aber Bulls Aufzählung zerstörte seine Hoffnungen: »Sie, Shakey, Cao, Rourke, Jamie und ich.«
    »Die anderen?«
    »Sind wohl an Bord der Station geblieben. Über ihre Situation weiß ich nichts, Boss.«
    »Fuck.«
    John stand auf. Zwar schien der Boden unter seinen Füßen noch zu wackeln, aber er konnte sich jetzt keine Schwächen erlauben. Er sah sich um. Die Landschaft war fremdartig. Ein dunkler, fast schwarzer Boden war vom Absturz aufgewühlt worden, und um sie herum gab es unmöglich bunte Vegetation. Hohe Bäume und kniehohe Sträucher leuchteten in Purpur, Orange, Rot und Gelb. Faserige Blätter bewegten sich in einem warmen Wind zwischen fleischig wirkenden Stängeln, vereinzelt waren schwarz-grün gefleckte, runde Früchte zu Boden gefallen. Zumindest nahm John an, dass es Früchte waren – alle anderen Vermutungen waren auch nicht appetitlicher. Einige der baumartigen Pflanzen hatte große, rote Blätter, die direkt aus dem Stamm wuchsen und in langen Bögen hinabhingen. Auf den ersten Blick war kein größeres Lebewesen zu sehen, aber das war nicht verwunderlich; immerhin war gerade ein Shuttle abgestürzt, und der Lärm dürfte alles Getier vertrieben haben.
    »Schnapp dir Jamie, Cao und Rourke«, sagte er halblaut zu Bull, als er sich von dem Anblick losriss. Er konnte sich keine Ehrfurcht und schon gar keine
Furcht erlauben. »Holt euch Waffen und sichert die Landezone.« Absturzzone wäre wohl passender, aber scheiß drauf. »Standardprozedur, aber seid verdammt noch mal vorsichtig. Zweierteams, keiner geht allein.«
    »Das mit den Waffen …«
    John horchte auf. Bull war normalerweise direkt, aber sein Tonfall ließ nichts Gutes hoffen.
    »Ja?«
    »Wir waren gerade erst dabei, sie einzuladen. Und sie waren in Laderaum Zwo.«
    »Doppel-Fuck!«
    »Ich sehe, was wir finden können, Sir.«
    »Keine Heldentaten, Sarge. Wir müssen erst einmal ankommen. Und ich brauche bald Meldung über unseren Status.«
    »Verstanden, Sir.«
    Bull lief um das Shuttle herum. Seine Uniform in grünem Flecktarn fiel vor dem bunten Hintergrund ziemlich auf. So viel zur Tarnung auf Planet Disney. John schüttelte den Kopf, um klarer zu werden, was die rötlichen Formen nur vor seinen Augen verschwimmen ließ. Es war heiß, und die Sonne brannte ihm schier unerträglich auf den Schädel. Jedes Mal, wenn sich eine der Pflanzen in einer leichten Brise bewegte, zuckte sein Blick dorthin. Innerlich erwartete er, jeden Moment angriffslustige exotische Kreaturen aus dem fremdartigen Wald auf sich zustürmen zu sehen. Er rieb sich den Nasenrücken, schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Dann ging er auf die Stimmen zu, die er gehört hatte.

    Er musste das Shuttle ebenfalls umrunden, allerdings in die andere Richtung. Auf dieser Seite befanden sich die Ausstiegsluken fast zwei Meter über dem Erdboden, und eine kleine Gruppe hatte sich versammelt, hauptsächlich Techniker und Ladearbeiter. Drei
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