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Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs
Autoren: Dan White
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tun). Die Alliierten saßen ziemlich in der Klemme, doch Großbritannien unter Churchill hatte immer noch ein Ass im Ärmel, und zwar die britische Navy. Die war damals für sich genommen schon fast eine Supermacht und selbst zu diesem Zeitpunkt, als Großbritannien umzingelt war, waren es sicher nicht die Deutschen, die die Wellen regierten. Doch wie sah es mit der französischen Marine aus? Auch das war eine beträchtliche Macht, die sich jedoch technisch gesehen bereits in der Hand der Deutschen befand, und so lag sie infolge des Waffenstillstandsabkommens zwischen Deutschland und Frankreich eingemottet in den Häfen überall auf der Welt. Theoretisch entzog dieses Abkommen die französische Flotte der Hand der Deutschen, und auch praktisch gesehen hatte Hitler nicht die Ressourcen, sie zu kommandieren, so zerstreut über die ganze Welt, wie sie war. Zudem hatte der französische Admiral Darlan Churchill persönlich zugesichert, dass er seine Flotte versenken würde, sollten die Deutschen versuchen, sie zu übernehmen. Der Großteil der französischen Flotte war über die Weltmeere verstreut, doch ein beträchtliches Geschwader lag vor Oran in Algerien vor Anker, darunter vier Schlachtschiffe und sechs Zerstörer.
    Was hätten Sie getan, hätten Sie in Churchills Schuhen gesteckt? Folgendes hätte passieren können:
    1. Die französische Flotte könnte sich britischem Kommando unterstellen;
    2. Die französische Flotte könnte den Krieg über friedlich im Hafen bleiben;
    3. Die französische Flotte könnte zu jedem Zeitpunkt von den Deutschen überrascht und gekapert werden;
    4. Die Deutschen könnten versuchen, die französische Flotte zu übernehmen, und die Franzosen würden versuchen, ihre eigenen Schiffe zu versenken.
    Die Situation war ungewiss. Die USA hatten sich immer noch nicht entschieden, ob sie sich in einen europäischen Krieg einmischen sollten, besonders, da Großbritannien kaum den Eindruck erweckte, noch viel ausrichten zu können. Die Deutschen erwarteten, dass die Briten schnell kapitulieren würden – die Lage war düster. Da erhob sich ein bis dato schlummernder Tyrann und Churchill handelte in diesem Fall ungewohnt rücksichtslos. Anfang Juli 1940 sandte er ein Ultimatum an die gesamte französische Flotte mit folgenden Optionen:
    1. Lauft zusammen mit der britischen Navy aus und übergebt eure Schiffe britischem Kommando.
    2. Steuert französische Häfen auf den westindischen Inseln außerhalb der Reichweite der Deutschen an.
    3. Versenkt eure Schiffe innerhalb von sechs Stunden.
    4. Wir übernehmen das Versenken für euch.
    Die Franzosen konnten nicht glauben, dass die letzten beiden Optionen allen Ernstes von einem ihrer Verbündeten erzwungen werden sollten. Einige Kommandanten übergaben ohne viel Aufhebens zu machen ihre Schiffe. Manche leisteten mit einigen Verlusten den britischen Enterkommandos in Portsmouth Widerstand. In Oran wurde ein britisches Kriegsgeschwader zusammengestellt, das der dort vor Anker liegenden französischen Flotte das Ultimatum überbrachte. Die Franzosen weigerten sich, zu glauben, die Briten würden das Feuer eröffnen. Nach sechs Stunden schickten die Briten bei laufenden Verhandlungen von HMS Ark Royal eine verschlüsselte Botschaft an die Luftwaffe, an der Mündung des Hafens magnetische Minen abzuwerfen.
    Da erhob sich ein bis dato schlummernder Tyrann und Churchill handelte ungewohnt rücksichtslos.
    Jetzt saßen die Franzosen in der Falle. Die britische Verhandlungsgesandtschaft machte sich auf ihren Barkassen davon, und sobald sie außer Reichweite waren, eröffnete HMS Hood, das größte Kriegsschiff unter den beiden Parteien, das Feuer. Wiederum glaubten die Franzosen, das sei lediglich ein Bluff, worin sie noch durch die Tatsache bestärkt wurden, dass keines der Geschosse sein Ziel fand. Die Franzosen hatten Anker geworfen, konnten nicht manövrieren oder ihrerseits eine Kanonade auf die Briten beginnen, die wegen der größeren Reichweite der eigenen Geschütze nicht zu treffen waren. Die Minen riegelten die Ausfahrt aus dem Hafen ab, sodass sich die Franzosen zurücklehnten und auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen warteten. Die HMS Hood nahm die französische Flotte weiterhin unter Feuer, wobei die dritte Salve schließlich ihr Ziel fand und die Bretagne traf, die explodierte. 977 Besetzungsmitglieder kamen ums Leben. Das Undenkbare setzte sich fort, denn als der Rauch sich verzogen hatte, hatten die Franzosen drei Kriegsschiffe
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