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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht
Autoren: Reinhard Berk
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allerdings schwer einschätzen ließ. Er trug eine blaue Latzhose, die mit Farbflecken und Gipsresten bekleckert war und ein dunkel rotes Unterhemd. In der seitlichen Zollstocktasche befand sich das diesbezüglich dafür vorgesehene Arbeitsgerät, ein Teppichmesser sowie ein fast Finger dicker Bleistift. Die Insassenkombination kam Richard verdächtig vor. Der Kommissar kombinierte schnell und zählte eins und eins zusammen. Er machte sich den vorgefundenen Sachverhalt, dass es sich eventuell um ein diskretes, illegales
    Be schäftigungsverhältnis, zumindest um eine kleine Schwarzarbeit oder etwas Ähnliches in dieser Art handeln könnte, zunutze. Richard wollte bluffen.
    "Bevor wir die Polizei herbemühen, die das Unfallgeschehen ermittelt und unsere Personalien aufnimmt, sollten wir die Fahrbahn wieder freimachen, sonst haben wir nachher einen Stau bis Mühlheim Kärlich. Die Schuldfrage ist eindeutig. Wofür also die Kollegen?" Der Kommissar sagte es absichtlich mehr zu Frau Altmeiers Begleiter hin gewandt, der den Ball erwartungsgemäß sofort aufnahm und Richard nickend zustimmte. Richard bemerkte sehr wohl den kurzen Blickkontakt zwischen der Frau und dem Mann. Diese Feststellung bestärkte in ihm das Gefühl, dass er mit seiner Einschätzung, was das Verhältnis der beiden betraf, nicht allzu falsch lag. Er registrierte es mit einem Grinsen. Sie bugsierten die Autos an den äußersten Fahrbahnrand, sodass der Verkehr wieder völlig ungehindert ans Rollen kam, und tauschten die Adressen und Versicherungskärtchen aus.
    "Ist doch keine Katastrophe gute Frau", beruhigte Richard die Dame wiederholt, als sie sich abschließend nochmals den kleinen Schaden gemeinsam anschauten. "Oder was meinen sie, Herr ...? “Herr Rudy war in Richards Augen aufgrund seiner polnischen Herkunft geradezu prädestiniert für ein erstes Gutachten. Zu dieser Zeit galten die Polen als das Maß aller Dinge im europäischen Autogeschäft. Nach weiteren fünf Minuten Small Talk und dem anschließenden Austauschen von Personalien, Telefonnummern und Versicherungskärtchen, trennten sich ihre Wege. Alles andere würde automatisch seinen Gang nehmen.
    Um kurz nach vier stellte Richard den Passat auf dem Hof des Polizeipräsidiums ab. Richard ging eine Runde ums Gebäude, nahm den Haupteingang und grüßte die Wache mit einem Augenzwinkern und einem aufgesetzten Lächeln. Er benutzte den Aufzug, um in den achten Stock zu fahren. Vor dem Prozedere, was ihm nun bevorstand, graute es ihm. Die Einlassungen der Kollegen und der obligatorische Rüffel seiner Vorgesetzten perlten an ihm ab. Das war das kleinste Problem für ihn, aber der bürokratische Ablauf, der bevorstand, war es, der ihn ankotzte.
    Was das jetzt wieder für einen Ärger geben würde , dachte sich der Kommissar. Sein Dienstausweis, der daraus resultierende Respekt von Frau Altmeier und ihres Begleiters und das unangenehme Gefühl der beiden, mögliche, für sie peinliche Fragen der Polizei beantworten zu müssen, bewahrten ihn davor, dass die Kollegen von der Schutzpolizei herbeigerufen wurden. Er hatte auf dem Hinweg zum Brandort eine große Flasche Königsbacher getrunken und auf dem Rückweg einen kurzen Stopp an dem Straßenkiosk vor der Falckenstein Kaserne ein- und dort einen Stuppi, nachgelegt. Dazu kam der nicht unerhebliche Restalkohol der vergangenen Nacht. Sein Alkoholpegel war nach eigener Beurteilung zwar nicht erwähnenswert gewesen, doch einer Kontrolle hätte seine Einschätzung nicht standgehalten. Na ja, wofür sind die Autos haftpflichtversichert? Die Frau wird schon nicht leer ausgehen, aber dafür musste Richard einen Bericht in mehrfacher Ausfertigung schreiben und das hasste er.
    "Mann, du verbreitest vielleicht wieder mal eine Stimmung", sagte Sandra Götze, als sie von ihrem Kollegen im Schnelldurchgang über die Ereignisse des Nachmittags, informiert wurde. Mit der jungen Polizistin teilte sich der Kommissar ein Büro und bildete in der Regel mit ihr ein durchaus erfolgreiches Ermittlerduo. Polizeimeisterin Götze hatte keine Lust sich von Richards schlechter Laune den bevorstehenden Feierabend vermiesen zu lassen.
    "Wenn der Berk nicht soviel rammeln würde, hätte ich diese Scheiße jetzt nicht am Hals!“, brummte Richard.
    "Vielleicht hast Du diese Scheiße aber auch nur am Hals, weil du nicht aufgepasst hast und nicht weil Reinhard soviel rammelt. Oder ist das der Neid?", Sandra hatte, im Gegensatz zu anderen Kollegen, in solchen Situationen
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