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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control
Autoren: Thomas Flinn
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sind Sie?«, fragte er argwöhnisch und ahnte die Antwort bereits.
    »Wissen Sie es wirklich nicht, Major? Nach mir wurde ein Königreich benannt…« Zulu lächelte breit, und Hassan glaubte einen grinsenden Totenschädel anzustarren. »Sie glauben nicht, wie gern ich es sehen würde, wenn Sie und Ihr hilfreicher Offizier Ihrem Oberkommando persönlich von der Begegnung mit mir berichten würden. Aber das geht leider nicht. Sie beide wissen zu viel.«
    »Was wissen wir?«, fragte Hassan.
    »Wie ich schon sagte: zu viel! Grüßen Sie mir Ihre Pharaonen.« Der Albino verließ den Kommandostand.
    Die beiden Löwen-Betas hoben die Waffen, legten auf Hassan und Gazzem an und betätigten den Abzug.
    XENO-SPEKTAKULARIUM
    System: Sol Ort: Luna (Erdmond]
    Mondbasis Alpha 2 24. April 3042
    Blut spritzte gegen die Glasscheibe, als der Leguan von dem Gewirr herabfallender Nesselfäden umschlungen und wie eine faule Frucht zerquetscht wurde. Dem Reptil blieb nicht einmal Zeit, die halbverschlungene Stabheuschrecke auszuspucken, mit der Nikolaj es in die Nähe des Gorgonenbaums gelockt hatte. Ein befremdliches Zittern lief durch den Leib des riesigen Exowesens, und die Überreste seines Opfers wurden von den klebrigen Fäden zur Spitze des Stamms in fast zweieinhalb Metern Höhe emporgezogen, wo ein gewaltiger Schlund bereits darauf wartete, das frische Fleisch zu verschlingen.
    »Fressen und gefressen werden! Auf anderen Planeten gilt das eherne Gesetz der Natur ebenso wie früher auf der guten alten Erde«, erklärte Nikolaj mit breitem russischem Dialekt.
    Die Gruppe Teenager, die sich vor dem riesigen Terrarium eingefunden hatte, um die Fütterung des Xenos mit anzusehen, quittierte die Bemerkung mit begeisterten Pfiffen. Und so dauerte es etwas, bis er wieder das vertraute Keckern, Gurren und Fiepen der anderen ausgestellten Tiere hören konnte. Die Schülerschar hatte längst ihre Fotosticks gezückt, um das grausige Spektakel so schnell wie möglich im StellarWeb zu verbreiten.
    Du wiederholst dich!, sagte die Stimme in Nikolajs Kopf. Kannst du dir nicht mal neue Sprüche einfallen lassen?
    Warum sollte ich?, antwortete er in Gedanken. Erfüllt doch seinen Zweck.
    In Wahrheit war das exotische Geschöpf hinter der Panzerglasscheibe auch so beeindruckend genug. Mit seinen herabhängenden Nesselfäden ähnelte es einer gewaltigen Seeanemone. Nur dass der Leib des Wesens die Färbung schwarzen Turmalins besaß, in den dicken Adern unter der borkigen Haut Säfte wie menschliches Blut pulsierten und es fast so groß war wie ein kleiner Baum. Die Fütterung des gefährlichen Gorgonenbaums - Nikolaj sorgte jedes Mal dafür, das »r« von »gefährlich« bei seinen Ansprachen entsprechend zu betonen - bildete nicht umsonst den Höhepunkt seiner Wanderausstellung.
    Die Stimme in Nikolajs Kopf knurrte gelangweilt und verstummte dann.
    Nikolaj rückte die Multibrille mit den runden, stark getönten Gläsern zurecht. Sie war weit mehr als nur ein modisches Accessoire, auch wenn er sich bemühte, diesen Eindruck zu erwecken. Farblich war sie auf das Kopftuch abgestimmt, das er über dem halblangen schwarzen Haar trug, und selbstverständlich passte sie auch zu seiner khakifarbenen Lederjacke. Die Kleidungs-Bots hier auf Mondbasis Alpha 2 waren ihr Geld wert. Er hatte für die Jacke bewusst einen Schnitt gewählt, der an die alten Kosakenhemden seiner russischen Heimat gemahnte.
    Das Material bestand aus echtem Rindsleder von Tau Ceti Prime, und hier in Erdnähe wusste der Stil sicher romantische Assoziationen zu wecken. Verwegenes russisches Abenteurertum. Ferne Planeten. Der Geruch von Weite und Gefahr. Das Publikum liebte so etwas. Er verkaufte ja nicht nur einen einfachen Zoobesuch - er verkaufte ein Gefühl. Ein gewisses Entertainment in seinem nicht gerade freiwillig gewählten Gewerbe war mindestens ebenso wichtig wie die richtige Auswahl lebender Exponate, die er ausstellte. Seine Besucher zahlten für das gewisse Quäntchen Exotik schließlich ebenso bereitwillig wie für die Illusion, sich von einem vermeintlichen Xeno-Großwildjäger wie ihm durch die unzivilisierten Weiten fremder Planeten führen zu lassen.
    Jetzt noch mit den Schülern rüber zu dem Käfig mit der Betterday’schen Rubinspinne, dann konnte er in einer Stunde wie geplant an Bord der Nascor sein, um die nötigen Abflugvorbereitungen zu treffen. Nikolaj lächelte beim Gedanken an das Schiff. Mit seinen über 90 Metern Länge und einer Tonnage von knapp
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