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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action
Autoren: Christoph Hardebusch
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Zivilist wie Reinhards würde den Unterschied zwischen einem ernst gemeinten und einem nachlässigen Salut sowieso kaum erkennen. Dagegen zuckte der Mundwinkel der Leibwächterin kurz, aber sie sagte nichts.
    »Vielen Dank, Leutnant. Richten Sie Ihrem Team meine besten Wünsche aus. Wir zählen auf Sie!«
    Obwohl John so tat, erfüllte ihn das Gerede keinesfalls mit Zuversicht oder gar Zuneigung zu seinem Arbeitgeber.
    »Danke, Sir. Wir werden Sie nicht enttäuschen.« Die Floskel ging ihm glatt über die Lippen. Hundertmal
gesagt, hundert kleine Lügen. Regel Nummer 1: Erzähl den Anzugträgern immer genau das, was sie hören wollen. Alles andere interessiert sie eh nicht.
    Der Alarm hallte weiter durch das Shuttle, während John den Besuch zur Schleuse führte. Hinter sich hörte er, wie ein Teil seines Teams im Besprechungsraum Platz nahm. Vermutlich wurden bereits die ersten Witze über Reinhards gerissen, und auch wenn es eigentlich Johns Aufgabe gewesen wäre, das zu unterbinden, hatte er nichts dergleichen vor. Im Gegenteil – in Gedanken suchte er schon selbst nach einer passenden spöttischen Bezeichnung für den arroganten Manager. Seine Finger huschten über das Kontrollpad der Schleuse.
    Hier war noch alte Technik im Einsatz, mechanische Teile, aber die Shuttles erlebten so viele harte Einsätze, dass simple Technik oft die bessere Wahl war. Die andere Seite der Sache war natürlich, dass der Konzern ungern viel Geld in Ausrüstung investierte, deren Überlebenschancen gering war. Das erklärte auch Johns Gehalt – der einzige Pluspunkt war die Tatsache, dass er davon nicht leben musste, da er die meiste Zeit auf Einsätzen, in der Vorbereitung und den Nachbesprechungen verbrachte. Und währenddessen musste sich Stellar Exploration um die Verpflegung kümmern.
    Die Schleuse öffnete sich nicht.
    »Augenblick«, murmelte er und gab die Zahlenfolge erneut ein. Keine Reaktion – das Licht blieb auf rot.
    »Shakey! Was ist mit der Schleuse los?«
    »Gibt es Probleme, John?«, erkundigte sich Reinhards.

    »Die Schleuse nimmt den Code nicht an«, erklärte John geduldig das Offensichtliche. »Wir kümmern uns darum.«
    Er wandte sich ab und ging in Richtung der winzigen Pilotenkanzel, als erneut der Boden schwankte, diesmal wie bei einem Erdbeben. John fluchte leise, während er sich an der Wand abstützte. Obwohl das Shuttle größer war und mehr Platz bot als manche der alten Vehikel, in denen John schon zu Einsätzen transportiert worden war, blieben die Gänge doch eng und der Raum stark begrenzt. Er spürte Reinhards und seine Leibwächterin dicht hinter sich, als er sich wieder aufrappelte und weiterlief.
    »Shakey!«
    »Was ist, Boss?«, antwortete der kleine Pilot. Als er jedoch mit großen dunklen Augen über die Schulter sah und Reinhards erblickte, fügte er noch schnell ein »Ja, Sir?« hinzu.
    Da der Manager noch hinter ihm war und sein Gesicht nicht sehen konnte, schenkte John seinem Piloten ein gequältes Lächeln.
    »Die obere Schleuse öffnet sich nicht. Und was soll das ganze Gewackel?«
    »Äh …« Die Finger des Piloten huschten über die Tasten. Auf einem Bildschirm an der Seite der Konsole tauchte eine schematische dreidimensionale Karte der Station auf, die sich unter Shakeys Kommandos drehte und vergrößerte, bis der Startschacht zu erkennen war.
    »Wir hängen fest«, stellte er fest, während sein Blick über die Statusanzeigen huschte. »Irgendwer hat alle
Schleusen und Schotts verriegeln lassen. Könnte auch’ne Automatik sein, von wegen Alarm und so.«
    »Kannst du den zumindest leiser drehen?«
    Shakey raste kurz durch einige Menüs, dann wurde der Alarm tatsächlich leiser.
    »Sir, wir haben ein Problem beim Beladen.«
    Bull trat in den kleinen Raum, den er mit seiner Präsenz komplett auszufüllen schien. Der Beta musste sich bücken, um durch das Schott zu gehen, und selbst so wären die mächtigen Stierhörner fast gegen den Rahmen gestoßen.
    »Die Ladeluken sind dicht?«
    »Korrekt, Sir.«
    Im länglichen Gesicht des Sergeants war keine Regung zu erkennen. Hinter ihm quetschte sich ein junger Mann im blaugrauen Techniker-Overall durch das Schott und stellte sich neben Bull. Im direkten Vergleich erschien er winzig, aber gemessen an dem Bovinae-Beta wirkte selbst John klein und schmächtig. Unter Bulls Uniform wölbten sich mächtige Muskeln, und das kurze Fell des Betas war blauschwarz. Die meisten Menschen wichen instinktiv vor der minotaurusartigen Gestalt zurück,
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