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Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs
Autoren: Dan White
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Organisation.
    Breiten Sie Ihre schrecklichen Flügel aus und fühlen Sie Ihre Kraft – es ist an der Zeit, flügge zu werden und sich in die Lüfte zu erheben. Und wenn sich Ihr Schatten über das Land unter Ihnen legt, werden die Menschen in ihre Häuser fliehen, die Tiere werden winseln und sich hinkauern, der Wind wird nicht länger durch die Blätter rascheln und alles wird still werden. Sie haben die Position, Sie haben die Macht – ergreifen Sie sie.
    Auftritt: Der Tyrann.

Kapitel 1 – Lektionen in Tyrannei
    Es ist sicherer, gefürchtet als geliebt zu werden.
    Wenn Sie Leute bestrafen, dann achten Sie darauf, noch jemanden Zusätzlichen zu bestrafen – am besten Unschuldige, um Ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen.
    Führung ist kein Beliebtheitswettbewerb, also muss es ein Unbeliebtheitswettbewerb sein.
    Hüten Sie sich vor Weicheitum und Weichei-Chefs – aber versuchen Sie auf keinen Fall , diese auf den rechten Weg zu bringen.
    Natürlich hat niemand Lust, ein schrecklicher Anführer im üblichen Wortverständnis zu sein, so wie ich kein schlechter Tennisspieler sein will. Wir müssen unser Verständnis von »schrecklich« umpolen. Wir sollten uns nach diesem Titel sehnen, ihn begehren, danach gieren. Wir wollen Der Schreckliche Chef werden.

Kapitel 2 – Argumente für die Tyrannei
    Im letzten Kapitel haben wir uns den Begriff »Tyrannei« zurückerobert. Tyrannei ist also etwas, zu dem wir emporstreben können, etwas Beeindruckendes, etwas, an dem wir Anteil haben wollen. Emotional macht das alles Sinn. Doch der Tyrann lässt sich seine kalte, harte Logik nicht von Emotionen verhüllen. Wir müssen uns die Frage stellen: Macht es im 21. Jahrhundert Sinn, zum Tyrannen zu werden? Nur weil es bei Iwan in den 1560er-Jahren funktioniert hat, bedeutet das noch lange nicht, dass es sich ohne Weiteres übertragen lässt. Die Geschichte zeigt, dass es zwei entscheidende Bedingungen gibt, die erfüllt sein müssen, bevor Tyrannei wirklich sinnvoll ist. Sehen wir sie uns an:
    1. Unsicherheit
    Diktatur nährt sich von Unsicherheit. Wenn ein hoher Grad von Unsicherheit herrscht, gibt es fast nichts, mit dem Sie als Chef nicht durchkommen können. Das liegt daran, dass sich die Leute höchst unwohl fühlen, wenn sie sich Veränderungen gegenübersehen. Sofort fürchten sie das Schlimmste und gehen davon aus, dass sie etwas verlieren werden, das ihnen wichtig ist. Die Befürchtung eines potenziellen Verlusts ist schlimmer als der Verlust selbst; denken Sie nur an das Gefühl, bevor Sie ein Pflaster abreißen wollen oder an die paar Augenblicke auf einem hohen Sprungbrett, kurz vor dem Absprung. Ein Chef, der den Wandel oder auch den Verlust beschleunigen kann, wird fast immer als gut betrachtet. Tyrannen können daraus zwei nützliche Lektionen ziehen. Erstens: Je unsicherer die Situation, desto größer die Freizügigkeit, mit der Sie Ihr Tyrannentum ausüben können. Fast alles, was den Leuten auch nur einen Hauch Sicherheit gibt, können Sie gar nicht genug bekämpfen. Zweitens ist daher hilfreich, einen Zustand der Unsicherheit und Veränderung aufrechtzuerhalten.
    Je unsicherer die Situation, desto größer die Freizügigkeit, mit der Sie Ihre Tyrannei ausüben können.
    Lassen Sie nicht zu, dass die Leute sich komfortabel einrichten oder an etwas gewöhnen. Eine Person, die sich einmal eingerichtet hat, ist viel schwerer zu terrorisieren als ein Nomade. Wenn wir uns umsehen, erleben wir ein atemberaubendes Ausmaß politischer, ökonomischer, sozialer und ökologischer Unsicherheit. Despoten gedeihen unter diesen Bedingungen und sollten daran denken, das Ihre zur Aufrechterhaltung dieser Bedingungen für die zukünftigen Generationen von Tyrannen beizutragen. An alle da draußen, die für Unsicherheit sorgen: Wir ziehen den Hut vor euch, und nebenbei: Gute Arbeit, es ist zurzeit wirklich herrlich unsicher.
    Winston Churchill, der britische Premierminister während des Zweiten Weltkriegs, liefert ein hervorragendes Beispiel dafür ab, wie eine bedrohliche Situation voller Unsicherheit jeden zu erbarmungslosen Entscheidungen treiben kann. Die Nazis fegten 1939 so schnell über Europa, dass Frankreich schon gefallen war, bevor es sich wirklich zum Widerstand organisieren konnte, sodass Großbritannien sich einem unmittelbar bevorstehenden Sturm auf seine Inselfestung gegenübersah (das letzte Mal war dies im Jahr 1066 erfolgreich geschehen; wir haben es also mit einem für die Briten undenkbaren Zustand zu
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