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Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition)
Autoren: David Almond
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Er hat seinen Fußball dabei. Er tritt ihn gegen die Mauer. Dann geht er wieder hinein.
    „Er wird einen Freund brauchen“, sagt Mama.
    „Meinst du?“
    „Du nicht?“
    Sie lässt mich allein.
    Ich nehme meinen Bleistift auf einen weiteren Spaziergang über das Blatt Papier mit. Das Blatt ist die Straße. Der Stift bin ich. Ich nähere mich Mr Myers’ Haustür.
    Ich komme mir so dumm vor, so jung. Ich bin furchtbar nervös. Ich habe noch niemals den Versuch unternommen, einen Freund zu gewinnen.
    Ich hole tief Atem.
    Ich schreibe.
    Mina McKee ging die Straße entlang und klopfte an die Tür. Der Junge kam heraus und Mina sagte: „Hallo, ich heiße Mina. Wie heißt du?“
    Traue ich mich das? Ich stelle mir vor, wie er bedrückt und übellaunig im Haus hockt. Ich stelle mir vor, wie er zur Tür kommt, mich böse anschaut und mir sagt, ich soll weggehen. Was will ein Junge mit einem Fußball unter dem Arm mit jemandem wie mir?
    Aber es aufzuschreiben, verleiht mir Mut.
    Mina stand auf, ging zur Haustür hinaus und über die Straße. Mina stand auf, ging zur Haustür hinaus und über die Straße.
    Vielleicht wäre er gar nicht schlecht gelaunt. Vielleicht wäre er froh. Vielleicht würde er tatsächlich etwas mit jemandem wie mir zu tun haben wollen.
    Ich stehe auf. Lege das Notizbuch und den Stift zur Seite. Gehe zur Haustür hinaus. Die Straße entlang. Mein Herz hämmert. Die Luft ist totenstill. Ich höre Geschrei, die Art von Geschrei, die Mama wohl auch gehört hat. Es kommt von der Rückseite des Hauses. Es ist die Stimme einer Frau, wütend und verängstigt. Ich kehre nicht um. Mit schnellen Schritten gehe ich dorthin, wo die Häuser enden, und biege in die Gasse ein, die hinter den Häusern entlangführt.
    Ich komme zum Haus von Mr Myers. Im Hinterhof steht eine uralte, baufällige Garage. Die Pforte zur Gasse hinaus ist wohl schon vor Jahren abgefallen, und irgendjemand hat die Öffnung mit etwa einem Dutzend massiver Holzbretter vernagelt. Neben der Garage ragt eine Mauer knapp zwei Meter in die Höhe. Davor steht eine Mülltonne. Dort hinaufzukommen, wäre einfach, und von da aus könnte ich auf die Mauer klettern, in den Garten schauen und dann sagen: Hallo. Ich heiße Mina.
    Die Frau schreit wieder. „Bleib draußen! Verstanden?“
    Der Junge murmelt etwas. Seine Worte scheinen sie nur noch wütender zu machen.
    „Meinst du nicht, dass wir schon genug Sorgen haben?“, schreit sie. „Also geh da nicht mehr rein! Verstanden? Verstanden?“
    Sie klingt so ängstlich, so völlig am Ende mit ihren Nerven.
    „Bleib bloß da draußen!“, schreit sie wieder, und dann ist es still.
    Ich stehe allein in der kleinen Gasse. Ich sage mir, dass ich heimgehen sollte, aber hier zu stehen, kommt mir wie ein Abenteuer vor, obwohl ich nicht weit weg von zu Hause bin und alles still und ruhig ist. Mein Herz schlägt schnell.
    Kurz darauf höre ich das Aufprallen des Balls. Ich lehne mich gegen die Garagenwand und fühle, wie sie unter der Wucht des Balls erzittert. RUMMS ! KNALL ! BUMM ! Ich höre, wie der Junge vor Anstrengung und Ärger grunzt.
    Wer ist er? Wie wird er sich benehmen, wenn ich den Mut finde – falls ich den Mut finde – ihn anzusprechen?
    Nach einer Weile höre ich wieder die Stimme seiner Mutter. Ob er zum Mittagessen ins Haus kommt? „Nein“, sagt er. „Nein!“ Dann höre ich ihre Stimmen dicht beieinander. Sie ist jetzt ruhiger. Ich stelle mir vor, wie sie neben ihm steht, ihn streichelt, ihm das Haar verstrubbelt, mit ihm spricht, ihm ihren Zorn erklärt. Es ist die alte Garage, vor der sie Angst hat. Das muss es sein. Bitte bleib draußen, sagt sie ihm. Dann höre ich eine Türklingel und ihre Schritte, die sich eilig entfernen. Jetzt!, sage ich mir. Jetzt!
    Aber ich tue es nicht. Tu es!, befehle ich mir. Aber ich tue es nicht. Und dann höre ich eine Tür knarren. Danach nichts mehr. Kein Fußball. Gleich darauf die Stimme des Vaters, die auch schreit.
    „Michael! Michael! Haben wir dir nicht schon hundertmal gesagt, dass …?“
    Michael. Das ist sein Name. Aber es ist zu spät.
    Jetzt ist sein Vater bei ihm, und sein Vater schlägt gegen eine Wand und die Garage erzittert, und dann höre ich sie zum Haus zurückgehen.
    Dumme Mina! Chance vertan! Angsthase!
    Ich warte, aber sie sind weg. Und ich schlurfe nach Hause. Und schreibe.
    Angsthase! Ich habe Angst. Hab keine Angst!
    Ich will mich nicht dumm und erbärmlich fühlen. Ich schreibe eine außergewöhnliche Aktivität für
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