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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht
Autoren: Reinhard Berk
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es eben etwas teurer", sagte Nicoletta. Ihr leicht herauszuhörender, osteuropäischer Akzent unterstrich die Härte ihrer Worte.
    Frank Baumel schaute die Frau entgeistert an.
    Er kannte die Frau vom Jugendheim her. Drei-, viermal waren sie sich im Vorübergehen begegnet, aber richtig zur Kenntnis genommen, hatte er sie nie, obwohl Nicoletta auf ihre Art eine aufregende Erscheinung war. Aber Frauen interessierten ihn ohnehin nicht wirklich.
    "Was soll diese Scheiße, Friedhelm? Was macht die hier? Bist du verrückt, wie kannst du sie einweihen?" Baumel trat der Schweiß auf die Stirn, das war eine neue Situation für ihn. Noch nie fühlte er sich so hilflos und in die Ecke gedrängt. Jahrelang war alles gut gegangen, von seiner Vorliebe für Jungen wusste außer Dr. Friedhelm Heb und Uwe Stromberg niemand etwas.
    "Sie gehört zu mir “, antwortete Uwe. "Und sie meint, dass sie uns ruhig etwas bezahlen können für ihre Vergnügungen."
    "Ihr seid verrückt, ihr seid doch genauso dran wie ich. Sag was Friedhelm, was ist mit dir?"
    "Der Doktor ist unserer Meinung, Dickerchen. Du zahlst uns ab jetzt jedes Mal 500 Mark, wenn du den Kleinen ficken willst. Das ist fast geschenkt, es ist ein Kind. Dafür zahlst du woanders das Zehnfache" In Nicolettas Augen glitzerte die gleiche Kälte, die Baumel aus ihrer Stimme hörte.
    "Ich ficke Mathae nicht! “, schnaubte Baumel. Aus seiner Empörung war fast eine Spur Liebe heraus zu hören. Er verlor jetzt mehr und mehr die Kontrolle über sich.
    "Nennen sie es, wie sie wollen, es interessiert uns nicht. Sie bezahlen und bekommen Mathae, und wenn sie nicht bezahlen, bekommen sie ihn eben nicht. Es wäre doch mehr als unangenehm, wenn etwas über ihre Schäferstündchen an die Öffentlichkeit gelangen würde." Nicoletta spielte kaltblütig ihre Trümpfe aus.
    "Nee, so einfach ist das nicht. Ihr hängt genauso in der Sache drin, wie ich auch." Frank Baumel schöpfte Hoffnung. "Geh ich unter, geht ihr mit unter. Friedhelm überleg mal, dann kannst du deinen Job als Heimleiter an den Nagel hängen und gehst ins Gefängnis wie ich und dieses Arschloch da ...", Baumels Kopf zeigte auf Uwe,“.. dieser Vollidiot geht auch zurück in den Knast." Baumel geriet langsam völlig aus der Fassung.
    Dr. Friedhelm Heb sagte kein Wort. Er vermied es seinen Freund anzusehen, denn er wusste, dass Nicoletta und Uwe längst entschieden hatten.
    "Das riskieren Sie nicht, dafür haben Sie zu viel Schiss. Für Sie hängt zu viel davon ab Baumel! Sie sind doch Politiker. Wenn das hier raus kommt, sind Sie am Ende. Hier und überall sonst. Sie können sich die Kugel geben und im Knast freuen sich die Jungs auf Kinderficker ganz besonders." Jetzt lächelte Nicoletta ihn sogar an.
    Was war das für eine Frau , dachte Baumel. Sie schien ihren Auftritt richtig zu genießen.
    "Gib ihnen das Geld Frank, sie meinen es ernst. Nur so können wir aus der Sache raus kommen." Außer der Begrüßungsfloskel war es das Erste, was Dr. Heb sagte, seit sie sich hier in seinem Arbeitszimmer getroffen hatten.
    Eine schwere, durch ihren kunstvoll gestalteten Schirm aus gebürstetem Edelstahl, nur wenig Licht spendende Schreibtischlampe und eine hinter Dr. Hebs Stuhl platzierte Stehlampe, leuchteten den Raum nur kläglich aus. Frank Baumel hatte auf einem der beiden gepolsterten Besucherstühle Platz genommen, während Nicoletta Tschetschowa und Uwe Stromberg es vorzogen, zu stehen. Die Zusammenkunft des Quartetts war an sich schon ungewöhnlich genug, aber dass das Treffen am späten Abend stattfand und dazu in dieser Besetzung hatte Frank Baumel nicht nur neugierig, sondern auch ärgerlich gemacht. Jetzt zeigte sich der Grund für die Aussprache und aus seiner Neugier war inzwischen Wut geworden. Er musste sich zusammenreißen, um nicht endgültig die Beherrschung zu verlieren.
    Das Fenster stand offen. Die Luft hatte sich durch die anhaltende Hitze der vergangenen Tage selbst um diese Uhrzeit kaum abgekühlt. Es war die heißeste Zeit des Jahres. Tagsüber suchte man den Schatten und nur einige wenige, absolute Sonnenanbeter, setzten sich ungeschützt und freiwillig ihrer Strahlkraft aus, wenn nicht eine Gelegenheit zur notwendigen Abkühlung in der Nähe war. Jedem Beteiligten an dieser kleinen, intimen Zusammenkunft wäre die über dem Raum liegende Spannung anzusehen gewesen, vorausgesetzt, die Lichtverhältnisse hätten es besser zugelassen. So aber zeugten einzig das von der Schreibtischlampe angestrahlte Gesicht Dr.
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